2. Bundesliga

Was hinter Fortuna Düsseldorfs Ticket-Revolution steckt

Signal für deutschen Profifußball

Was hinter Fortunas Ticket-Revolution steckt

Fortuna Düsseldorf hat eine Ticket-Revolution angekündigt.

Fortuna Düsseldorf hat eine Ticket-Revolution angekündigt. picture alliance / Sportfoto Zink / Daniel Marr

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt gibt es seit dem gestrigen Dienstagnachmittag, 25. April 2023, zwei riesige Überraschungen: Die erste ist, in Düsseldorf konnte trotz etlicher Eingeweihter erstaunlich lange geheim gehalten werden, was am heutigen Mittwoch ab 14.30 Uhr offiziell bekanntgegeben werden soll: Zweitligist Fortuna hat nicht weniger als eine Ticket-Revolution angestoßen. Diese versetzt den gesamten deutschen Fußball in Aufregung, seit die Einladung zur Pressekonferenz verdächtig kurzfristig rausging - und im Anschluss erste Fakten über das Modell "Fortuna für alle" geleakt wurden.

Dies steht nach kicker-Informationen bislang fest:

Der Traditionsverein von 1895 will ein solcher bleiben und auf Dauer wieder erstklassig spielen. Um die dafür erforderliche Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen, braucht es die entsprechenden finanziellen Mittel. Der Vorstand der Fortuna will dazu neue Wege gehen, setzt auf ein Gemeinschaftsprojekt mit mehreren Unternehmen als Sponsoren sowie auf die Kommune, die sich ohnehin "Sportstadt" nennt.

Ticketbewerbung über digitale Plattform

Der Aufsehen erregendste Schritt dabei: Bei Liga-Heimspielen sollen die Zuschauer freien Eintritt haben, auch die Gästefans. In der kommenden Saison werden die Tickets für drei Partien kostenlos sein. Würde der Plan der Düsseldorfer komplett aufgehen, wäre sie am Ende in der Lage, alle 17 Punktspiele einer Saison in der Merkur-Spielarena kostenlos anzubieten.

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Zu dem Modell zählt außerdem: Die Einnahmen, die die beteiligten Sponsoren ermöglichen, gehen zu 50 Prozent in den Profikader. Jeweils 20 Prozent sollen in den Nachwuchs und den Fußball der Frauen investiert werden, weitere zehn Prozent fließen in nachhaltige Projekte und soziale Initiativen in der Stadt und der Region.

Die Stadt Düsseldorf, derzeit schwarz-grün geführt, kommt mit dem Stadion ins Spiel, das ihr gehört und in dem Modernisierungsmaßnahmen, vor allem auch digitaler Art, erforderlich sind.

Auf einer digitalen Plattform sollen sich in Zukunft Interessierte um Tickets bewerben können. Dieses Portal könnte zugleich ein Forum für Mitsprache und Partizipation von Bürgern und Fans sein, heißt es noch etwas nebulös.

Andere Einnahmen sollen Erlösquelle Eintrittskarten sukzessive ersetzen

Die Namen der beteiligten Firmen und den Start-Etat wollen Spitzenvertreter des Klubs und wohl auch der Stadt sowie von Sponsoren am Nachmittag bekanntgeben. kicker-Recherchen bestätigen: Die ersten Unterstützter haben für eine Laufzeit von zunächst fünf Jahren zugesagt.

Große Unterschiede: Das Zuschauer-Ranking der 2. Liga

Die Idee dahinter scheint klar: Der Zweitligist will eine Erlösquelle, nämlich den Verkauf von Eintrittskarten, sukzessive komplett durch andere Einnahmen ersetzen, potenzielle Sponsoren durch die Aussicht auf nachhaltige und gesellschaftliche Effekte gewinnen und sich in der Stadt und der Region Düsseldorf fester verankern.

Auf der Hand liegt: Wer ein solch mutiges, einzigartiges Projekt wagt, den bewegt die Einsicht, dass es mit althergebrachten Sponsoring-Modellen allein nicht mehr möglich ist, Erstliga-Fußball zu erreichen und zu halten. Es sein denn, man hat strategische Partner neuer Art oder eben Investoren.

Düsseldorfer Vorstoß ist ein Zeichen aus dem und für den deutschen Profifußball

Der Düsseldorfer Vorstoß ist somit auch ein Zeichen aus dem deutschen Profifußball - und auf jeden Fall auch ein Signal für den deutschen Profifußball, egal ob die Fortuna damit glücklich wird oder nicht.

Viele Detailfragen - wie etwa nach den steuerrechtlichen Bedingungen und dem Prozedere der Kartenvergabe - sind noch offen, die ersten dürften am Nachmittag bereits beantwortet werden.

Die Fortuna hat aktuell einen Zuschauerschnitt von 29.378, liegt damit auf dem vierten Rang der 2. Bundesliga, zuletzt war die Arena Ende März gegen den Hamburger SV mit 51.200 Zuschauern ausverkauft.

Jörg Jakob