Nicolas Höfler zeigte sofort an, Marcus Thuram gar nicht berührt zu haben, doch Schiedsrichter Benjamin Brand legte sich ebenfalls direkt fest: Er entschied in der 65. Minute von Borussia Mönchengladbachs Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstag auf Elfmeter für die Gastgeber. Dann meldete sich Videoassistent Benjamin Cortus.
Und so kam nach Ansicht der Bilder auch Brand zu dem Schluss, dass sich Thuram im Duell mit Höfler zu einer Schwalbe hatte hinreißen lassen. Elfmeter gab es nicht - eine Gelbe Karte für die Unsportlichkeit des Gladbacher Angreifers aber ebenso wenig. Warum?
Brand habe sich in der Review Area "mehr oder weniger ausschließlich auf die Frage konzentriert, ob das ein Foul ist oder nicht", berichtete Schiedsrichter-Kollege Sascha Stegemann am Sonntag im "Sport1-Doppelpass", nachdem er mit Brand telefoniert hatte. "Er hat sich das dreimal angesehen und ist dann - Gott sei Dank - zu dem Ergebnis gekommen, dass es kein strafbarer Kontakt ist und dementsprechend kein Foul. Er hat dann im Nachgang aber auch gesagt: 'Mensch, wenn ich es jetzt noch mal sehe, dann hätte da eine Gelbe Karte sehr gut hingepasst.'"
Brand hatte zunächst "keine Zweifel" an seinem Pfiff
Brand, der laut Stegemann zunächst "keine Zweifel hatte, dass es ein Elfmeter ist", und vom VAR-Eingriff entsprechend "überrascht" wurde, war also offenbar erst einmal froh, seinen falschen Pfiff korrigiert zu haben, und vergaß darüber hinaus die fällige Verwarnung. Erst in der 84. Minute zeigte er Thuram noch die dritte Gelbe Karte in dieser Bundesliga-Saison - wegen Meckerns.
Konsequenzen könnte die Schwalbe für Thuram aber trotzdem noch haben. Sein Trainer kündigte in der Pressekonferenz nach dem 0:0 gegen Freiburg ein Gespräch mit dem Angreifer an, der schon in der Vergangenheit ähnliche Verhaltensweisen gezeigt und unter anderem im WM-Finale für einen Faller Gelb gesehen hatte.
Farke: "Das gehört sich nicht"
"Wir haben am Anfang der Saison darüber gesprochen, weil ich das Gefühl hatte, dass Marcus die Tendenz hatte, zu soft, zu leicht zu fallen", so Daniel Farke am Samstag. "Ich finde, das gehört sich nicht, ist auf Bundesliga-Niveau auch nicht üblich. Wenn du so was in England machst, wirst du von den eigenen Fans ausgepfiffen. Diese Mentalität habe ich zu 100 Prozent übernommen."
Gleichzeitig betonte Farke, dass Thuram in dieser Saison umgekehrt auch schon "drei, vier" Elfmeter verwehrt worden seien, "weil ihm so ein bisschen dieser Ruf anhaftete", der Franzose sich aber eigentlich "in eine ganz andere Richtung entwickelt" habe: "Er will normalerweise keine Fouls oder Elfmeter schinden."