Bundesliga

Mehmedi über Streich, Sahin, Wind und Xhaka

Wolfsburg gegen Leverkusen - die Ex-Klubs des Schweizers treffen aufeinander

Vor der Karriere ist nach der Karriere: Mehmedi über Streich, Sahin, Wind und Xhaka

Admir Mehmedi absolvierte 193 Spiele in der Bundesliga.

Admir Mehmedi absolvierte 193 Spiele in der Bundesliga. imago images/Geisser

Admir Mehmedi befindet sich in Nord-Mazedonien, als der kicker ihn zum Interview per Video erreicht. Der Ex-Profi, der im Sommer seine Karriere beim türkischen Erstligisten Antalyaspor beendet hat, absolviert aktuell seinen B-Lizenz-Trainerlehrgang.

Herr Mehmedi, wollen Sie Trainer werden?

Nicht zwingend. Ich bin nach meinem Karriereende gerade dabei, meinen Rucksack zu füllen. Ich bin bereit, zu lernen, Dinge aufzusaugen, Erfahrungen zu sammeln. Während meiner aktiven Karriere habe ich bereits ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen, nun durchlaufe ich die Trainer-Ausbildung. Ich habe aktuell nicht die Intention, Trainer zu werden, aber es schadet nicht, diese Erfahrungen zu sammeln, diesen Blickwinkel zu verfeinern.

In welchem Bereich sehen Sie sich in Zukunft?

Langfristig im Management, noch bin ich aber längst nicht so weit, mich in einer führenden Position zu sehen. Welchen Weg ich genau einschlagen werde, weiß ich noch nicht. Für mich ist es wichtig, irgendwann mal mit einem Trainer auf Augenhöhe diskutieren zu können. Auch wenn ich Spieler war, ist es nicht das Gleiche.

"Christian Streich hat meiner Karriere den entscheidenden Push gegeben"

Welcher Trainer hat Ihnen am meisten mitgegeben?

Christian Streich und Admir Mehmedi

Admir Mehmedi erzielte in 72 Bundesligaspielen unter Christian Streich 20 Tore für den SC Freiburg. imago sportfotodienst

Ich habe von jedem etwas mitgenommen, je älter ich wurde, habe ich schon versucht, wie ein Trainer zu denken. Das habe ich mit Anfang 20 noch nicht gemacht. Ich habe mir im Laufe meiner Karriere viele Dinge von Trainern aufgeschrieben. Sachen, die ich cool fand, und auch welche, die mir weniger gefallen haben. Ich denke, den perfekten Trainer gibt es nicht. Der Coach, der meiner Karriere einen entscheidenden Push gegeben hat, war aber Christian Streich.

In Freiburg spielten Sie von 2013 bis 2015 unter ihm.

Ich bin zu ihm gekommen, als es nach anderthalb Jahren bei Dynamo Kiew schwierig war für mich. Er hat mir auf menschlicher und fachlicher Ebene die Augen geöffnet. Das war ein Turnaround meiner Karriere, für den ich ihm sehr dankbar bin.

In Antalya haben Sie zuletzt unter Nuri Sahin trainiert, der mit 35 Jahren nur unwesentlich älter ist als Sie. Wird er Karriere machen?

Er ist ein extrem talentierter Trainer, ist sehr weit für sein Alter und gewillt, zu lernen. Ich traue ihm einiges zu. Es war sicher nicht einfach, direkt vom Spieler zum Trainer umzusteigen, es ist beeindruckend, wie er es hinbekommen hat.

Sie haben sich gegen ein weiteres Jahr unter ihm entschieden und im Sommer mit 32 die Karriere beendet. Warum?

Es gab verschiedene Faktoren. Verletzungen, die familiäre Situation, sportlich lief es nicht mehr so gut. Wir standen nun an dem Punkt, dass wir gesagt haben, dass wir unseren Sohn unbedingt in der Schweiz einschulen wollten. Deswegen haben wir schon im Januar entschieden, dorthin zurückkehren. Es war kein Entschluss von heute auf morgen, sondern ein Prozess. Ich habe gespürt, dass es an der Zeit ist, aufzuhören. Auch heute ist das für mich und meine Familie die richtige Entscheidung gewesen, um mich jetzt auf meine Karriere nach der Karriere vorbereiten zu können.

Teile Ihrer Laufbahn verbrachten Sie in Leverkusen und in Wolfsburg, am Samstag treffen Ihre Ex-Klubs aufeinander. Zu welchem Verein haben Sie eine engere Verbindung?

Schon zum VfL. Wolfsburg war meine letzte Station in Deutschland, ich habe dort vier Jahre gespielt und noch viele Freunde dort. Es war eine coole Zeit, und wenn ich sehe, wie viele mir aus dem Klub und der Stadt nach dem Ende meiner Karriere geschrieben haben, macht mich das sehr glücklich. Wolfsburg wird gerne als Kommerzklub abgestempelt, ich kann sagen, dass der VfL sehr familiär ist. Ich war neulich beim Spiel gegen Frankfurt da und habe viele schöne Wiedersehen gehabt. Da merkt man, dass man auch außerhalb des Platzes vieles richtig gemacht hat.

Ihr Abschied verlief dennoch eher enttäuschend, als erfahrenster Spieler des Kaders schafften Sie es unter Mark van Bommel nicht ins Champions-League-Aufgebot.

Natürlich lief nicht immer alles so, wie wir uns und ich mir das vorgestellt haben. Aber das waren sportliche Entscheidungen, die man akzeptieren musste.

Bayer Leverkusen kommt nun als Tabellenführer. Beeindruckt?

Absolut. Bayer hat mit Xabi Alonso jetzt einen Trainer gefunden, der einen klaren Plan hat und anscheinend die Mischung aus Talent und Seriosität auf den Platz bringt. Die Art und Weise, wie sie im Moment auftreten, ist beeindruckend, es macht Spaß, ihnen zuzugucken. Ich bin gespannt, ob es über 34 Spieltage hält.

"Granit Xhaka hatte schon als junger Spieler diese Persönlichkeit"

Ist Ihr Landsmann Granit Xhaka der Schlüsselspieler?

Granit Xhaka und Admir Mehmedi

Granit Xhaka bejubelt gemeinsam mit Admir Mehmedi dessen Ausgleichstreffer zum 1:1 für die Schweiz gegen Rumänien bei der EM 2016. imago/ActionPictures

Ja. Neben seiner Qualität als extrem sicherer Passspieler ist seine Persönlichkeit sein großes Plus. Ich habe mit ihm in Wembley 2011 in der Schweizer Nationalmannschaft debütiert, schon als junger Spieler hatte er diese Persönlichkeit. Er hat sich stets weiterentwickelt, auch wenn der Weg immer mal steinig war. Diese Erfahrungen bringt er ein, er nimmt die Leaderrolle an.

Was trauen Sie dem VfL zu?

Wolfsburg überrascht mich positiv, die Mannschaft ist topfit, man sieht die Handschrift von Niko Kovac. Das Team marschiert und ist schwierig zu bespielen. Ob es für Europa reicht? Ich weiß es nicht, aber die Mannschaft wirkt willig, fit und gefestigt und ist auch in der Breite gut aufgestellt.

Torjäger Jonas Wind schleicht zwischen den Linien umher. Wie einst Sie …

Ein bisschen erinnert er mich tatsächlich an mich, obwohl ich die Bälle sicher nicht so gut abschirmen konnte wie er. Er ist nicht der schnellste, aber ein sehr intelligenter Spieler. Ich mag ihn.

Wo werden Sie am Samstag das Spiel sehen?

Ich werde noch hier beim Lehrgang sein, ich hoffe mal, dass ich das Spiel über Laptop verfolgen kann. Wünschen würde ich mir ein 2:1 für den VfL, realistisch tippe ich aber auf ein 1:1.

Interview: Thomas Hiete

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