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Vielsagender Jubel gegen Crystal Palace: Spaltet Alexis Sanchez Arsenals Kader?

Ein Doppelpack mit Beigeschmack

Vielsagender Jubel: Spaltet Sanchez Arsenals Kader?

Wo sind die denn alle? Alexis Sanchez (M.) nach seinem Tor zum 2:1 für Arsenal bei Crystal Palace.

Wo sind die denn alle? Alexis Sanchez (M.) nach seinem Tor zum 2:1 für Arsenal bei Crystal Palace. picture alliance

Videos, die zeigen, wie ein Fanblock nach einem Tor bebt: "Youtube" ist voll davon. Auch nach Arsenals 3:2-Sieg bei Crystal Palace am Donnerstagabend gab es welche, und eines davon offenbarte einen Schwenk, der von sich reden machte. Nachdem die Kamera des Fans die Arsenal-Jubeltraube nach Alexis Sanchez' Tor zum 3:1 (66.) eingefangen hatte, wandte sie sich Richtung Gunners-Hälfte - wo Laurent Koscielny völlig emotionslos auf seiner Position verharrte.

Es war das zweite, schwächere, Indiz für das, was TV-Experte Thierry Henry später als "Spaltung der Mannschaft" beschreiben sollte. Das stärkere: Nach dem 2:1 (62.) hatte nur eine Handvoll Spieler Sanchez zu seinem wichtigen Führungstreffer gratuliert, fünf weitere waren einfach in die eigene Hälfte zurückgetrottet - als hätte Sanchez gerade das 5:0 in einem Freundschaftskick erzielt. Als der Torschütze merkte, dass nicht gerade viele Teamkollegen zu ihm gekommen waren, bedeutete er dem Rest erst vergeblich, sich doch bitte anzuschließen, dann gestenreich seinen Unmut.

Es war schon ziemlich offensichtlich: Irgendetwas stimmte da nicht; so reagiert jedenfalls keine Mannschaft, wenn sie sich gerade ein wichtiges Tor erarbeitet hat. "Warum kommen sie nicht? Wollt ihr denn nicht mitjubeln?" - so deutete Henry Sanchez' Gesten. "Vielleicht interpretiere ich da zu viel rein, aber es ist mir aufgefallen. Dafür hat Sanchez selbst gesorgt (mit seinen Gesten, d.Red.). Es war, als denke er, er sei allein."

Offenbar knallte es bei Arsenal erst vor einem Monat wieder wegen Sanchez

Im März hatte es nach flächendeckenden englischen Medienberichten schon einmal geknallt zwischen Sanchez und einigen Teamkollegen , offenbar vor allem mit Koscielny, der nun gegen Palace weder nach dem zweiten noch dem dritten Tor zu Sanchez lief. Damals hatte Arsene Wenger den 29-jährigen Chilenen danach sogar auf die Bank gesetzt , wenn auch mit anderer offizieller Begründung. Besagten Vorfall dementierte er .

Und jetzt wartet der stets gut informierte "Guardian" mit dieser Geschichte auf: Nach Arsenals 1:0-Sieg in Burnley (Torschütze: Sanchez nach Elfmeter in der Nachspielzeit) Ende November soll es zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung in der Kabine gekommen sein - Mitspieler sagten Sanchez offenbar deutlich, wie sehr ihnen dessen ständige genervte Gesten auf den Geist gehen. Dafür ist Sanchez inzwischen ja bekannt: auf dem Rasen allen zu zeigen, wenn er frustriert ist, ob über sich oder die Kollegen. Sanchez soll für die Vorwürfe, gelinde gesagt, wenig Verständnis gehabt haben.

Wollen Mitspieler die Trennung im Januar? Wengers Machtwort bröckelt

Die Fakten sagen: Sanchez spielt eine gute Saison (17 Spiele, sieben Tore, drei Assists), aber keine überragende wie noch 2016/17 (38/24/10). Vor allem aber läuft sein Vertrag im Sommer aus, und es ist ein offenes Geheimnis, dass niemand unglücklicher über seinen geplatzten Last-Minute-Sommerwechsel zu Manchester City war als er selbst. Dass er noch verlängert, ist quasi ausgeschlossen; angeblich würden es nicht wenige im Kader begrüßen, wenn sich die Wege schon im Winter trennten.

Auch Trainer Wenger, der vor einem Monat noch mit einem "Ja, natürlich"-Machtwort auf die Frage geantwortet hatte, ob Sanchez im Februar noch Arsenal-Profi sein werde, klingt plötzlich anders. "Niemand weiß, was passieren wird", sagte er nach dem Palace-Spiel über das bevorstehende Transferfenster. "Es ist schwer, darüber zu spekulieren." ManCity und auch Paris St. Germain sollen weiter an Sanchez interessiert sein. Doch ob beide auch daran interessiert sind, im Winter für einen Spieler Geld locker zu machen, der im Sommer ablösefrei ist, bleibt ungewiss. Der FC Bayern hat längst abgewunken .

Klar ist: Solange Sanchez für Arsenal Tore schießt wie am Donnerstagabend, muss man ihn nicht zwingend davonjagen. Egal, wer sich alles mit ihm freut.

jpe