Nationalelf

"Vielleicht warte ich vergebens" - Ramaj und die DFB-Frage

Ajax-Keeper wünscht sich ein Zeichen für den Nachwuchs

"Vielleicht warte ich vergebens" - Ramaj und die DFB-Frage

Macht sich Hoffnungen, für Deutschland aufzulaufen: Diant Ramaj.

Macht sich Hoffnungen, für Deutschland aufzulaufen: Diant Ramaj. IMAGO/Pro Shots

Es kam schon recht überraschend, als im Sommer die Frankfurter Eintracht Ersatztorhüter Diant Ramaj für satte 6,5 Millionen Euro an Ajax Amsterdam verkaufte. Anfangs sah es noch so aus, als würde der 22-Jährige in Amsterdam nicht wirklich zum Zug kommen, doch das änderte sich am 9. Spieltag. Beim 3:4 in Utrecht feierte er sein Debüt für Ajax - und steht seitdem zwischen den Pfosten beim niederländischen Rekordmeister.

Mit seinen Leistungen empfahl er sich auch für die kicker-Rangliste des deutschen Fußballs, wo er in der "Internationalen Mittelklasse" mit dem Prädikat "Auffällig" ausgezeichnet wurde. Seine Leistungen blieben nicht unbemerkt, so verriet der Torhüter, dass sowohl Albanien als auch der Kosovo bereits auf ihn zugekommen seien, um zu erörtern, ob er nicht Nationalspieler werden wolle - Ramaj ist in Stuttgart geboren, seine Eltern aber stammen aus dem Kosovo.

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"Ich muss eine Entscheidung treffen, aber ich möchte es nicht zu schnell tun", sagte Ramaj diesbezüglich der niederländischen Zeitung "Algemeen Dagblad" und verriet, dass er den interessierten Verbänden gesagte habe, "dass ich Zeit brauche, auch weil ich auf Deutschland hoffe und warte".

DFB sollte sich andere Nationen zum Vorbild nehmen

In der Jugend lief Ramaj für den DFB auf, spielte in der U 18, der U 19 und der U 20. Seitdem hat sich in seiner Länderspielkarriere aber nicht viel getan. Durchaus kritisch sieht er jedoch die Tatsache, dass zuletzt mit Manuel Neuer (37), Marc-André ter Stegen (31) und Kevin Trapp (33) durchweg ältere Torhüter in die Nationalelf berufen wurden. Er würde sich wünschen, wenn man beim DFB dem Vorbild anderer Nationen folgen würde und auch mal auf jüngere Keeper setzen könnte, so wie es die Niederlande mit Bart Verbruggen (21) macht.

Ramaj nimmt dabei für sich nicht in Anspruch, dass er in der Nationalelf direkt Stammtorwart werden soll, vielmehr fände er es gut, "wenn Deutschland auch Nachwuchs berufen und der Welt zeigen würde, dass eine neue Generation kommt".

Ich will auf keinen Fall später herausfinden, dass ich auch ein Torwart für Deutschland hätte sein können.

Diant Ramaj

Sich selbst sieht er als Teil dieser neuen Generation, auch deshalb hat er die Hoffnung auf Länderspiele mit der deutschen Nationalmannschaft nicht aufgegeben. Seine eigenen Chancen schätzt er gar nicht so schlecht ein, immerhin spiele er in jungem Alter "für einen Topverein" wie Ajax, das sich aktuell jedoch, wie er selbst weiß, "nicht in bester Verfassung" befindet - Amsterdam belegt aktuell nach katastrophalem Saisonstart mit zahlreichen Patzern Platz fünf in der Eredivisie.

Für Ramaj steht dennoch fest: "Nur sehr wenige junge Torhüter haben die Möglichkeit, für einen so großen Verein zu spielen und Erfahrungen zu sammeln." Der 22-Jährige gibt offen zu, dass es ihm die Entscheidung, für welche Nationalmannschaft er spielen möchte, schwerfällt. "Mein Herz schlägt für beide Seiten: Ich sehe Albanien und den Kosovo als meine Heimat, bin aber in Deutschland geboren und aufgewachsen."

Dennoch hat es ganz klar den Anschein, dass ihm die DFB-Auswahl lieber wäre, denn er gibt auch zu, dass er für den Fall, dass es sich gegen Deutschland entscheiden würde, er auf gar "keinen Fall später herausfinden möchte, dass man auch ein Torwart für Deutschland hätte sein können". Andererseits macht er keinen Hehl aus seiner inneren Unsicherheit, indem er zugleich sagt: "Vielleicht warte ich vergebens."

drm

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