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Viel mehr als Doncic: Die Gesichter der WM

Kap Verde hat den Größten - China leistet Überzeugungsarbeit

Viel mehr als Doncic: Die Gesichter der WM

Aufgepasst: Shai Gilgeous-Alexander im Duell mit Dennis Schröder (re.).

Aufgepasst: Shai Gilgeous-Alexander im Duell mit Dennis Schröder (re.). IMAGO/camera4+

Gruppe A: Euphorie, Erfahrung, Heimvorteil?

Die Philippinen sind einer der Gastgeber der WM - und so ganz nebenbei verrückt nach dem Sport. Die Euphorie daher ist riesengroß und die Hoffnungen ins eigene Team auch. Hoffnungsträger ist zweifellos Jordan Clarkson. In der NBA bestach der Guard zuletzt mit im Schnitt 20,8 Punkten für die Utah Jazz, im Team der Philippinen, dem Heimatland seiner Mutter, muss der 31-Jährige aber einen Großteil der Last tragen.

Die Hoffnungen auf das Überstehen der Vorrunde sind groß, jedoch dürfte das nicht so leicht werden. Favorit in Gruppe A ist Italien, das trotz der nicht unerheblicher Nebengeräusche um die Absage von Paolo Banchero, der sich kurzerhand doch für Team USA entschied, eine schlagkräftige Truppe beisammen hat. Simone Fontecchio, Nicolo Melli und Luigi Datome haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie eine verschworene Gemeinschaft sind und immer wieder für eine Überraschung gut - da kann man auch den Ausfall von Danilo Gallinari durchaus verkraften.

Und dann wäre da noch Karl-Anthony Towns. Der Power Forward der Minnesota Timberwolves läuft für die Dominikanische Republik auf und ist wahrscheinlich der größte Name in der Gruppe. Der 27-Jährige fehlte zwar lange in der Nationalmannschaft, allerdings funktionierte in der WM-Vorbereitung das Zusammenspiel mit seinen Kollegen gut. Die Dominikaner sind bei Endrunden auch erfahrener als die Philippiner. Erfahrung oder Heimvorteil - was setzt sich durch?

Gruppe B: Anderson spielt für das Land seines Ur-Großvaters

Auch wenn Serbien ohne Superstar Nikola Jokic und Spielmacher Vasa Micic antritt, dürfte das Team in Gruppe B das Rennen machen. Den Adlern von Star-Trainer Svetislav Pesic fehlt es zwar an Star-Power, dafür aber überzeugten die Adler in der Vorbereitung als Team - gerade defensiv präsentierte sich Serbien bislang viel stabiler als noch bei der EM im Vorjahr, als man überraschend früh scheiterte. Mit Center Nikola Milutinov und Guard Bogdan Bogdanovic sind aber zwei Leader dabei, die der jungen Mannschaft Führung geben können. Durch das Fehlen der arrivierten Größen bietet sich auch Spielern wie Nikola Jovic (Miami Heat) die Gelegenheit, sich zu zeigen.

Die Nummer 1 in China: Li Kaier aka Kyle Anderson.

Die Nummer 1 in China: Li Kaier aka Kyle Anderson. IMAGO/VCG

Auf serbische Expertise vertraut man auch in China, wo Trainer Sasa Djordjevic an der Seitenlinie für gewöhnlich leidet. Für China läuft auch Kyle Anderson auf. Der 29-Jährige nahm die chinesische Staatsbürgerschaft an und soll das Team anführen - als Rückennummer suchte sich Forward der Minnesota Timberwolves die Nummer 1 aus. Anderson, der den chinesischen Namen Li Kaier erhielt, ist aber kein klassischer gekaufter Star, wenngleich er unbestätigten Berichten zufolge eine Million US-Dollar als Entscheidungshilfe erhalten haben soll. Anderson hat auch in der Tat chinesische Wurzeln: sein Ur-Großvater mütterlicherseits stammte aus dem Reich der Mitte.

Südsudan und Puerto Rico verfügen nicht über große Namen, können daher befreit aufspielen. 

Gruppe C: USA und Zweitklassigkeit

In Gruppe C findet sich Team USA wieder, das nicht nur der Favorit in der Staffel ist, sondern auch für die Gold-Medaille. Die Amerikaner um den kommenden Superstar Anthony Edwards haben zwar nicht die ganz großen Namen dabei, dafür aber einen sehr gut zusammengestellten Kader mit vielen tollen Spielern, inklusive drei NBA-All-Stars. Die Griechen müssen neben Giannis Antetokounmpo auch auf weitere bekannte Namen (Nick Calathes, Kostas Sloukas, Tyler Dorsey) verzichten.

Die Hellenen müssen improvisieren, dürften den USA aber diesmal nicht allzu viel entgegenzusetzen haben. Allerdings meinte es die Losfee gut mit ihnen, da mit Neuseeland und Jordanien zwei Teams mit in der Gruppe sind, die international eher zweitklassig sind.

Gruppe D: Sabonis schmerzlich vermisst

Litauen muss in Gruppe D ohne Domantas Sabonis auskommen, weiß aber zumindest Jonas Valanciunas in den eigenen Reihen. Die Balten haben Schwächen im Backcourt, dürften dank ihrer Dominanz unter dem Korb aber klare Vorteile in ihrer Gruppe haben. Größter Konkurrent der Litauer dürfte Montenegro mit Nikola Vucevic von den Chicago Bulls sein. Für Ägypten und Mexiko dürfte das Turnier wohl eher unter dem Motto "Dabei sein ist alles" laufen.

Gruppe E: Harte Brocken für DBB-Riesen

Deutschland hat ein hartes Los erwischt. Der gemeine Sport-Fan verbindet Australien, Finnland und Japan wahrscheinlich nicht unbedingt mit Basketball, doch gerade in Down Under ist das nicht der Fall. Die Australier dürften Bundestrainer Gordon Herbert Kopfschmerzen bereiten. Sie sind mal wieder mit ihren Veteranen Patty Mills und Joe Ingles am Start, die ein talentiertes Team um Josh Giddey (Oklahoma City Thunder), Josh Green (Dallas Mavericks) und Matisse Thybulle (Portland Trail Blazers) gut ergänzen und in kniffligen Momenten auch führen können.

Basketball: Nationen-Turnier, USA - Deutschland Nationen-Turnier, 3. Spieltag, Etihad Arena. Deutschlands Daniel Theis (l) und Dennis Schröder jubeln.

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Die Finnen haben mit Lauri Markkanen eine echte Scoring-Maschine in ihren Reihen, die an einem guten Tag dem Gegner auch mal locker 40 Punkte einschenken kann. Die WM-Teilnahme ist übrigens nicht der erste Dienst am eigenen Land, die der 26-Jährige in diesem Jahr leistete, in der Off-Season absolvierte er auch schon seinen Militärdienst.

Dann wäre da noch WM-Gastgeber Japan, der allerdings auf Rui Hachimura (Los Angeles Lakers) verzichten muss, dafür ist aber Yuta Watanabe (Phoenix Suns) dabei. Nippon ist zwar sicher nicht zu unterschätzen, dürfte aber in dieser Gruppe nur Außenseiterchancen haben.

Gruppe F: Kleinstes Land mit größtem Spieler

Luka Doncic

Der Topstar der WM: Luka Doncic. IMAGO/ZUMA Wire

In Gruppe F findet sich mit Luka Doncic der größte Star der WM wieder. Der 24-jährige Guard von den Dallas Mavericks ist das Gesicht Sloweniens - und läuft regelmäßig im Nationaltrikot heiß. Durch die Gruppe dürfte das Team relativ leicht kommen, allerdings ist unklar, wie viel Saft die Slowenen im Tank haben. Viel hängt von Doncic ab, zumal Goran Dragic mittlerweile seine Nationalmannschaftskarriere beendet hat und Vlatko Cancar (Denver Nuggets) verletzt fehlt.

Auf Platz zwei schielen gewiss die Georgier, die mit Tornike Shengelia einen erfahrenen Euroleague-Spieler in ihren Reihen haben, zudem unter dem Korb auf Sandro Mamukelashvili (San Antonio Spurs) und Goga Bitadze (Orlando Magic) vertrauen können. Kurios wird es bei den Kap Verden, die als kleinstes Land bei diesem Turnier den größten Spieler stellen: Walter Tavares. Der 31-jährige Euroleague-Finals-MVP von Real Madrid misst satte 2,21 Meter und hat eine Spannweite von 2,36 Meter. Ob das den Kap Verden für das Überstehen der Vorrunde reichen wird, dürfte jedoch fraglich sein. Underdog in der Gruppe ist wohl Venezuela, das überwiegend auf heimische Spieler zurückgreifen muss. 

Gruppe G: Alte Haudegen en masse

Spanien gewann die EM im vergangenen Jahr am Ende souverän - vor dem Turnier waren die Iberer dabei alles andere als favorisiert. Erfolgscoach Sergio Scariolo bewies dann aber ein feines Händchen und führte das Team ein weiteres Mal ganz nach oben. Die Iberer werden sich auch bei der WM Chancen ausrechnen, wenngleich sie ohne ihre besten Point Guards Ricky Rubio und Lorenzo Brown am Start sind. Dafür sind mit Santi Aldama (Memphis Grizzlies) und Usman Garuba (Houston Rockets) zwei große Talente dabei. Dazu können sich die Spanier auf die erfahrenen Hernangomez-Brüder Willy und Juancho sowie Sergio Llull und den mittlerweile 38-jährigen Rudy Fernandez.

Zwei Jahre älter ist indes Marcelinho Huertas, der noch immer die Schuhe für Brasilien schnürt. Huertas spielt bei den Südamerikanern aber nicht mehr die erste Geige, dafür ist das Team schlichtweg zu gut und ausgeglichen besetzt. Die Brasilianer zeigten in der Vorbereitung gegen Serbien, dass sie ein ernsthafter Gegner für jeden sein können - sie unterlagen erst in den Schlusssekunden.

Mit dem 38 Jahre alten Hamed Haddai verfügt auch der Iran über einen alten Haudegen, realistische Chancen dürften die Iraner aber ebenso wenig haben wie die Elfenbeinküste, die ohne Mo Bamba (Philadelphia 76ers) antreten müssen. Der 25-Jährige wurde zwar berufen, entschied sich aber gegen eine Teilnahme.

Gruppe H: Die Hammergruppe?

Starke Truppe: Die Kanadier RJ Barrett und Shai Gilgeous-Alexander (re.).

Starke Truppe: Die Kanadier RJ Barrett und Shai Gilgeous-Alexander (re.). IMAGO/Susanne Hübner

Zu guter Letzt wäre da noch die Gruppe H, in der sich die aufstrebenden Kanadier befinden. Die Ahornblätter müssen zwar den Ausfall von Jamal Murray (Denver Nuggets) verkraften, dürften diesen aber gut kompensieren können, findet sich in dem bärenstarken Kader doch jemand wie OKCs All Star Shai Gilgeous-Alexander wieder. Weitere NBA-Power für Kanada bringen RJ Barrett, Dillon Brooks, Luguentz Dort, Kelly Olynyk und Dwight Powell aufs Parkett.

Seit vielen Jahren gehören die Franzosen zum engen Favoritenkreis für die Medaillen. Das ist diesmal nicht anders. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris kommen die Franzosen mit einer sehr erfahrenen Truppe, in der sich Leute wie Rudy Gobert, Nicolas Batum, Evan Fournier und Nando de Colo wiederfinden. Mit Joel Embiid und Megatalent Victor Wembanyama fehlen aber zwei richtig prominente Spieler im Kader, der aber trotzdem stark und erfahren genug sein dürfte, um eine wichtige Rolle spielen zu können.

Lettland fehlt zwar mit Kristaps Porzingis der größte Star verletzungsbedingt, dafür ist aber Veteran Davis Bertans dabei. Die Letten sind Dauergast bei großen Turnieren und können sich für gewöhnlich auf ihre Distanzschützen verlassen - und laufen sie von draußen heiß, sind sie für jeden ein Problem. Für den Libanon geht es in dieser Gruppe primär darum, nicht in jedem Spiel abgeschossen zu werden.

drm

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