2. Bundesliga

Verfrühte HSV-Aufstiegsfeier: "Die Art und Weise ist brutal"

Boss Boldt beschwört Kampfgeist

Verfrühte HSV-Aufstiegsfeier: "Die Art und Weise ist brutal"

Doch nicht aufgestiegen: Fassungslose Fans des Hamburger SV.

Doch nicht aufgestiegen: Fassungslose Fans des Hamburger SV. IMAGO/MIS

Der Boss fand als erster die Fassung und die richtigen Worte. Erst über die Stadionlautsprecher, dann am Sky-Mikrofon. Jonas Boldt versuchte besonnen und kämpferisch zu wirken, nach einem Drama, das selbst in der bewegten Geschichte des Hamburger SV einen denkwürdigen Platz bekommen wird. Der eigene 1:0-Sieg schien gereicht zu haben, als die eigene Partie beendet war. Nun geht es doch wieder in die Relegation.

1:2 hatte Rivale Heidenheim in Regensburg zurückgelegen beim Abpfiff am Hardtwald, weite Teile der 12.000 mitgereisten Hamburger hatten den Rasen bereits geflutet, Daniel Heuer Fernandes und Co. auf Händen getragen, ehe der FCH in der Nachspielzeit doppelt und den HSV mitten ins Herz traf. Zwei Treffer in die Magengrube, die diese Frage aufwerfen: Kann sich die Mannschaft von Tim Walter von diesem Tiefschlag erholen?

Benes wird in der Relegation ausfallen

Beim Absteiger wirkte sie ausgezehrt und mitgenommen von den vielen langfristigen Ausfällen (Vuskovic, Katterbach, Nemeth), geschwächt von den Sperren der Energiespender Jatta und Reis, dazu musste auch Benes früh mit einer Muskelverletzung runter, wird in der Relegation ausfallen. Personell pfeift der HSV aus dem letzten Loch.

Und mental? "Es ist noch nicht vorbei, es geht weiter", hatte Boldt den fassungslosen Fans auf dem Rasen via Mikro zugerufen. Der 41-Jährige sagt: "Wir haben in dieser Saison schon einiges erlebt, aber das ist maximal bitter." Er versucht dennoch, den Blick nach vorn zu richten. "Wir haben noch zwei Chancen und müssen uns jetzt zwei Mal schütteln. Wir müssen die Energie aus Sandhausen mitnehmen und die richtigen Schlüsse aus der letzten Relegation ziehen."

Tatsächlich bekamen Hamburgs Profis am Sonntag ein Vorgeschmack auf das, was ein Aufstieg an Emotionen in diesem Verein auslösen würde. Aber haben sie, nachdem sie schon für wenige Minuten den Aufstieg geschafft zu haben glaubten, die Kraft, gegen den hoch favorisierten VfB Stuttgart nochmal zurück zu schlagen? "Natürlich sind die Köpfe jetzt unten", sagt Boldt, "aber wir haben schon viele Rückschläge erlebt und sind immer wieder aufgestanden. Wir müssen weiter daran glauben. Ich tue das zu 100 Prozent, und alle die, die das gerade nicht tun, denen werden wir es vermitteln."

Der Trainer schlägt die gleiche Richtung ein: "Wir werden am Montag wieder aufstehen und wieder angreifen, wir haben keine Zeit." Aber ausreichend Energie, wie er versichert: "Wir werden diese Chance nutzen. Wir hatten sie schon im letzten Jahr, aber dieses Mal greifen wir zu, weil die Mannschaft einen großartigen Charakter hat."

Der Charakter wird auf eine harte Probe gestellt

Klar ist: Der Charakter wird auf eine harte Probe gestellt. Nach der Blitzführung durch Jean-Luc Dompé war der HSV ab der dritten Spielminute am Sonntag auf dem direkten Aufstiegsplatz, wurde erst Minuten nach Ende der Partie während der langen Nachspielzeit in Regensburg durch zwei Heidenheimer Treffer wieder heruntergeschossen. Nachdem die Feierlichkeiten mit dem Fans im Stadioninneren beendet wurden, als die Profis erfuhren, dass in Regensburg noch gespielt wird, hat die Mannschaft den Schlussakt in der Kabine verfolgt. Er wurde zum Drama.

"Wir wussten, dass diese Situation eintreten kann", sagt Sebastian Schonlau, aber er verhehlt nicht: "Die Art und Weise ist natürlich brutal. Dieser Tag sollte schnell rumgehen." Dennoch ist auch der Kapitän um Zuversicht bemüht. Und ausgerechnet die schmerzhafte Niederlage gegen Hertha BSC (1:0, 0:2) soll gegen die Schwaben nun helfen. "Wir wissen, dass Bundesligateams abgezockter sind, aber die Erfahrung aus der Vorsaison hilft uns. Wir sind auch einen Schritt weiter. Egal, wie hart es ist: Wir haben eine Chance."

Sebastian Wolff

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