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US-Boys wollen dem Rekordjahr eins draufsetzen

Jürgen Klinsmann führt die USA zur zehnten WM-Teilnahme

US-Boys wollen dem Rekordjahr eins draufsetzen

Strahlemänner: Nationaltrainer Jürgen Klinsmann (rote Jacke) und die US-Boys nach dem Gewinn des Gold-Cups 2013.

Strahlemänner: Nationaltrainer Jürgen Klinsmann (rote Jacke) und die US-Boys nach dem Gewinn des Gold-Cups 2013. picture alliance

Der Trainer

Aus deutscher Sicht ist der Star bei den Amerikanern ganz klar der Trainer: Jürgen Klinsmann. Seit Sommer 2011 ist der Wahl-Kalifornier und Weltmeister von 1990 Coach der US-Boys. Seither gab es für den ehemaligen Top-Stürmer das volle Programm: Er blieb monatelang ohne Sieg, gewann dann aber 2013 den Gold-Cup, die Meisterschaft der Föderation CONCACAF. Zwischendurch gab es Gerüchte über meuternde Spieler, aber auch eine Rekordserie von zwölf Siegen am Stück, die just gegen Deutschland begann. 4:3 hatten die USA vorigen Sommer die (stark ersatzgeschwächte) DFB-Elf geschlagen.

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Klinsmann verfolgt, wie man es bereits aus seiner Zeit als Bundestrainer und Coach des FC Bayern kennt, einen ganzheitlichen Ansatz. Er beobachtet seine Spieler nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb sehr genau. Zudem sucht er wie einst beim DFB die Hilfe von zahlreichen externen Experten, die beispielsweise für die Fitness zuständig sind.

Taktik & Personal

Trainer Klinsmann baut auf eine gesunde Mischung aus Routiniers und hungrigen Nachwuchskräften. Der Schwabe rotiert gerne, setzt zudem auf variable Spieler, die auf verschiedenen Positionen einsetzbar sind.

Die Grundformation der US-Boys ist ein 4-4-2, das nach Balleroberung in ein 4-2-3-1 wechseln kann. Klinsmann baut auf eine Doppel-Sechs im defensiven Mittelfeld. Nominell stellt der Coach mit Jozy Altidore und Clint Dempsey zwei Angreifer auf, wobei Sunderland-Stürmer Altidore als Kraftpaket vornehmlich im Strafraum zu finden ist, während Dempsey, der nach sechs Jahren in England zu den Seattle Sounders zurückgekehrt ist, sich auch mal fallen lässt oder vom Flügel kommt.

Neben dem durchschlagskräftigen Sturm sind die USA besonders im Tor durch Tim Howard (Everton) und Brad Guzan (Aston Villa) gut besetzt.

Das defensive Mittelfeld mit dem lauf- und physisch starken Schalker Jermaine Jones sowie dem exzellenten Ballverteiler Michael Bradley (AS Rom, ehedem Mönchengladbach) braucht keinen internationalen Vergleich zu scheuen.

Kapitän Jones und Bradley tragen aber auch besondere Verantwortung, da die Zentrale der Viererkette noch über wenig Erfahrung verfügt. Die Innenverteidiger Omar Gonzalez (25, L.A. Galaxy) und Matt Besler (26, Kansas City) debütierten erst 2013 im Nationalteam.

Rekordtorschütze: Landon Donovan ist der Star im Team der USA.

Rekordtorschütze: Landon Donovan ist der Star im Team der USA. picture alliance

Neben Jones gehören vier weitere Spieler zu Klinsmanns erweitertem Kader, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind: John Anthony Brooks (Hertha BSC, Innenverteidigung), Fabian Johnson (Hoffenheim, Linksverteidiger, Linksaußen), Timothy Chandler (Nürnberg, Rechtsverteidiger) und Terrence Boyd (Rapid Wien, Angriff). Bestens aus der Bundesliga bekannt ist zudem Rechtsverteidiger Steven Cherundolo von Hannover 96.

Bekanntester Akteur in Klinsmanns Auswahl ist nach wie vor Offensivspieler Landon Donovan. Der frühere Leverkusen- und Bayern-Profi ist inzwischen 31 Jahre alt und immer noch der große Star des Teams. Der viermalige Gold-Cup-Sieger trägt das Trikot von L.A. Galaxy und hat in 154 Länderspielen bereits 57 Tore erzielt.*

Die Qualifikation

Die Qualifikation meisterten die USA souverän, obwohl es zunächst gar nicht danach aussah. Nach der Niederlage gegen Honduras im ersten Spiel stand Klinsmann im Zentrum der Kritik, doch die skeptischen Stimmen verstummten bald, da seine Truppe kein weiteres Spiel verlor und sich am Ende als CONCACAF-Sieger souverän vor Costa Rica für die WM qualifizierte. Im erfolgreichen Jahr 2013 gewann die Auswahl den Gold Cup, feierte insgesamt 16 Siege und erzielte im Schnitt 2,2 Tore. Ein weiteres Highlight war jener 4:3-Erfolg über die deutsche Auswahl, die allerdings mit einer B-Elf angetreten war.

Stimmen & Stimmung

In Brasilien kommt es erneut zum Aufeinandertreffen. "Wir wollen die Gruppenphase überstehen und dann ein paar Große ärgern. Deshalb muss es nicht sein, dass wir Deutschland gleich in der Gruppe haben", sagte Klinsmann vor der Auslosung. Dieser Wunsch wurde dem US-Auswahltrainer bekanntlich nicht erfüllt. Neben Angstgegner Ghana und Portugal muss sich der ehemalige Bundestrainer auch mit seinem Freund Jogi Löw auseinandersetzen. "Das ist eine Hammergruppe, die härter nicht sein könnte. Aber wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren auch Selbstvertrauen aufgebaut, wir haben das erfolgreichste Jahr in 100 Jahren US-Fußball hinter uns", betonte Klinsmann, als die Gegner feststanden.

Doch mit dem Ticket nach Brasilien hat Klinsmann nur das Minimalziel erreicht. "Er wurde nicht verpflichtet, damit wir uns für die WM qualifizieren", betont Ex-Nationalspieler Alexi Lalas. Klinsmann soll mit den USA, die seit 1990 Dauergast bei WM-Endturnieren sind, den nächsten Schritt machen. In Deutschland und Südafrika war für die US-Boys im Achtelfinale jeweils gegen Ghana (1:2, 1:2) Schluss, vielleicht reicht es diesmal ja wie 2002 in Japan und Südkorea wieder fürs Viertelfinale oder sogar mehr.

*Stand 01. Januar 2014

Altidore - Das frühreife Kraftpaket