Union-Coach Urs Fischer konnte wieder auf Friedrich zurückgreifen, der beim 2:0 gegen Bremen aufgrund einer Gelbsperre gefehlt hatte. Der Innenverteidiger verdrängte Hübner auf die Bank.
Leverkusens Trainer Peter Bosz besetzte im Vergleich zum 4:3 gegen Dortmund die beiden Flügel neu: Links spielte Wendell für den erkrankten Sinkgraven, rechts Weiser für Bellarabi (Bank). Außerdem erhielt Bailey in der Offensive den Vorzug vor Diaby (Bank). Die Doppelsechs aus Lars Bender und Amiri ließ Bosz trotz der Rückkehr von Demirbay (nach Sperre), Aranguiz und Palacios (jeweils nach Verletzungen) unverändert.
Gentners Hammer belohnt starken Union-Beginn
Von Leverkusener Euphorie nach dem Spektakel der Vorwoche war aber zunächst nichts zu sehen, in der Anfangsphase spielte nur Union. Anderssons Schuss zischte denkbar knapp links vorbei (3.), Friedrich scheiterte per Kopf an Hradecky (6.). Folgerichtig belohnten sich die Eisernen für einen enorm konzentrierten und mutigen Beginn: Andrich schickte Bülter auf dem linken Flügel steil. Dessen Hereingabe war eigentlich ein wenig ungenau, doch Malli legte den Ball in den Rückraum zu Gentner. Der Routinier kam mit Anlauf und hämmerte den Ball aus rund 18 Metern unter die Latte - ein klasse Schuss (7.).
Bosz stellt um - Havertz gleicht aus
Bosz konnte mit der Anfangsphase seines Teams überhaupt nicht zufrieden sein und stellte früh im Spiel von Dreier- auf Viererkette um, Sven Bender rückte ins Mittelfeld. Zunächst blieb aber Union am Drücker, Subotic traf den Ball nach einer Ecke freistehend nicht voll (21.). Quasi im direkten Gegenzug schlugen dann die Gäste mit ihrer ersten Chance im Spiel zu: Lars Bender verlängerte einen weiten Schlag von Tah in den Lauf von Havertz, der die Kugel um Haaresbreite vor Subotic erreichte und über Gikiewicz hinweg in die Maschen hob (22.).
Doch auch der Ausgleichstreffer änderte recht wenig an den Kräfteverhältnissen auf dem Platz. Leverkusen stabilisierte sich zwar ein wenig, doch Union blieb im gesamten ersten Durchgang die aktivere Mannschaft. Hradecky musste bei einem strammen Andersson-Schuss zupacken (30.), der Schwede vergab auch die letzte Möglichkeit vor dem Seitenwechsel nach Hereingabe von Bülter (45.).
Bundesliga, 22. Spieltag
Lange Zeit ein zähes Ringen - dann wird's spektakulär
Bosz reagierte zur Halbzeit auf die dürftige Vorstellung seiner Elf und wechselte gleich doppelt: Für Weiser und Bailey kamen Aranguiz (Comeback nach Verletzung) und Diaby, Lars Bender rückte auf die rechte Seite. Leverkusen erlangte in der Folge etwas mehr Spielanteile in einer nun allerdings enorm zerfahrenen Partie, in der beide Teams kaum zu klaren Angriffsaktionen kamen. Dass das Spiel mehrfach unterbrochen war, weil die Leverkusener Fans Pyrotechnik abbrannten, tat sein Übriges.
Erst in der Schlussphase konnten die Zuschauer an der Alten Försterei wieder eine Torchance begutachten, Andrich geriet freistehend aber in Rücklage und setzte den Ball drüber (75.). Es sollte der Auftakt für eine spektakuläre Schlussphase sein: Quasi aus dem Nichts veredelte Diaby einen herrlichen Chip-Pass von Volland zum 2:1 für Leverkusen (83.) - doch nur kurze Zeit später kam Union durch das zweite Traumtor des Tages zurück: Bülter schlenzte die Kugel aus halblinker Position im Strafraum gefühlvoll in den rechten Winkel - 2:2 (87.).
Bellarabis Siegtreffer aus unmöglichen Winkel - Gikiewicz vergibt 3:3
Doch noch war nicht Schluss und urplötzlich drehte Leverkusen gegen sichtbar müde Berliner auf - vor allem in Person des eingewechselten Bellarabi: Der Flügelstürmer scheiterte erst am glänzend reagierenden Gikiewicz (88.), verpasste mit einer Hereingabe dann hauchdünn den heranrauschenden Volland (90.+3) - und besorgte dann doch noch den Siegtreffer für die Rheinländer: Nach Doppelpass mit Aranguiz spielte Bellarabi rechts im Strafraum Schlotterbeck aus und überraschte dann aus schier unmöglichen Winkel Gikiewicz. Fast von der Grundlinie aus schoss der Joker aufs kurze Eck, Gikiewicz spekulierte falsch, bekam noch eine Hand an den Ball, der aber über die Linie kullerte (90.+4).
Beinahe hätte die völlig wilde Schlussphase noch eine letzte Pointe bekommen, doch in der achten Minute der Nachspielzeit vergab der aufgerückte Gikiewicz die Großchance auf das 3:3, Hradecky parierte - und erst dann pfiff Osmers ab.
Leverkusen nimmt nach dem 4:3 über Dortmund zum zweiten Mal in Folge drei Punkte aus einem spektakulären Spiel mit und nimmt Euphorie mit in die Europa-League-Partie gegen den FC Porto am Donnerstag (21 Uhr), Union Berlin gastiert am Montag in einer Woche (20.30 Uhr) in Frankfurt.