Unions Coach Nenad Bjelica tauschte nach der Nullnummer in Gladbach, dem fünften sieglosen Spiel in Serie, auf zwei Positionen: Schäfer und Hollerbrach verdrängten Aaronson sowie Vertessen auf die Bank.
Dagegen hatte Bochums Interimstrainer Heiko Butscher mit dem 3:2-Sieg gegen Hoffenheim das Ende einer acht Spiele währenden Sieglosserie bejubeln dürfen, aber er hatte zugleich auch einen Wermutstropfen zu schlucken: Kapitän Losilla hatte seine zehnte Gelbe Karte gesehen und fehlte nun zwangsläufig. Dafür erhielt Osterhage eine Chance von Anfang an - das war zugleich der einzige Wechsel beim Revierklub.
Bochum hat die Lufthohheit
Bundesliga, 32. Spieltag
"Wir wussten, dass wir unsere Punkte im Mai machen müssen", hatte Unions Präsident Dirk Zingler vor Anpfiff bei DAZN gesagt und dürfte dann alles andere als zufrieden gewesen sein mit dem Verlauf der ersten Hälfte. Hatten die Eisernen noch zu Beginn zumindest kämpferisch dagegengehalten, so kippte das Spiel mit fortschreitender Spieldauer mehr und mehr in Richtung Bochum.
Der VfL war in Hälfte eins nicht nur in puncto Ballbesitz klar überlegen (59 Prozent), sondern vor allem bei den Zweikämpfen - und ganz besonders in der Luft. Gewann man allgemein 64 Prozent aller Duelle, so waren es gar satte zehn Prozent mehr bei den Luftzweikämpfen.
Das Stichwort war dann auch "zweite Bälle", die sich nahezu jedes Mal die Gäste schnappten. Das schlug sich dann auch beim Resultat nieder, denn der VfL schlug in Minute 16 und Minute 31 über Wittek zu und führte rasch mit 2:0; bei beiden Treffern war ein gewonnener zweiter Ball jeweils der Ausgangspunkt.
Bochum überzeugte, während die Berliner enttäuschten und nach schwachem Abwehrverhalten und dem daraus resultierenden 0:3 durch Schlotterbeck (37.) fast schon in Schockstarre verfielen.
Systemumstellung und drei Neue bei Union
Bjelica reagierte auf den desolaten Auftritt mit drei Wechseln (Aaronson, Bedia und Vertessen kamen für Tousart, Vogt und Volland) und einer Systemumstellung: Nach Wiederanpfiff agierten die Köpenicker anstelle des zuvor praktizierten 3-3-2-2 fortan im 4-3-3 und waren spürbar mehr um Offensive bemüht. Vertessen gab auch rasch eine Duftmarke ab (48.), während auf der Gegenseite im Anschluss an eine Ecke Ordets das 4:0 verpasste (51.).
Das Spektakel nimmt seinen Lauf: Chris Bedia (#11) trifft zum 2:3. IMAGO/HMB-Media
Das Spiel wurde offener, weil Union mehr Zugriff bekam und gegen nun etwas zu defensive Bochumer auch mehr Anspielstationen im Zentrum hatte. Die Eisernen belohnten sich für dann auch bald mit zwei schnellen Toren: Zuerst schweißte Vertessen den Ball aus der zweiten Reihe sehenswert ins lange Eck (59.), dann vollstreckte Bedia einen Konter zum 2:3 und machte das Stadion an der Alten Försterei zum Tollhaus (62.).
Spannendes Finale in Berlin
In diesem Moment war alles offen, beide Mannschaften hatten sich ein wenig von defensiven Fesseln gelöst - und die Zuschauer bekam ein Spektakel serviert: In der 70. Minute flankte Passlack unbedrängt von rechts zum sträflich freistehenden Hofmann, der sich bedankte und eiskalt zum 4:2 einköpfte. Ruhe kam dennoch nicht rein, denn nur etwas später bereitete Aaronson mit einem sehenswerten Dribbling den neuerlichen Anschluss - diesmal traf Hollerbach - zum 3:4 vor (74.).
Bis zum Schluss probierten es die Eisernen und warfen alles nach vorne, allerdings schwanden auch die Kräfte, während die Uhr erbarmungslos tickte. Am Ende rettete sich der VfL über die Runden, auch weil Aaronson zu zentral köpfte (90.+1) und nahm einen eminent wichtigen Dreier mit nach Hause.
Die seit nunmehr sechs Spielen sieglosen Eisernen (0-2-4) bekommen es am 33. Spieltag am kommenden Samstag auswärts mit Köln zu tun (15.30 Uhr). Bochum hat tags darauf zwar ein Heimspiel, dafür aber einen echten Brocken vor der Brust: Meister Bayer 04 Leverkusen kommt (19.30 Uhr).