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UEFA verwarnt Russland und England - Ausschluss droht

Jagdszenen in Marseille - Innenminister will Alkoholverbot

UEFA verwarnt Russland und England - Ausschluss droht

Eskalation auf den Rängen und in der Innenstadt von Marseille.

Eskalation auf den Rängen und in der Innenstadt von Marseille. Getty Images

Im Wiederholungsfall sei auch ein Turnierausschluss möglich, teilte die Europäische Fußball-Union am Sonntag nach einer Sitzung in Paris mit.

"Das Exekutivkomitee wird unabhängig von der Entscheidung der unabhängigen Disziplinarkommission aufgrund der Vorkommnisse im Stadion nicht davor zurückschrecken, weitere Sanktionen gegen die Football Association FA und den russischen Verband RFS zu verhängen, inklusive der möglichen Disqualifikation ihrer Nationalteams vom Turnier, sollte sich ähnliche Gewalt wiederholen", hieß es in der Erklärung.

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Zuvor hatte die Disziplinarkommission ein Ermittlungsverfahren gegen den russischen Verband eingeleitet. Ermittelt wird wegen Aggressionen russischer Zuschauer im Stadion, rassistischen Verhaltens in der Form von Affenlauten und des Abbrennens von Feuerwerkskörpern. Ob und wie der Verband bestraft wird, entscheidet sich am Dienstag (14. Juni).

Unmittelbar nach dem Vorrundenspiel zwischen England und Russland (1:1) war es am Samstagabend zu Jagdszenen gekommen. Gleichzeitig gab die UEFA Probleme bei der Trennung der Fangruppen im Stade Velodrome zu. Die UEFA verschärfte ihre Sicherheitsvorkehrungen für die Spiele.

Innenminister kündigt Alkoholverbot für "sensible Bereiche" an

Frankreichs Innenminister kündigte zudem als Konsequenz der Ausschreitungen an, Alkohol in "sensiblen Bereichen" verbieten zu wollen. "Wir haben Gewalttätigkeiten zwischen Fußballanhängern gesehen, provoziert von alkoholisierten Horden, die zu inakzeptablen Ausschreitungen geführt haben", sagte Bernard Cazeneuve am Sonntag in Paris.

Er habe die Präfekten in den Regionen aufgefordert, an Spieltagen, den jeweiligen Vortagen und Öffnungstagen der Fanmeilen in den zehn EM-Städten den Verkauf, Transport und Konsum von alkoholischen Getränken in solchen Bereichen zu verbieten, sagte Cazeneuve. Dies könne öffentliche Bereiche genauso umfassen wie naheliegende Geschäfte oder Buden. Zudem können als Wurfgeschosse verwendbare Gegenstände auf Terrassen von Bars und Restaurants verboten werden.

Vor dem Spiel hatte es am Hafen in Marseille Krawalle gegeben. Insgesamt gab es 35 Verletzte, eine Person schwebt in Lebensgefahr. Die UEFA appellierte an die FA und den RFS, Einfluss auf das Verhalten ihrer Fangruppen zu nehmen. Eine Wiederholung der Gewaltexzesse will sich der europäische Dachverband nicht bieten lassen.

Verbände äußern sich - FA-Generalsekretär: "Organisierte russische Gangs"

Der russische Verband forderte seine Anhänger nach der Ausschluss-Androhung zu einem vernünftigen Verhalten in Frankreich auf. Der langjährige Verbandspräsident Wjatscheslaw Koloskow sagte, er rechne nicht mit einem Ausschluss: "Für die Zwischenfälle wird unser Verband wohl ziemlich hart bestraft. Und es wird eine Verwarnung für die Zukunft folgen. Die UEFA sollte aber auch die lückenhafte Arbeit der lokalen Behörden erwähnen."

Die FA äußerte sich zunächst in einem vor der UEFA-Warnung aufgezeichneten Video-Statement. "Es war schockierend. Ich habe solche Szenen in einen Fußballstadion seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen", sagte Generalsekretär Martin Glenn. Es habe ein "antisoziales Verhalten" von Fans in der Stadt gegeben. "Leider kam noch ein Niveau an Kriminalität von anderen hinzu, darunter organisierte russische Gangs und Einheimische, die die Szenerie wirklich geändert haben", betonte Glenn.

Englischer Verband kündigt "größtmögliche Anstrengung" an

Am Abend äußerte er sich noch einmal. "Wir haben den Brief der UEFA mit dem gebotenen Ernst zur Kenntnis genommen. Wir verstehen, dass das Verhalten unserer Anhänger nicht ohne Folgen bleiben konnte." Die FA akzeptiere zudem, dass es ihrerseits der größtmöglichen Anstrengung bedürfe, "um eine verantwortungsbewusste und respektvolle Haltung der Anhänger zu veranlassen". Szenen wie in Marseille hätten nicht nur keinen Platz im Fußball, sondern auch nicht im gesellschaftlichen Zusammenleben.

aho/dpa/sid