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Tuchel nach Chelsea-Sieg in Rage: "Ich bin super besorgt"

Chelsea-Trainer schimpft über Umgang mit Corona-Lage

Tuchel nach Sieg in Rage: "Ich bin super besorgt"

"Das kann nicht der richtige Weg sein": Chelsea-Trainer Thomas Tuchel.

"Das kann nicht der richtige Weg sein": Chelsea-Trainer Thomas Tuchel. imago images/PA Images

Der "Boxing Day" hat seinen Namen nicht von Faustschlägen, sondern von Geschenkschachteln, doch als Thomas Tuchel seinen ersten als Premier-League-Trainer gerade erfolgreich hinter sich gebracht hatte, war ihm eher nach Ersterem zumute: Er ging auf Konfrontation.

Mit ungewohnt deutlichen Worten schimpfte der Chelsea-Coach nach dem 3:1-Sieg bei Aston Villa in Richtung der Leute, die in "irgendwelchen Büros in Sesseln und am grünen Tisch" sitzen und den Fußballbetrieb in England für seinen Geschmack gerade in die falsche Richtung lenken. "Wir sind besorgt", sagte Tuchel bei "Sky Sports", "ich bin super besorgt."

Tuchel sieht Spieler-Gesundheit gefährdet und nennt Beispiele

Dass es rund um den Jahreswechsel in der Premier League besonders stressig zugeht, wusste er sicher schon, bevor er Ende Januar an der Stamford Bridge unterschrieben hatte, doch aus Tuchels Sicht kommen gerade ein paar Dinge zu viel zusammen: Corona-Ausbrüche, Verletzungen, ständige Pflichtspiele und das eiserne Festhalten an drei statt fünf Wechseloptionen.

Man spiele mit der Gesundheit der Spieler, und sich selbst bezog Tuchel da durchaus mit ein. "Wir mussten Callum Hudson-Odoi (nach Corona-Erkrankung, Anm. d. Red.) 90 Minuten durchspielen lassen, weil wir andere Spieler vom Platz nehmen mussten", berichtete er angesichts der verletzungsbedingten Auswechslungen von Thiago Silva und N'golo Kanté. "Mateo Kovacic spielt nach einer Verletzung und COVID ohne Vorbereitung oder Training."

Lukaku spielte länger als empfohlen: "Vielleicht machen wir einen großen Fehler"

Und Romelu Lukaku, zuletzt ebenfalls wegen einer Corona-Infektion ausgefallen, habe länger gespielt "als von der medizinischen Abteilung empfohlen". "Ja, er hat heute eine sehr gute Leistung gezeigt. Aber das ist nicht fair", so Tuchel über den zur Pause eingewechselten Matchwinner. "Er ist nicht bereit dafür. Wir lagen alle schon mal wegen einer Grippe zehn Tage im Bett, ich habe zwei Tage später nicht im Villa Park gespielt."

Was das mit einem Genesenen mache, "wissen wir nicht, das weiß niemand", klagte Tuchel. "Vielleicht machen wir hier einen großen Fehler." Und dass Chelsea bis zum 15. Januar nun sechs Pflichtspiele bevorstehen (darunter das League-Cup-Halbfinale, das im Vorjahr wegen Corona auf ein Spiel verkürzt worden war, jetzt aber wieder in Hin- und Rückspiel stattfinden soll), findet Tuchel schlicht unfair. "Wir spielen gegen Teams, die sich eine Woche lang auf diese Spiele vorbereiten können."

"Wir haben neue Verletzungen, und das wird nicht aufhören - das kann nicht aufhören"

Zuletzt hatte Ex-Tabellenführer Chelsea schon empfindliche Rückschläge im Titelrennen einstecken müssen. "Sie lassen uns spielen, selbst wenn wir COVID haben. Und wir spielen, aber das kann nicht der richtige Weg sein. Jetzt haben wir neue Verletzungen, und das wird nicht aufhören. Das kann nicht aufhören", so Tuchel, der auch noch einmal eindringlich für die erneute Einführung von fünf Wechseloptionen warb.

"Fünf Wechsel wurden wegen Corona eingeführt, ganz Europa hat fünf Wechsel, ganz Europa hat eine Winterpause, aber wir spielen durch. Aber auf wessen Rücken? Auf den Rücken der Spieler!" Dass die Liga vor einem Jahr nicht zu fünf Wechseln zurückgekehrt war, hatten allerdings keine Außenstehenden in irgendwelchen Büros entschieden - sondern die Premier-League-Klubs selbst.

jpe