Champions League

Trpisovsky: Vom Spielothek-Jobber zu Slavias Meistercoach

Treffen mit Klopp? "Mir würden die Knie zittern"

Trpisovsky: Vom Spielothek-Jobber zu Slavias Meistercoach

Zwei Titel und drei Geschenke: Slavia-Coach Jindrich Trpisovsky.

Zwei Titel und drei Geschenke: Slavia-Coach Jindrich Trpisovsky. imago images

Es muss ein spannender Moment gewesen sein, Ende August in Prag. Während der Auslosung der Champions League wirkte Trpisovsky am TV-Gerät zunächst erleichtert. "Mein erster Gedanke war, dass uns die Gruppe mit Donezk und Zagreb erspart blieb." Neben dem Trainer aber sank Verteidiger Vladimir Coufal zu Boden und jammerte: "Verdammt, was soll ich gegen Barcelona machen?" Und dann erst wurde auch dem Trainer bewusst, dass Slavia Prag das große Los gezogen hat: Barça, Borussia Dortmund und Inter Mailand. "Das ist wie Weihnachten mit drei Geschenken", sagt Trpisovsky im Interview mit dem kicker (Montag-Ausgabe).

Das erste Präsent hätte sein Team fast schon ausgepackt, dann aber kassierte Slavia spät doch noch den Ausgleich in Mailand. Das 1:1 zum Start bei Inter ärgert Trpisovsky noch immer, dabei war Slavia doch der krasse Außenseiter. Auch an diesem Mittwoch ist das so, wenn sein Team den BVB empfängt, und wieder wird seine Mannschaft top vorbereitet sein, denn Trpisovsky gilt als detailversessen. Und als Freund des Vorwärtsfußballs.

Mir würden die Knie zittern. Das wäre für mich, wie wenn Außerirdische landen.

Trpisovsky zu einem Treffen mit Jürgen Klopp

Sein großes Vorbild ist schon lange Jürgen Klopp. "Sein Spielstil gefällt mir, und seine Natürlichkeit. Auch die Einstellung, dass der Trainer mit dem Team eins ist", erzählt der Slavia-Coach, der dem Kollegen aus Liverpool aber noch nicht begegnet ist. "Mir würden die Knie zittern. Das wäre für mich, wie wenn Außerirdische landen." Fragen würde er den Welttrainer aber auch nach der Rasse seines Hundes. "Das wird in seiner Biografie nicht erwähnt."

Trpisovsky war wie Klopp ein rustikaler Vorstopper, der aber nie in einer der oberen zwei tschechischen Ligen spielte. Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Jahrelang jobbte er in Prag nachts in einer Spielothek, danach bediente er die Frühstücksgäste in einem Hotel, und anschließend fuhr er zum Training zu einem Kleinverein. Ständig war das Geld knapp. Über Zweitligist Viktoria Zizkov und Slovan Liberec kam er schließlich 2017 zu Slavia. Den Verein in chinesischem Besitz führte er vorige Saison zum ersten Double seit 77 Jahren.

Spiel in Dortmund wird das "Highlight"

An die Anfield Road will Trpisovsky unbedingt mal, aber noch lieber nach Dortmund. Schon als kleiner Junge hatte der 43-Jährige Sympathien für den BVB. "Auch das Camp Nou habe ich bisher nur auf der Playstation erlebt, aber die Partie in Dortmund ist ein etwas größeres Highlight." Am 10. Dezember läuft sein Team dort auf. Vielleicht geht es für Slavia am sechsten Spieltag dieser Champions League ja doch noch um mehr als nur die Ehre. Trpisovsky jedenfalls arbeitet daran.

Lesen Sie mehr über Trpisovskys ungewöhnlichen Werdegang und seine Gedanken über den BVB im ausführlichen Interview in der Montagsausgabe des kicker.

Martin Gruener/Vit Chalupa