Stuttgarts Interimscoach Jürgen Kramny konnte im Vergleich zur 1:4-Pleite in Dortmund wieder auf Sunjic (nach muskulären Problemen im Oberschenkel) und Serey Dié (nach Gelb-Sperre) zurückgreifen und gab beiden den Vorzug vor Niedermeier und Maxim, die auf der Bank Platz nahmen.
Gleich drei Änderungen führte Bremens Trainer Viktor Skripnik nach der schmerzhaften 1:3-Derby-Niederlage gegen den HSV durch: Galvez, Fritz (nach Gelb-Sperre) und Öztunali spielten für Lukimya, Grillitsch und Pizarro (alle Bank).
Die jüngsten Negativerlebnisse sowie der magere Saisonverlauf waren an beiden Mannschaften nicht spurlos vorübergegangen. Hüben wie drüben mangelte es an Selbstvertrauen, was vom Anpfiff weg spürbar war. Die Angst vor einem Fehler überwog zu Beginn, was letztlich dazu führte, dass gelungene Offensivaktionen zunächst praktisch nicht existent waren.
Der 15. Spieltag
Viel spielte sich im Mittelfeld ab, dafür umso weniger in den Strafräumen. Nach einer knappen Viertelstunde wurden die Schwaben aber mutiger und kamen über Schwaab (11.) und Baumgartl (15.) zu ersten nennenswerten Chancen. Diese beiden Möglichkeiten stellten aber dennoch eher die große Ausnahme dar und waren nicht die Regel. Die Regel waren viel mehr intensive Zweikämpfe, hektische Aktionen und eine hohe Fehlerquote auf beiden Seiten.
Vor Fehlern war auch Schiedsrichter Florian Meyer nicht gefeit, der nach einer halben Stunde ein Foul von Baumgartl an Ujah im VfB-Strafraum übersah. Extrem bitter für Werder, das kurz darauf auch noch den Rückstand schlucken musste: Kostic, der klare Geschwindigkeitsvorteile gegen Gebre Selassie hatte, entwischte auf der linken Außenbahn und schlug den Ball auf gut Glück aus vollem Lauf von der Grundlinie aus nach hinten. Dort lauerte Rupp, der das Leder annahm und es anschließend mit Wucht unter die Latte zum 1:0 drosch (33.).
Die Führung war unter dem Strich nicht unverdient, da der VfB die aktivere Mannschaft war. Das belegten auch zwei Zahlen des ersten Durchgangs: 59 Prozent Ballbesitz, 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe und deutlich mehr gespielte Pässe (265:180) standen für die Stuttgarter zu Buche - und eine 1:0-Pausenführung.
Junuzovic verletzt - Werder bestraft passive Schwaben
Volle Kraft voraus: Stuttgarts Rupp (re.) trifft zum 1:0.
Werder kam schwungvoller aus der Pause, musste allerdings rasch einen weiteren Nackenschlag hinnehmen. In der 48. Minute fiel Junuzovic in einem Duell mit Baumgartl unglücklich auf die rechte Schulter und musste kurz darauf ausgewechselt werden. Ohne Junuzovic, dafür mit Grillitsch und einer dicken Chance für Ujah ging es also weiter: Der VfB hatte sich bei einem eigenen Konter auskontern lassen und musste sich schließlich bei Schlussmann Tyton bedanken, der bärenstark gegen Ujah parierte (59.).
Das Spiel an sich blieb auf überschaubarem Niveau, was zu einem großen Teil den Schwaben geschuldet war. Stuttgart wurde zunehmend passiver und war offenbar nur noch darauf aus, den knappen Vorsprung zu halten. Das rächte sich, denn Werder nutzte die Räume, die sich dadurch ergaben. Vor allem Fritz wurde agiler. Der Kapitän schoss zuerst aus der zweiten Reihe knapp vorbei (70.), bereitete dann aber den Ausgleich vor: Sein Distanzversuch wurde von Sunjic entscheidend abgefälscht und landete bei Ujah, der aus Nahdistanz nur noch einzuschieben brauchte - 1:1 (71.).
Danach wurde die Begegnung wieder lebhafter, denn der VfB rappelte sich auf und investierte wieder mehr im Spiel nach vorne. Nur fehlte es an den richtigen Mitteln, um die Hanseaten in Bedrängnis zu bringen. Die Stuttgarter, bei denen Maxim zehn Minuten vor dem Ende kam, liefen sogar Gefahr, am Ende komplett mit leeren Händen da zu stehen. Denn: Öztunali knallte den Ball in der 85. Minute an die Latte. Fast im Gegenzug hatte Werner den Lucky Punch auf dem Fuß, er scheiterte jedoch am glänzend reagierenden Wiedwald, der das leistungsgerechte Remis festhielt (86.).
Der VfB Stuttgart ist wieder am kommenden Freitag gefordert: Ab 20.30 Uhr wird es für die Schwaben in Mainz ernst, Bremen empfängt tags darauf den 1. FC Köln (15.30 Uhr).