Bundesliga

Christian Streich über Winterabgang Heintz: "Unvermeidlich"

Neu-Unioner war überrascht - Freiburgs Trainer berichtet von vielen Gesprächen

Streich über enttäuschten Winterabgang Heintz: "Unvermeidlich"

Hat auch Verständnis für Dominique Heintz (li.): Christian Streich.

Hat auch Verständnis für Dominique Heintz (li.): Christian Streich. imago/Pressefoto Baumann

"Es war ein schwieriges halbes Jahr", sagte Heintz bei seiner Vorstellung in Köpenick mit Blick auf nur einen Hinrunden-Kurzeinsatz am ersten Spieltag und viele Tribünenaufenthalte während der besten Freiburger Halbserie unter Trainer Streich. Nach 89 absolvierten Pflichtspielen in den ersten drei Jahren im SC-Trikot war der 28-Jährige seit Sommer so gut wie gar nicht mehr gefragt. "Überraschend" sei das gekommen, so Heintz: "Es sagt alles, wenn ich nicht viel dazu sage. Das hat mich im letzten halben Jahr genug Kraft gekostet. Dabei will ich es belassen. Ich will keine Dinge aufmachen."

"Andere" waren einfach besser

Zunächst noch einmal die entscheidende sportliche Frage: Warum hat Heintz zuletzt nicht mehr gespielt? "Das weiß ja jeder", meinte Streich am Freitag auf Nachfrage, "weil andere richtig gut gespielt haben. Es wird gerade die ganze Zeit über Nico Schlotterbeck geschrieben, das hat er verdient, ich gönne es ihm total, aber es ist ziemlich viel. Und Nico hat auf der Position von Dominique Heintz gespielt, dann ist es relativ naheliegend, dass man da nicht Woche für Woche wechselt, zumal andere Spieler auch nicht gespielt hatten." Der jüngere des Freiburger Innenverteidiger-Bruderpaares startete sogar bis an die Spitze der kicker-Rangliste des deutschen Fußballs durch.

Und wie überrascht konnte Heintz von seiner Zuschauerrolle sein? Streich berichtete von einem längeren Gespräch während des Corona-Trainingslagers am Ende der vergangenen Saison: "Da haben wir alles detailliert auseinandergenommen. Ich stelle meistens die Szenarien dar, wenn es nicht so gut laufen sollte. Wir sind alle Szenarien auf für die kommende Saison durchgegangen." Man habe auch gemeinsam eine mögliche Veränderung im Sommer thematisiert, so Streich. Mit Blick auf den nur bis Sommer 2022 datierten Vertrag beim SC hätte Heintz ein Jahr vor Ablauf des Arbeitspapiers bereits den Klub verlassen können, entschied sich aber trotz fünf Konkurrenten für zwei oder drei Stellen im Abwehrzentrum für den Verbleib.

Streich betont: "All das, also gerade auch, wenn es nicht gut laufen sollte, ist zum Glück kommuniziert und besprochen worden, auch im Verlauf der Hinrunde wieder. Auch von Klemens Hartenbach und Jochen Saier." Nichtsdestotrotz zeigte Streich Verständnis für Heintz' Gefühlslage: "Dass es für Dominique schwierig war, weil er vorher viel gespielt hatte, steht außer Frage. Und dass es viel Kraft kostet, wenn man nicht im Kader ist, ist auch klar. Wir hatten eben die nicht auflösbare Situation mit vielen Innenverteidigern, die wir mit allen besprochen hatten, jeder davon hatte sich aber dafür entschieden, den Kampf um die Plätze anzunehmen. Es kann immer mal ein, zwei Spieler über Monate sportlich besonders hart treffen. Es war diesmal Dominique, das tut einem leid, das will man selber nicht erleben, aber es ist unvermeidlich in so einer Situation."

Streich ist "gottfroh, dass er jetzt glücklich ist"

Es sei für Streich "äußerst unangenehm" gewesen, Heintz über Wochen zu sagen, dass es nicht für den Kader reicht, obwohl "er engagiert trainiert hatte". Die Haltung des Spielers könne er nachvollziehen: "Es ist alles okay. Dass er jetzt auch froh ist, eine neue Motivation zu haben, um wieder angreifen zu können - das wäre bei mir genauso gewesen. Das ist gut so und ich bin gottfroh, dass er jetzt glücklich ist. Dominique wollte ja nicht irgendwo hin, es war genau ausgesucht, da muss alles passen für ihn und das ist auch richtig. Jetzt hoffe ich, dass alles passt und dass er noch mal gute Jahre hat im Fußball, weil er ein richtig guter Fußballer ist und auch ein netter, anständiger Kerl."

Der von 2018 bis 2021 einen wesentlichen Beitrag zu guten Freiburger Saisonbilanzen geliefert hatte. "Er kam zu uns und hat sich reingearbeitet. Es lief nicht alles ganz so gut am Anfang, dann hat er sich stabilisiert, sich in vielen Bereichen verbessert, hat sehr gut an sich gearbeitet, wenn ich ihm etwas gesagt habe. Gerade im Zweikampfverhalten und in der Gegneraufnahme hat er sich verbessert. Es war gut und hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten", traf Streich zum Abschluss eine positive Bewertung der Zusammenarbeit. Kurz vor Saisonende sieht der Spielplan das erste Wiedersehen mit Heintz vor, wenn Freiburg am 33. Spieltag Union empfängt.

Carsten Schröter-Lorenz

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