Eishockey

Stanley-Cup-Sieger Philipp Grubauer im kicker-Interview: "Es war kaum auszuhalten"

Goalie der Capitals schreibt Eishockey-Geschichte

Stanley-Cup-Sieger Grubauer: "Es war kaum auszuhalten"

Strahlender Stanley-Cup-Sieger: Philipp Grubauer.

Strahlender Stanley-Cup-Sieger: Philipp Grubauer. Getty Images

Als die Schlusssirene durch die T-Mobile Arena dröhnte, gab es kein Halten mehr: Washingtons Spieler ließen ihre Hockey-Schläger fallen und türmten sich binnen Sekunden zu einer großen weißen Spielertraube auf. Mittendrin: Philipp Grubauer. Der 26-Jährige ist der vierte Deutsche nach Uwe Krupp, Dennis Seidenberg und Tom Kühnhackl, der den Stanley Cup gewinnt und außerdem der erste deutsche Torhüter überhaupt. Der Rosenheimer machte 35 Hauptrunden-Spiele und zwei Play-off-Partien für die Caps. Obwohl sich Grubauers Rolle schon früh in dieser Endrunde vom Starter zum Backup veränderte, erwies sich der 1,85-Meter-Mann stets als Musterprofi und loyaler Teamplayer.

kicker: Glückwunsch zum Stanley-Cup-Sieg, Philipp Grubauer! Sie haben den begehrten Pokal als 19. überreicht bekommen. Wie fühlt es sich an, die wichtigste Trophäe im Eishockey-Sport in Händen zu halten?

Stanley Cup - Play-offs - Finale - Best of 7
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Washington Capitals - Vereinsdaten
Washington Capitals

Gründungsdatum

11.06.1974

Vereinsfarben

Rot-Blau-Weiß

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Vegas Golden Knights

Gründungsdatum

22.06.2016

Vereinsfarben

Gold-Grau-Rot-Schwarz

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Philipp Grubauer: Es ist unbeschreiblich. Man kann es gar nicht fassen. Ein Traum wird wahr! Seitdem man klein ist, träumt man davon.

kicker: Die Capitals mussten lange auf diesen Moment warten. Sie selbst spielen auch schon seit sechs Jahren in Washington.

Grubauer: Für die meisten ist es unbeschreiblich. Man kämpft sich mit den Jungs durch. Die Truppe ist seit sechs, sieben Jahren zusammen. Wir sind in den letzten beiden Spielzeiten immer gegen Pittsburgh ausgeschieden. In dieser Saison am Ziel angekommen zu sein, ist einfach unbegreiflich. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft.

Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft.

Philipp Grubauer

kicker: Sie haben es in Spiel 5 noch einmal richtig spannend gemacht und waren Mitte des Schlussdrittels noch im Rückstand.

Grubauer: Die sind herausgekommen, wie die Feuerwehr. Die wussten auch, um was es geht. Wir haben Druck gemacht, dagegengehalten, haben aber auch Zweikämpfe verloren, die wir eigentlich hätten gewinnen sollen. Sie sind gerechter Maßen in Führung gegangen. Wir haben es zum Glück noch gedreht und uns zurückgekämpft.

kicker: Wie war es in der heißen Schlussphase auf der Spielerbank?

Grubauer: Die letzten zehn Minuten waren kam auszuhalten vor Aufregung. Als wir dann das Führungstor geschossen haben, war es natürlich eine Erlösung.

kicker: Über die ganze Finalserie haben Sie eine totale Fokussierung aber auch eine gewisse Lockerheit ausgestrahlt. Beim Warm-up waren auch Sie durchaus zum Scherzen aufgelegt.

Grubauer: Wir haben unseren Spaß, denn zu angespannt zu sein ist auch nicht gut. Erst geht es locker und flockig und dann mit voller Konzentration ran.

Ovechkin ist älter und weiser geworden.

Grubauer über den Superstar

kicker: Eishockey-Spieler sind sehr abergläubisch. Haben Sie bestimmte Rituale?

Grubauer: Es fängt beim Essen an. Wir essen vor dem Spiel immer alle dasselbe. Spaghetti, Fisch oder Salat. Danach jongliere ich zum Beispiel immer, habe meine Routine am Computer, wo ich mich mental und mit dem Auge aufwärmen kann. Und auf dem Eis ist es dann in jedem Spiel dasselbe.

kicker: Mit wem kommen Sie in der Kabine am besten aus?

Grubauer: Mit allen. Es gibt keinen, den ich herausheben kann oder nicht. Deswegen haben wir so einen Erfolg, weil wir eine sehr enge Gruppe sind. Es gibt keine Alleingänger – es sind immer alle dabei.

Ohne meine Eltern würde ich nicht hier stehen

Grubauer

kicker: Ihr Kapitän Alex Ovechkin gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als einer dieser Alleingänger – hat sich sein Charakter verändert?

Grubauer: Als Spieler hat er sich ein bisschen verändert, sein Charakter in der Kabine nicht. Er ist ja immer noch dieselbe Person. Natürlich wird er älter und weiser mit den Jahren. Und auf alle Fälle auch erfahrener. Es ist der Wahnsinn, das wir so einen in der Kabine haben. Er hat seine Spielweise geändert seit den letzten vier, fünf Jahren und ist mehr und mehr am arbeiten. Er trifft die richtigen Entscheidungen, er ist der Kapitän und jeder junge Spieler und auch die anderen schauen zu ihm auf. Da ist es wichtig, dass du die richtigen Sachen machst auf und neben dem Eis.

kicker: Sie sind der vierte Deutsche, der den Stanley Cup holt und der erste deutsche Torhüter überhaupt. Was bedeutet das?

Grubauer: Natürlich ist es schön, der erste Torhüter zu sein. Aber um das geht es mir gar nicht. Es geht darum, dass wir das Ding gewonnen haben – und das ist alles, was zählt.

kicker: Ihre Familie gehörte zu den ersten Gratulanten. Wie wichtig war es, dass sie live vor Ort waren?

Grubauer: Sehr wichtig! Ohne sie würde es nicht gehen. Ohne meine Eltern würde ich nicht hier stehen. Was sie all die Jahre dafür gegeben haben, dass ich rübergehen kann nach Kanada. Das bedeutet umso mehr.

Wir feiern g’scheit.

Grubauers Partypläne

kicker: Was passiert noch nach dem Spiel?

Grubauer: (lacht) Feiern. Wir feiern g’scheit. Bis nächste Woche.

kicker: Wann geht es zurück nach Deutschland?

Grubauer: Da habe ich mir noch keinerlei Gedanken darüber gemacht. Wir lassen uns jetzt erstmal Zeit, genießen das Ganze jetzt in Washington mit unseren Fans auch und mit der Familie. Und wenn die Zeit da ist, dann schauen wir, dass wir heimfliegen.

kicker: Also wird der Stanley Cup nach Rosenheim kommen?

Grubauer: Das müssen wir natürlich organisieren. Aber ich denke schon.

Interview: Christian Rupp