2. Bundesliga

St. Pauli: Großer Erfolg und große Gefühle

Hürzeler auf Schultern getragen, Irvine weint vor Rührung

St. Pauli: Großer Erfolg und große Gefühle

Der Jubel kennt keine Grenzen: St. Paulis Coach Fabian Hürzeler (Mi.) erhält die obligatorische Bierdusche.

Der Jubel kennt keine Grenzen: St. Paulis Coach Fabian Hürzeler (Mi.) erhält die obligatorische Bierdusche. IMAGO/Noah Wedel

Jackson Irvine hat in seiner Karriere schon viel erlebt, am Sonntag übermannten den Australier seine Emotionen. In der Mixedzone des Millerntor-Stadions hatte der Kapitän zunächst über den Erfolg und die Besonderheit des Klubs referiert, ehe ihn Teamkollege Eric Smith aus dem Gespräch riss und innig an sich drückte. Bei beiden flossen Tränen, und Irvine hatte Mühe, danach wieder Rede und Antwort stehen zu können. Unter Tränen der Rührung presste der 31-Jährige hervor: "Ich habe die ganze Zeit meiner Karriere darauf gewartet, Teil eines solchen Vereins und einer solchen Gruppe zu sein."

Wir wollten es selbst regeln und nicht auf der Couch aufsteigen.

Marcel Hartel

Irvine ist weit mehr als nur ein Teil des Vereins und dieser Gruppe, sondern der personifizierte Anführer. Als dieser war er auch gegen den Absteiger Osnabrück vorwegmarschiert, hatte das frühe erste Tor eingeleitet, war beim zweiten Assistgeber und damit Weichensteller in einer Partie, in der die Ausgangslage klar war. Nach dem Düsseldorfer Unentschieden wussten St. Paulis Profis, dass sie einen Punkt brauchen, und Marcel Hartel verrät, dass ihm dieses Szenario lieb war. Für rund eine Stunde war der Kiez-Klub bereits am Samstagabend aufgestiegen, ehe Kiel gegen die Fortuna noch den Ausgleich erzielt hatte. "Ich habe das Spiel natürlich gesehen, und ich habe diese Konstellation bevorzugt. Wir wollten es selbst regeln und nicht auf der Couch aufsteigen."

Hürzeler denkt auch an Vorgänger Schultz

St. Pauli regelte es mit einem 3:1 selbst - und erinnerte insbesondere in der Anfangsphase und über weite Strecken der zweiten Hälfte wieder an jene Mannschaft, die Teile der Saison wie das heiße Messer durch die Butter geglitten ist. Zuletzt war der Aufstiegsmotor ins Stottern geraten, Fabian Hürzeler aber fand die richtigen Hebel, ihn wieder anzuwerfen. Der Aufstiegstrainer wurde von den Anhängern auf den Schultern über den mit Menschen gefluteten Rasen getragen und verrät: "Das ist mir fast ein wenig zu viel." Im Moment des Triumphes dachte er auch an seine Anfänge als Co-Trainer und will den Erfolg nicht nur an den eineinhalb Jahren unter seiner Regie als Chef festmachen: "Das hier hat nicht vor eineinhalb Jahren begonnen, sondern es wurde schon in der Zeit mit Timo Schultz eine Basis geschaffen."

Eine Basis, die so stabil erscheint, dass sich Hürzelers am Sonntag unterlegener Trainerkollege Uwe Koschinat überzeugt zeigt, dass der Aufstieg erst der Anfang ist. "St. Paulis Entwicklung ist absolut beeindruckend. Und ich bin überzeugt, dass der Weg noch nicht zu Ende ist."

Sebastian Wolff

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