Lange stand im Raum, ob das Viertelfinale am Millerntor wegen der schlechten Platzverhältnisse überhaupt angepfiffen wird. Erst am frühen Abend gab Schiedsrichter Dr. Felix Brych Grünes Licht am Millerntor. So feierte Jens Scharping nach acht Jahren Abstinenz doch noch sein Comeback bei St. Pauli. Der zuletzt für Aachen aktive Angreifer kam über die linke Seite. Die einzige Spitze bei den Hamburgern hieß Felix Luz. Bremen konnte im Nordderby aus dem Vollen schöpfen. Den Zweikampf um die Torwartposition entschied Reinke vor dem nach Kreuzbandriss wiedergenesenen Wiese für sich. Micoud und Borowski wurden rechtzeitig fit, auf der linken Abwehrseite erhielt Schulz den Vorzug vor van Damme.
Das Viertelfinale im Überblick
Schon nach wenigen Minuten stand fest: An richtigen Fußball ist am Millerntor bei diesen Verhältnissen nicht zu denken. Zu glitschig war der Untergrund im Stadion am Millerntor. Die Akteure auf dem Spielfeld fanden keinen festen Halt und rutschten immer wieder aus. Die Gastgeber kamen in der Anfangsphase besser mit den schwierigen Bedingungen zurecht. Hohe Bälle aus dem Halbfeld brachten den Bundesligisten in Verlegenheit. Nach sechs Minuten verschätzte sich Reinke bei einer dieser Situationen, doch Schultz hatte Probleme mit der Ballannahme und konnte keinen Profit aus dem Zögern des Werder-Schlussmanns ziehen. Nach zehn Minuten war es dann soweit. Lechner kam von halbrechts zum Flanken. Sowohl Fahrenhorst als auch Owomoyela ließen das Leder passieren, so dass Mazingu leichtes Spiel hatte und am langen Pfosten nur noch einzuschieben brauchte. Auch in der Folgezeit blieb St. Pauli spielbestimmend und nutzte die Freiräume besser als Werder, das den Kampf nicht so recht annahm. Dass es aber auch mit spielerischen Mitteln geht, bewies die Schaaf-Truppe in der 27. Minute bei ihrer ersten Torszene. Von der linken Seite flankte Borowski auf Klose, der in die Mitte auf Micoud ablegte. Der Franzose ließ sich die Chance nicht nehmen und traf aus kurzer Distanz. Bitter für den Underdog: Der Spielmacher der Bremer befand sich beim Treffer knapp im Abseits, was das Schiedsrichtergespann jedoch übersah. Der glückliche Ausgleich schien die Gäste von der Weser angespornt zu haben. Werder kam nun besser ins Spiel, musste aber ab der 42. Minute auf Klose verzichten. Der deutsche Nationalspieler verletzte sich bei einem Zweikampf bei einem Sturz auf den harten Boden an der Schulter und machte Platz für Valdez. Dennoch waren die Bremer bis zur Pause das aktivere Team. Borowski zirkelte aus 18 Metern das Leder an die Querlatte (42.), mit dem Pausenpfiff parierte St. Paulis Keeper Hollerieth einen Kopfballversuch von Valdez. Werder kam auch nach Wiederanpfiff besser aus der Kabine und bemühte sich trotz des Platzes um spielerische Linie. Zwar hatte der Bundesligist mehr Spielanteile, doch es blieb dabei: Wirkliche Torgefahr entwickelte auch die Schaaf-Truppe nicht. So nutzte St. Pauli die Gunst der Stunde. Der unsichere Reinke unterlief eine Ecke. Owomoyela köpfte das Leder von der Linie zu Morena, dessen Querschläger den freistehenden Boll erreichte. Im Fallen gelang es dem Mittelfeldakteur, das Leder an Freund und Feind vorbei einzunetzen (59.). Und die Kiez-Kicker setzten in der 65. Minute sogar noch eins drauf. Mazingu wurde nicht richtig angegriffen und zog fast unbedrängt in den Strafraum ein. Schultz übernahm für den weggerutschten Mazingu und staubte aus elf Metern ab. Reinke war zwar mit dem Bein noch am Ball, musste das Leder aber letztlich passieren lassen. Bremen hätte noch einmal für Spannung sorgen können. In der 78. Minute wurde Valdez von Morena im Strafraum regelwidrig am Torschuss gehindert, der Schiedsrichter pfiff zurecht Elfmeter. Doch Borowski konnte die Chance nicht nutzen, da Hollerieth parierte. Und auch Valdez brachte das Leder beim Nachschuss nicht unter und traf nur den Außenpfosten. Die Truppe von Trainer Andreas Bergmann zeigte in den Schlussminuten kämpferische Qualitäten und ließ keine weiteren Toraktionen der Werderaner mehr zu. So schafften die Kiez-Kicker tatsächlich die Pokal-Sensation und zogen in die Runde der letzten Vier ein. Burghausen, Bochum, Berlin - und jetzt Bremen. St. Pauli kam über weite Strecken besser mit den schlechten Platzverhältnissen zurecht und nutzte die wenigen, sich bietenden Chancen eiskalt aus. Werder wirkte vor allem in der Abwehr anfällig und unsicher. Das Team vom Millerntor zieht somit das erste Mal in der Vereinsgeschichte in ein Halbfinale des DFB-Pokals ein.