Bundesliga

DFB-Sportgericht reduziert die Strafe für FCA-Trainer Manuel Baum

Fiel der Ausdruck "ihr Blinden"?

Sportgericht reduziert Baums Strafe

Die Geldstrafe für ihn wurde auf 6000 Euro reduziert: FCA-Trainer Manuel Baum.

Die Geldstrafe für ihn wurde auf 6000 Euro reduziert: FCA-Trainer Manuel Baum. imago

Am 23. Spieltag beim 0:1 gegen den VfB hatte Referee Tobias Stieler (Hamburg) den Augsburger Trainer Manuel Baum in der 74. Minute auf die Tribüne verwiesen. Zudem hatte der DFB per Einzelrichterurteil eine 8000-Euro-Geldstrafe ausgesprochen. Dagegen protestierte der FCA. Insbesondere weil sich Baum, eigentlich Realschullehrer und für seine Tätigkeit im Profifußball freigestellt, zu Unrecht des Vorwurfs ausgesetzt sah, das Schiedsrichtergespann als "ihr Blinden" beschimpft zu haben.

"Ich war schockiert darüber, dass er vor der Presse sagte, ich hätte eine Äußerung getroffen, was definitiv nicht der Fall war", sagte Baum bei der Verhandlung über Stieler. "Mir war klar: Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. So bin ich nicht und so erziehe ich meine Spieler nicht. Ich will, dass die Lüge, die im Raum steht, aus der Welt geschaffen wird."

Trainersteckbrief Baum
Baum

Baum Manuel

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FC Augsburg

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Stieler räumte ein, die Beleidigung, die er später nach Rücksprache mit seinem Vierten Offiziellen Johann Pfeifer in den Sonderbericht aufgenommen hatte, nicht selbst gehört zu haben. Pfeifer aber ist sich "zweifelsfrei sicher", dass Baum diese Worte gewählt und dies auch auf die Unparteiischen bezogen habe: "Er hat ein 'ihr Blinden' gesagt. Ich habe Herrn Reuter gefragt: 'Hören Sie das?' Und Herr Reuter sagte: 'Manuel, Manuel, bleib' ruhig!'" Richter Lorenz fragte Pfeifer: "Könnte es ein anderer gerufen haben?" Der Unparteiische antwortete: "Ich stand neben den Coaching Zone und hatte Herrn Baum im Blick."

Wenn ich höre, dass da Schimpfworte gefallen sein sollen, verstehe ich die Welt nicht mehr.

FCA-Sportchef Stefan Reuter

FCA-Sportchef Stefan Reuter stellte dies anders dar: "Wenn ich höre, dass da Schimpfworte gefallen sein sollen, verstehe ich die Welt nicht mehr. Wir wollen das nicht so stehen lassen: Dass unser Trainer einen Stempel bekommt, dass er beleidigen würde." Ein weiterer Zeuge aus dem Augsburger Tross sagte ebenso aus, dass er die vorgeworfene Beleidigung nicht gehört habe.

Der DFB-Kontrollausschuss unter Leitung von Thomas Bergmann dagegen hielt die Geldstrafe in Höhe von 8000 Euro für angemessen und plädierte dementsprechend. Demgegenüber stellte Verteidiger Prof. Dr. Christoph Schickhardt die Widersprüche in Bezug auf die Frage, ob die Beleidigung gefallen sei, seinen Ausführungen voran: "Der Beweis konnte nicht erbracht werden. Mit solchen Nachweisen würde man einen Staatsanwalt nach Hause schicken." Manuel Baum habe nachgewiesen, dass er ein einwandfreier Sportler ist und der sich eine solche Beleidigung als Lehrer und als Fußballtrainer nicht einfach nachsagen lasse, referierte der renommierte Sportjurist, der auf Freispruch plädierte.

Die Bezeichnung "ihr Blinden" sei nicht zweifelsfrei nachweisbar

Allgemein müsse ein Schiedsrichter auch Kritik an seinen Leistungen akzeptieren können, ergänzte Schickhardt. Denn der Tribünen-Verweis selbst begründete sich auch auf dem Vorwurf des wiederholten, respektlosen Verhalten Baums, der mehrfach nach Stielers Entscheidungen reklamiert und ein Gespräch mit dem Schiedsrichter in der Coaching Zone einfach verlassen hatte. "Da hat er sich zum zweiten Mal respektlos verhalten", hatte Stieler zuvor geschildert. Der Bericht des Beobachters, des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Knut Kircher, stützte nach Aussage Stielers die Entscheidung, Baum von der Bank zu verbannen.

Das Sportgericht unter Vorsitz von Hans E. Lorenz sah Baums Verhalten "natürlich als unsportlich" an: "Emotionen gestehen wir jedem Trainer zu, aber wenn diese Proteste in der Kommunikation mit den Schiedsrichtern ausgetragen und demonstrativ gegenüber den Zuschauern ausgespielt werden, ist das selbstverständlich unsportlich." In dem für Baum wichtigsten Punkt allerdings sprach es den Fußballlehrer gewissermaßen frei: Die Bezeichnung "ihr Blinden" sei nicht zweifelsfrei nachweisbar, so Lorenz. "Wir haben nicht den Eindruck, dass Herr Pfeifer lügt. Aber es fällt uns auch schwer, Herrn Baum nicht zu glauben."

Folglich reduzierte es die Geldstrafe auf 6000 Euro wegen Restzweifeln und aus Mangel an Beweisen. Sowohl der Kontrollausschuss als auch der Bundesligist ließen sich weitere Rechtsmittel offen.

Benni Hofmann/Michael Ebert