Es hätte alles so schön sein können. Noch während des Early Access heimste EA SPORTS FC 24 von Streamern und Profis viel Lob für das Gameplay ein. Zwei Wochen später hat sich der Wind allerdings bereits gedreht und es gibt harsche Kritik an der vorherrschenden Meta, die für den Streamer 'NickRTFM' die "vielleicht langweiligste ist, die ich je gespielt habe".
'GamerBrother' und das "EA FC 24 Starterpaket"
Doch was bringt den nordamerikanischen YouTuber wie auch hiesige Szenegrößen so auf die Palme? "Nichts auf dem Kasten, aber will über außen durchrennen", fasst Simon 'GamerBrother' Schildgen die Herangehensweise der meisten Spieler in einem Stream zusammen, die er "EA FC 24 Starterpaket" nennt.
Konkret ist damit gemeint: Es ist derzeit äußerst effektiv, sich über den Flügel in den Sechzehner zu dribbeln, dann zurückzulegen und den Ball ins offene Tor zu schieben. Die Spielweise dominiert aktuell so sehr, dass 'NickRTFM' FC 24 bereits den Spitznamen "Cutback FC" verpasst hat. Eine Anspielung auf den finalen Pass in den Rückraum der Abwehr.
Egal was wir tun, wir können es nicht stoppen.
'NickRTFM' über die FC-24-Meta
Besonders kritisch ist für den US-Amerikaner, dass sich die immer gleichen Angriffe kaum verteidigen lassen. "Wir wissen, wo er (ein Gegner, d. Red.) hinwill. Und egal was wir tun, wir können es nicht stoppen."
"Dieser ganze Seitenlinien-Scheiß" sei "grauenhaft" und müsse daher verschwinden. "Die Spieler mauern und gehen mit R1 die Linie runter und legen zurück", beschreibt er, was sonst weiterhin gegen schwächere Gegner drohe, und sieht auch Probleme bei hochklassigen Duellen auf Augenhöhe. "Du kannst gegen gute Spieler nicht viel mehr tun. Das ist besorgniserregend."
Mit der Nennung der R1-Taste (auf der Xbox RB) bringt er dabei auf den Punkt, welche Mechanik es derzeit genau ist, die unverhältnismäßig stark erscheint. Der neue kontrollierte Sprint, der besonders dann kaum zu verteidigen ist, wenn ihn Avatare mit dem "Technik"-PlayStyle oder gar dessen +-Variante ausführen.
Manuelleres Verteidigen in der Sinnkrise
Zum Teil ist die neue Meta auch der anspruchsvolleren Defensive zuzusprechen. Das Verteidigen ist nun manueller. Eigentlich ein löblicher Ansatz, der auch in unserem Gameplay-Test Pluspunkte sammelte, da er die Skill Gap vergrößert. Aber natürlich genauso dafür sorgt, dass es noch schwieriger wird, starke Meta-Taktiken zu verhindern - und damit die Skill Gap direkt wieder schließt?
Fakt ist: EA SPORTS ist einmal mehr in Sachen Balancing gefragt und wird wohl per Patch nachjustieren müssen. Und das möglichst zeitnah, wenn es nach 'NickRTFM' geht, dessen Fazit fast dramatisch ausfällt: "Es ist einfach traurig, wo 'FIFA' inzwischen angekommen ist."
Dieser Scheiß gehört auf jeden Fall abgeschwächt.
Mirza Jahic über den kontrollierten Sprint in FC 24
Mirza Jahic, vor Komplettrelease noch voll des Lobes, spricht hinsichtlich des kontrollierten Sprints von einem "krankhaft starken" Dribbling, das den Spaß am Gameplay massiv mindere. "Das ist eine Vollkatastrophe. Einfach die R1-Taste drücken und dann über die Flügel oder quer über das Feld laufen können, ist der helle Wahnsinn."
Ein bedauerlicher Umstand, sieht der Österreicher doch viel Potenzial in dem Spiel. Eine echte Herausforderung sei es, das neue Gameplay zu erlernen, das gepaart mit PlayStyles mehr Frische und Abwechslung bringe, als in den letzten Jahren. Wenn da nicht dieser kontrollierte Sprint wäre, bei dem für Jahic klar ist: "Dieser Scheiß gehört auf jeden Fall abgeschwächt."
Abpraller en Masse sorgen für FIFA-22-Flashbacks
Abschwächen, oder bestenfalls ganz verschwinden, sollen laut Jahic auch die Abpraller, die sich in FC 24 sogar noch mehr zu häufen scheinen, als im dafür gescholtenen FIFA 22. "Ich habe so viele Gegentore durch diese Scheiße kassiert", ärgert er sich und spricht aus, was einige weiterhin im eSport aktive Kollegen ganz ähnlich sehen.
Mohammed 'MoAuba' Harkous beispielsweise, seines Zeichens FIFA-Weltmeister von 2019, fühle sich vereinzelt in der falschen Sportart gefangen. "Ping Pong" sehe er immer wieder auf dem virtuellen Rasen und bemängelt: "Es ist zu krass, wie man einen Abpraller bekommt und direkt ein Tor fällt." Teilweise wirke es, als sei "ein Magnet im Ball".
70 Prozent der Tore sind Rebounds oder Fails.
Furkan 'Furky' Kayacik
Für Wiesbadens eSportler Furkan 'Furky' Kayacik verspricht die frisch gestartete Profi-Spielzeit daher, "mental eine Krasse Herausforderung" zu werden. Was er damit meint? "Ja, es fallen viele Tore. Ja, es passieren viele Sachen. Aber 70 Prozent der Tore sind Rebounds oder Fails." Hinsichtlich der eSport-Tauglichkeit kommt Kayacik daher zu einem harten Urteil: "Das hat mit Skill so wenig zu tun wie noch nie zuvor."