Bundesliga

Simunic vor dem Abschied

Hertha BSC: Kacars Zukunft offen

Simunic vor dem Abschied

Gojko Kacar beim Fallrückzieher

Fußballartist: Gojko Kacar, gegen die Italiener Marco Motta und Andrea Consigli (re.). imago

"Wir waren gut organisiert, aber Italien auch", sagt Kacar. "Der Punkt ist okay. Er lässt uns für das Turnier alle Chancen. Unser Ziel ist das Finale." Und wäre damit ein Coup wie 2007, als die serbische U 21 mit dem zumeist als Innenverteidiger aufgebotenen Kacar hinter den Niederlanden Vize-Europameister wurde - und sich Kacar auf Herthas Wunschzettel spielte. Seit Januar 2008 ist er in Berlin, drei Millionen Euro Ablöse überwies Berlin seinerzeit an FK Vojvodina Novi Sad. Das Investment lohnte sich: Nach 18 Monaten in Deutschland verzeichnet die Bilanz 42 Bundesliga-Einsätze und sieben Tore.

Kacars Stärken - Dynamik, Torgefährlichkeit, Vielseitigkeit - sind auch der Konkurrenz aufgefallen. Im Winter erkundigte sich der AC Florenz nach ihm, aktuell beschäftigt sich der HSV mit dem bis 2012 gebundenen Profi. "Im Moment", sagt Kacar, "interessiert mich nur die EM. Alles andere würde mich nur stören. Ich kann nicht sagen, dass ich unzufrieden bin und aus Berlin weg will. Aber im Fußball kannst du nichts ausschließen." Am Dienstag gegen Italien lief er als verkappte Spitze auf. "Meine Position", bekräftigt Kacar, "bleibt aber die Sechs. Dort kann ich meine Stärken am besten ausspielen."

Ob er das auch künftig in Berlin tut, ist längst nicht gesichert. Kacar (neun A-Länderspiele) ist einer der wenigen Hertha-Profis, die eine nennenswerte Ablöse einbringen würden. Die zu erzielenden fünf Millionen Euro Transferüberschuss schweben wie ein Damoklesschwert über den Saisonplanungen, die Trainer Lucien Favre und Geschäftsführer Michael Preetz bei einem Treffen in der Schweiz zu Wochenbeginn weiter vorantrieben.

Yohan Mollo (19, AS Monaco) ist kein Kandidat mehr, er sieht seine Zukunft in Frankreich. Dagegen bleibt Kacars Landsmann Dusan Tadic (20, Novi Sad), der zum serbischen U-21-EM-Kader zählt, fürs Mittelfeld ebenso ein Thema wie der Kroate Ivan Perisic (20, KSV Roeselare) und der Rumäne Cristian Valentin Muscalu (19, Slavija Sarajevo).

Stipic: "Kein Hintertürchen für Hertha"

Dass der Coach intern zuletzt Zweifel daran anklingen ließ, ob Josip Simunic (31) seine exzellente Form über eine weitere Saison abrufen kann, und ihn damit indirekt zum Verkaufskandidaten Nummer eins stempelte, gab dem Kroaten und dessen Berater Gordon Stipic zu denken. In den nächsten Tagen wollte Stipic ursprünglich Preetz in Berlin besuchen "und ein paar Dinge klargestellt haben". Zum Beispiel sollte die per Ausstiegsklausel fixierte Ablöse von sieben Millionen Euro gedrückt werden: "Die muss runter." Doch Preetz winkte schon im Vorfeld ab: "Da sind wir nicht gesprächsbereit."

Lucien Favre, Joe Simunic (li.)

Wie geht's weiter? Joe Simunic (li.) vermisst das Vertrauen von Trainer Lucien Favre. imago

Auch wenn Simunic die Entscheidung über seinen Verbleib möglicherweise noch nicht getroffen hat, zeichnet sich eine Tendenz ab. Stipic bereits am Mittwoch zum kicker: "Ich gehe davon aus, dass Joe geht."

In übereinstimmenden Medienberichten vom Freitag legte er dann in deutlicher Form nach. "Für mich ist klar, dass Simunic weg muss! Es gibt keine Basis der Zusammenarbeit mehr. Und auch kein Hintertüchen für Hertha. An dem Entschluss ist nicht zu rütteln", sagte er gegenüber der "Bild". Michael Preetz versucht indes die Tür für Simunic wieder ein Stück zu öffnen: "Der Trainer würde Joe gerne behalten, er ist ein zentraler Spieler für ihn."

Simunic schloss die abgelaufene Spielzeit mit 29 absolvierten Partien bei einer kicker-Durchschnittsnote von 2,88 blendend ab. Der kicker kürte ihn in seiner Sommerrangliste jüngst zum besten Innenverteidiger der Liga. Simunic spielt seit 2000 für die Herthaner. Derzeit ist gut vorstellbar, dass dieses lange Kapitel in seiner Karriere nach neun Jahren endet.