Bundesliga

FSV Mainz 05: Jan Siewert und der gefährliche Minimalismus

Nie gab es weniger Tore und Gegentore unter einem neuen Bundesligatrainer

Siewert und der gefährliche Mainzer Minimalismus

Vorne klemmt es: Das Team von Jan Siewert trifft zu selten.

Vorne klemmt es: Das Team von Jan Siewert trifft zu selten. IMAGO/osnapix

Die Startbilanz ist kurios. Seit dem 10. Spieltag hat Jan Siewert nun als Nachfolger von Bo Svensson in Mainz das Sagen. Unter der Leitung des 41-Jährigen schoss der FSV fünf Tore, kassierte sechs Gegentore und holte acht Punkte. In der "Siewert-Tabelle" ist der Klub damit 15., im Saisonklassement liegt er auf Rang 17.

Mit sechs Gegentoren schlug es im Kasten von Robin Zentner in diesem Zeitraum genauso selten ein wie bei Tabellenführer Bayer Leverkusen. Allerdings liegt Mainz mit nur fünf erzielten Treffern auch hier am unteren Ende der Bundesliga-Skala, teilt sich den Platz mit dem 1. FC Köln.

Spielerischer Ansatz führt noch nicht zum Erfolg

Sogar die letzten elf FSV-Treffer erzielten elf verschiedene Spieler. Von den Stürmern erzielten nur Ludovic Ajorque und Marco Richter je ein Tor. In der laufenden Saison trafen lediglich Anthony Caci, Jae-Sung Lee und Leandro Barreiro schon doppelt. Siewert ist es zwar gelungen, die Gegentorflut einzudämmen, trotz seines eher spielerischen Ansatzes schießt Mainz aber kaum Tore.

Spiele von Mainz 05

Dieser gefährliche Minimalismus ließ die Rheinhessen auf einen Abstiegsplatz abrutschen. Nachdem vor der Winterpause eher die Chancenverwertung das Problem war, werden mittlerweile kaum noch Tormöglichkeiten herausgespielt. Beim 0:1 in Frankfurt und beim 1:1 gegen den VfL Wolfsburg waren es jeweils genau zwei klare Torchancen.

Startbilanz von Lichte war noch schlechter

Die magere Ausbeute unter Siewert von acht Punkten wird in der Erstliga-Historie der 05er nur noch von Jan-Moritz Lichte unterboten, der von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2020 auf der Bank saß und mit fünf Zählern startete. Nach elf Bundesligaspielen wurde er zur Winterpause abgelöst und im Januar durch Svensson ersetzt. Svensson startete mit elf Zählern und 9:13 Toren, bevor er den Klub noch zum sensationellen Klassenerhalt führte.

Ähnlich schlecht wie Siewert von der Punktausbeute her begann die Amtszeit von Achim Beierlorzer, der im November 2019 gekommen war und aus den ersten neun Spielen neun Zähler holte. Dabei hatte er genau wie Siewert beim Debüt einen Überraschungssieg gefeiert, Mainz gewann seinerzeit bei der TSG Hoffenheim 5:1. In den ersten neun Beierlorzer-Spielen fielen 16 Treffer für Mainz und 17 Gegentore - so viel wie bei keinem anderen 05-Bundesligatrainer zum Start.

Podcast
Podcast
Starke Deutsche, schwache Schotten: Wie viel ist dieser Auftaktsieg wert?
13:43 Minuten
alle Folgen

Schmidt und Klopp holten die meisten Punkte

Die beste Punktausbeute weisen der heutige Sportdirektor Martin Schmidt und Jürgen Klopp aus. Beide holten in ihren ersten neun Bundesligaspielen 15 Punkte, wobei Klopp im Sommer 2004 schon gut drei Jahre als Zweitligatrainer im Amt war. Schmidt kam ab Februar 2015 auf 15:11 Tore, Klopp nach dem Aufstieg auf 14:12. Erfolgreich verliefen auch die Starts von Thomas Tuchel im Sommer 2009 (14 Punkte, 12:14 Tore) und Kasper Hjulmand zu Beginn der Saison 2014/15 (14 Punkte, 12:10 Tore). Durchwachsen war die Startbilanz von Sandro Schwarz, der 2017/18 auf 10:15 Tore und 10 Punkte kam.

So wenig Tore und Gegentore wie Siewert (11 Stück) erlebte auch an anderen Standorten noch kein Bundesligatrainer in seinen ersten neun Spielen. Dem aktuellen Mainz-Coach am nächsten kommen Ralph Hasenhüttl ab Oktober 2013 mit dem FC Ingolstadt (6 Tore/7 Gegentore) und Hannes Bongartz (7/6) ab November 1994 mit dem MSV Duisburg, die auf je insgesamt 13 kamen.

Michael Ebert

Zwei glatte Einser und vier Stuttgarter: Die kicker-Elf des 19. Spieltags