WM

Shaqiri ballert die Schweiz ins Achtelfinale

Dreierpack des Bayern-Profis - Drmic glänzt als Vorbereiter

Shaqiri ballert die Schweiz ins Achtelfinale

Ließ seine Kritiker früh mit einem Doppelpack verstummen: Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri (vorne) grüßt in die Heimat.

Ließ seine Kritiker früh mit einem Doppelpack verstummen: Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri (vorne) grüßt in die Heimat. Getty Images

Honduras Nationaltrainer Luis Fernando Suarez stellte seine Mannschaft im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Ecuador auf zwei Positionen um: Neben Juan Carlos Garcia rückte auch Wilson Palacios nach ausgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder ins erste Glied. In gleichem Maße veränderte auch sein Pendant Ottmar Hitzfeld seine Anfangsformation nach der enttäuschenden 2:5-Pleite gegen Frankreich . Für den verletzten Abwehrchef von Bergen (Bruch des linken Augenhöhlenbodens) rückte Schär in die Innenverteidigung, ganz vorne ersetzte der baldige Leverkusener Drmic den gegen die "Equipe Tricolore" blassen Seferovic (kicker-Note 5).

Shaqiri erst kläglich, dann phänomenal

Zu Beginn übernahm Honduras die Ballkontrolle, die Schweiz versuchte aber die Zentralamerikaner früh unter Druck zu setzen. Die Taktik der Hitzfeld-Elf ließ sich schnell ausmachen: abwarten, nach Ballgewinn aber blitzschnell umschalten. Nach drei Minuten beinahe mit erstem Erfolg gekrönt: Angreifer Drmic ließ auf links einen Honduraner aussteigen, hob kurz den Kopf und schlug eine scharfe flache Flanke. Doch der zuletzt in die Kritik geratene Shaqiri vergab freistehend - und kläglich.

Doch dem Mittelfeldmann vom FC Bayern war bereits in der Anfangsphase anzumerken, dass sich der 22-Jährige an diesem Abend einiges vorgenommen hatte. Und das ließ er nur wenig später auch "Los Catrachos" spüren: Auf Pass von Lichtsteiner nahm Shaqiri aus 20 Metern Maß und nagelte das Leder unter die Latte - 1:0 (6.). Beim anschließenden Torjubel schickte der Offensivdribbler auch direkt eine kleine Botschaft an seine Kritiker, die mit Shaqiri zuletzt scharf ins Gericht gingen.

Gruppe E - 3. Spieltag

Und auch in der Folge versprühte das zuletzt gehemmt wirkende Kraftpaket Spielfreude, setzte mehrmals erfolgreich zum Dribbling an und beschäftigte pausenlos gleich mehrere Gegenspieler. Doch: Die Eidgenossen stellten im Anschluss weitgehend den Spielbetrieb ein, ließen sich weiter zurückfallen und überließen den Honduranern das Feld. Das große Problem der Zentralamerikaner blieb aber über die gesamte Dauer fehlende Durchschlagkraft in vorderster Front.

Die Suarez-Elf versuchte es vermehrt über lange Bälle auf die bulligen Stoßstürmer Costly (1,90 Meter) und Bengtson (1,87 Meter). Keine wirkliche Herausforderung aber für die neu formierte Innenverteidigung der Nati. Die Hitzfeld-Elf präsentierte sich dagegen deutlich reifer in der Spielanlage, technisch versierter - und brandgefährlich bei Kontern.

Drmic vertauscht die Rollen, Shaqiri freut's

Ständiger Unruheherd: Nati-Stoßstürmer Drmic (li.) im Duell mit Beckeles.

Ständiger Unruheherd: Nati-Stoßstürmer Drmic (li.) im Duell mit Beckeles. Getty Images

Die Eidgenossen überließen den Honduranern im ersten Abschnitt ganze 65 (!) Prozent Ballbesitz - nur anzufangen wusste der zweimalige WM-Teilnehmer damit nichts. Ganz anders die Schweizer, die geduldig auf ihre Möglichkeiten warteten und dann eiskalt zuschlugen. Eine Viertelstunde vor der Pause fuhr die Nati einen der vielen blitzschnellen Gegenangriffe. Die stark aufgelegten Shaqiri und Drmic machten sich auf die Reise, wobei der Angreifer in eine andere Rolle schlüpfte. Über links wartete Drmic auf den perfekten Moment, ehe der 21-Jährige Shaqiri suchte und fand. Und der ließ sich frei vor Valladres nicht zweimal bitten (31.).

Bis zum Pausentee blieb die Schweiz in der Offensive das bessere Team, stand hinten zudem gegen erschreckend schwache Honduraner sicher. Einzig die Vorentscheidung verpassten sowohl Xhaka (37.) als auch Drmic aus spitzem Winkel (43.).

Honduras fasst Mut, Bengtson und Rodriguez artistisch

Im zweiten Abschnitt bekam der Außenseiter zusehends Zugriff auf die Partie. Erst versuchte Bengtson (50.) eine Flanke auf Höhe der Grasnarbe zu verwerten, anschließend war der 27-Jährige deutlich näher dran. Nati-Keeper Benaglio umkurvte er und setzte bereits zum Jubel an, doch der Stoßstürmer hatte die Rechnung ohne Linksverteidiger Rodriguez gemacht - der klärte auf der Linie im Stile eines Handballtorwarts mit einem starken Fußreflex (53.).

Wie bereits teilweise im ersten Durchgang ließen die Schweizer mehr und mehr das Spiel schleifen: in der Offensive zu fehlerhaft, hinten anfällig. Doch die Mittelamerikaner verpassten es, daraus ernsthaft Kapital zu schlagen. In der gefährlichen Zone fehlte bei Bengtson & Co. oft die Durchschlagskraft und nötige Präzision. Und wie reagierte die Schweiz? Die Eidgenossen antworteten im Stile einer Spitzenmannschaft. Erneut war es der auffällige Drmic, der Gegenspieler Bernardez schwindelig spielte, und auf Shaqiri weiterleitete. Und der krönte seinen Sahnetag mit seinem dritten Streich (71.).

Zumindest nach dem Ehrentreffer lechzte der Außenseiter - doch diesmal hieß der Spielverderber Benaglio. Der 30-jährige Schlussmann vom VfL Wolfsburg vereitelte nacheinander die Chancen von Najar (79.), Bengtson (81.) und Figueroa (90.). Doch dem Underdog blieb diese "letzte Ehre" verwehrt, die Schweizer dürfen hingegen weiter vom Viertelfinale träumen.

Die Nati trifft als Zweiter der Gruppe E am Dienstag um 18 Uhr (MESZ) in Sao Paulo auf Argentinien, den Ersten der Gruppe F.

Bilder zur Partie Honduras - Schweiz

Bilder zur Partie Ecuador - Frankreich

Bilder zur Partie Honduras - Schweiz