Handball

Sensationell! Kiel entthront Ciudad

Im Finale wartet der FC Barcelona

Sensationell! Kiel entthront Ciudad

Thierry Omeyer (THW Kiel)

Wie im Rausch: THW-Keeper Thierry Omeyer lief in Hälfte zwei zu Höchstform auf. picture alliance

Köln feiert Kiel! Dank eines körperlichen und emotionalen Kraftakts steht der THW zum vierten Mal in Folge im Finale der Champions League. In der mit 18.679 Zuschauern ausverkauften Kölner Lanxess-Arena entwickelte sich von Beginn an ein packendes und intensiv geführtes Spiel, in dem auch der angeschlagene Momir Ilic (Kreuzbanddehnung) beim THW zwischenzeitlich mitwirkte. Absetzen konnte sich in einem Duell auf Augenhöhe zunächst keines der beiden Teams. Erst sechs Minuten vor der Halbzeit lagen die Spanier erstmals mit zwei Treffern in Führung, THW-Coach Alfred Gislason nahm prompt eine Auszeit.

Das Final Four in Köln

Doch während sein Team sich bis zur Pause noch ein ums andere Mal am starken Abwehrblock des Titelverteidigers festlief, nutzte das nicht unbedingt bessere Ciudad Real seine Chancen effektiv und ging mit einem Drei-Tore-Vorsprung (15:12) in die Kabine. "Der THW darf nicht zu riskant spielen, um die schnellen Tempogegenstöße zu verhindern. Die Fehlerzahl muss reduziert werden", sagte Heiner Brand in der Pause bei "Eurosport": "Mit einer konsequenten Abwehr können sie das Spiel immer noch gewinnen, zumal sie im Angriff besser besetzt sind."

THW startet Aufholjagd - Omeyer wie eine Wand

Auch nach dem Wiederanpfiff nahmen die Spanier dem ersten Schwung der Kieler zunächst den Wind aus den Segeln und zogen auf 19:15 davon (37.). Doch mit einem überragenden Thierry Omeyer im Rücken, der zwischen den Pfosten jetzt zu Höchstform auflief, startete der THW eine beeindruckende Aufholjagd. Spätestens als Narcisse in der 41. Minute zum 20:20 ausglich, hielt es in Köln niemand mehr auf den Sitzen. Es ging weiter hin und her, das Spiel stand auf des Messers Schneide. Zehn Minuten vor dem Ende brachte Zeitz die Kieler erstmals wieder in Führung (24:23), die Lanxess-Arena tobte.

Jonas Källmann (Ciudad Real)

Mit sechs Toren bester Schütze bei Ciudad Real: Der Schwede Jonas Källmann. picture alliance

Dank einer weiteren Parade des nun kaum noch zu bezwingenden Omeyer überstanden die Kieler wenig später sogar eine doppelte Unterzahl schadlos. Auf der anderen Seite lief Torwartlegende Arpad Sterbik nun allerdings ebenfalls zu Hochform auf. Christian Sprenger und Filip Jicha brachten den THW mit ihren Treffern erstmals mit drei Toren in Führung. Zwei Minuten vor Schluss stand es 28:25 für den deutschen Rekordmeister.

Abalo scheitert - Palmarsson macht alles klar

Doch nach einer Strafe gegen Jicha wurde es noch einmal ganz eng: Beim Stand von 27:28 setzte Ciudad-Rechtsaußen Luc Abalo zum Wurf an - doch der fabelhafte Omeyer parierte erneut. Sekunden vor Schluss machte Palmarsson den Deckel drauf. 29:27 - der THW hatte das Duell der Giganten für sich entschieden. Damit greifen die Kieler am Sonntag (18 Uhr) nach dem zweiten Triumph in der Königsklasse nach 2007.

Gislason scherzt, kritisiert und lobt

"In der zweiten Halbzeit haben wir den richtigen Omeyer gesehen, in der ersten war es wohl sein Bruder", scherzte Gislason und lobte sein Team: "Ich bin sehr zufrieden, dass wir es geschafft haben, die beste Mannschaft der Welt zu schlagen." Harte Kritik übte er an den rumänischen Schiedsrichtern Sorin-Laurentiu Dinu und Constantin Din: "Die haben uns alles andere als geholfen. Wir haben und benachteiligt gefühlt. Aber wir haben immer die Nerven behalten. Und die Stimmung war unglaublich, vor allem, als wir ein bisschen beschissen wurden, wurde sie besser und besser."

Wir müssen jetzt die Euphorie bremsen. Wir sind hier, um den Titel zu holen. Dafür müssen wir in weniger als 24 Stunden auch gegen Barcelona unsere Leistung abrufen.

Filip Jicha, THW Kiel

"Wir müssen jetzt die Euphorie bremsen. Wir sind hier, um den Titel zu holen. Dafür müssen wir in weniger als 24 Stunden auch gegen Barcelona unsere Leistung abrufen", meinte Jicha, der wie Sprenger sechsmal traf. Barca war seiner Favoritenrolle im ersten Halbfinale gegen Außenseiter Medvedi Chekov gerecht geworden und hatte klar mit 34:27 gewonnen. Der russische Meister spielt nun gegen Ciudad Real, das sich 2008 und 2009 jeweils im Finale gegen den THW durchgesetzt hatte, das Spiel um Platz drei.

THW Kiel

Finale! Der THW bejubelt den Einzug ins Endspiel von Köln - dort wartet Barcelona. imago

BM Ciudad Real - THW Kiel 27:29 (15:12)

BM Ciudad Real: Källmann 6, Fernandez 5/5, Aguinagalde 3, Metlicic 3, Gull 2, Abalo 2, Rodriguez 2, Entrerrios 2, Canellas 1, Parrondo 1
THW Kiel: Jicha 6, Sprenger 6, Ahlm 5, Zeitz 4, Narcisse 3, Ilic 2, Klein 2, Palmarsson 1
Schiedsrichter: Din/Dinu (Rumänien)
Zuschauer: 18679
Strafminuten: 6 / 14
Disqualifikation: - / -