Mehr Sport

Sensation bei Darts-WM: Clemens schaltet Price aus

Darts-WM 2023: Die Nummer 1 provoziert mit Kopfhörern und geht baden

Sensation: Clemens schaltet Price aus und steht im Halbfinale!

Fingerzeig: Gabriel Clemens ist als erster Deutscher ins Viertelfinale einer Darts-WM eingezogen und nun sogar nach dem Sieg über Gerwyn Price im Halbfinale.

Fingerzeig: Gabriel Clemens ist als erster Deutscher ins Viertelfinale einer Darts-WM eingezogen und nun sogar nach dem Sieg über Gerwyn Price im Halbfinale. IMAGO/Action Plus

Über 800 Karten für deutsche Fans waren Ankündigungen zufolge für das mit Spannung erwartete Viertelfinale dieser Darts-WM 2023 zwischen Gabriel Clemens und Gerwyn Price verkauft worden - und die kamen wie der Rest des Saals auf ihre Kosten. 

Ohne Zweifel hatte Clemens bis zu diesem Viertelfinale gegen Price eine starke Darts-Weltmeisterschaft 2023 gespielt, was schließlich zuletzt mit der ersten deutschen Teilnahme bei der Runde der letzten Acht belohnt worden war. Allerdings hatte der gebürtige Saarländer bis dato auch keinen einzigen gesetzten Kontrahenten zum Gegner gehabt - bis jetzt.

Die Nummer 1 der Welt stellte sich an diesem Neujahrstag um kurz vor 21 Uhr dem deutschen Giganten in den Weg, worauf er sich sehr freute. Im Vorabgespräch mit DAZN hatte Clemens nämlich dazu gesagt: "Ich hab das Handy auch mal bewusst weggelegt und mich auf dieses Match vorbereitet. Es ist schließlich mein größter Erfolg. Ich guck auf mich, ich will mein Spiel aufs Board bringen."

In der Tat fand sich der 25. der Order of Merit gut ein, musste allerdings auch schnell feststellen, dass Price noch besser loslegte. Bei eigenem Anwurf checkte der "Iceman" gleich mal eine 140 aus (Triple-20, Triple-20, Doppel-10) und ließ sofort das Break folgen - unter anderem mit seiner ersten 180 hier und einem weiteren hohen Checkout: 110 über 19, Triple-27 und Doppel-20. Wenig später war Satz 1 klar mit 3:0 eingetütet und eine erste Machtansage aufs Board gesetzt. Price checkte souverän 74 mit Tops aus und feierte mit der Jubelfaust.

Satz 1 klar verloren, drei Sätze stark gewonnen

Im zweiten Durchgang meldete sich der deutsche Hüne aber eindrucksvoll zurück, machte sein erstes Leg mit der Doppel-20 klar und ließ seine erste 180 folgen. Auch das erste Break war wenig später mit etwas Glück eingesackt, einfach weil sich beim Favoriten und ehemaligen Rugby-Spieler erste Unsicherheiten eingeschlichen hatten. Zudem stimmte bei Clemens die Doppelquote zum Start dieses Matches dermaßen gut, drei von vier machte "Gaga" souverän rein (75 Prozent) und glich in den Sätzen aus - 1:1.

Doch nicht nur das: Clemens spielte sich nun in einen ersten regelrechten Rausch, legte den "Iceman" quasi zum Auftauen zur Seite und hatte sich am Ende in aller Ruhe sechs Darts zum zweiten Satzgewinn gesichert - Price kam nicht mehr mit. Zwar zitterte der Deutsche daraufhin etwas und vergab alle seine Chancen, mit den Pfeilen 7 und 8 auf Doppel-2 war dann aber das 2:1 erreicht.

Er spielte weltklasse, warf viele sehr hohe Aufnahmen und hatte einen Schnitt von deutlich mehr als 100. So konnte sich der "German Giant" im vierten Satz auch erneut einige Patzer beim Ausmachen erlauben, nur um später sein erstes High Finish (136) auszupacken, ungenutze Chancen von Price zu erleben, selbst eiskalt mit Doppel-10 zuzuschlagen und so durch ein weiteres Break klar mit 3:1 in den Sätzen zu führen.

Provozierender Price sorgt für große Augen

Gerwyn Price

Probierte mit Kopfhörern und Ohrstöpsel nochmals alles, es reicht aber nicht mehr: Gerwyn Price ist raus. IMAGO/Pro Sports Images

Was dann erst einmal folgte, sorgte für große Augen und Staunen - im Londoner Alexandra Palace und sicher auch bei vielen daheim an den Endgeräten. Denn Price, der seit Jahren auch immer wieder ob seiner Art vom Publikum bewusst ausgebuhte Darts-Profi, kam mit großen Kopfhörern zurück auf die Bühne für Satz fünf - und spielte mit den burgunderroten "Over Ears" tatsächlich.

Ein skurriler Anblick, was zu nach einigen Minuten zu lautstarkeren Buhrufen führte und dazu, dass die Nummer 1 der Welt selbst immer mal gen Zuschauerränge stichelte. Sein Spiel übrigens wurde ob dieser Maßnahme nicht besser, auch Clemens ließ sich nicht verunsichern und tütete nach einigen Minuten auf ziemlich souveräne Art und Weise die 4:1-Satzführung ein.

Die Vorentscheidung war damit gefallen. Denn Price - inzwischen nicht mehr mit Kopfhörern, sondern mit Ohrstöpseln unterwegs - fand nicht mehr zurück an diesem Abend. Der Waliser war vom bärenstarken Clemens souverän besiegt worden und erkannte das nach dem finalen Pfeil in die Doppel-4 und zugleich dem fünften verlorenen Satz in Folge an.

Price gratulierte "Gaga" (acht 180er, Average von fast 100 am Ende und 15 von 43 Checkouts) fair mit Umarmungen und sicherlich warmen Worten, während sich dieser von lautstarken Fans im Ally Pally zurecht zum Einzug ins Halbfinale feiern ließ. "Ich hab mich auf mein Spiel konzentriert. Und es ist unglaublich, ich hab keine Worte dafür - danke euch allen", wurde Clemens noch auf der Bühne überwältigt los und strahlte bis über beide Ohren dabei.

mag

Der Königsweg: Wer die 14 Nine-Darter bei der WM geworfen hat