Eishockey

Seider eröffnet - DEB-Team nach drittem Sieg Erster

Gruppe A: Grubauer angeschlagen raus

Seider eröffnet - DEB-Team nach drittem Sieg Erster

Traf in Stürmermanier zur Führung: Moritz Seider (li.).

Traf in Stürmermanier zur Führung: Moritz Seider (li.). Getty Images

Im Vergleich zu den ersten beiden Turnierspielen nahm Bundestrainer Toni Söderholm drei Umstellungen in seiner Mannschaft vor: Statt Mathias Niederberger rückte NHL-Spieler Philipp Grubauer nach seiner Ankunft aus Denver ins Tor. Als Backup fungierte nicht Niederberger, sondern erneut Niklas Treutle. Zudem tauschte Söderholm auch je einmal in Abwehr und Angriff: Der schlittschuhläuferisch deutlich stärkere Jonas Müller ersetzte Benedikt Schopper. Im Angriff kam Marc Michaelis an Stelle von Lean Bergmann zum Einsatz und rückte als Center zwischen Matthias Plachta und Markus Eisenschmid. Dominik Kahun rückte von der Mittelstürmerposition auf den Flügel von Leon Draisaitl.

Seider sehenswert zur Führung

Die Partie gestaltete sich im ersten Drittel offen. Auch Frankreich spielte munter nach vorne, zumal sich das deutsche Team anfangs erneut einige unnötige Aufbaufehler erlaubte. Nach überstandener erster Unterzahl nach einem Wechselfehler hatten Dominik Kahun und Leon Draisaitl binnen weniger Sekunden die ersten beiden guten Chancen für das deutsche Team. Frankreichs Keeper Florian Hardy parierte jedoch mit Glück und Geschick (jeweils 11.).

Als mit Patrick Hager erneut ein deutscher Spieler auf der Strafbank saß, hatte Charles Bertrand eine gute Schussgelegenheit für die Franzosen. Kaum war das deutsche Team komplett, erzielte Verteidiger Moritz Seider nach einem Break und gekonntem Rückhandpass vor das Tor von Gerrit Fauser in Stürmermanier die Führung (18.). Es war bereits das zweite WM-Tor für das 18-jährige Ausnahmetalent. Im folgenden ersten Powerplay für Deutschland hatte mit Guillaume LeClerc indes ein Franzose nach einem Konter die beste Chance, schlug aber vor Grubauer über die Scheibe (19.). So ging es mit dem knappen 1:0 in die erste Pause.

Plachta und Draisaitl kontern Fleury - Grubauer angeschlagen

Philipp Grubauer, Damien Fleury, Moritz Müller (v.li.)

Nur 30 Minuten in Aktion: DEB-Keeper Philipp Grubauer (li.) gegen Frankreich. Getty Images

Nach Wiederbeginn kam das DEB-Team mit Schwung aus der Kabine. Ehliz und Yannic Seidenberg hatten binnen 30 Sekunden zwei gute Schusschancen (21., 22.). Mit Glück parierte Hardy wenig später erneut gegen Ehliz (24.). Doch das Tor fiel auf der anderen Seite! Der ehemalige Schwenninger Torjäger Damien Fleury traf nach einem schnörkellosen Angriff mit einer satten Direktabnahme zum 1:1 (25.). Mitte des Spiels dann überraschend ein Tausch im deutschen Tor: Grubauer ging - eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund muskulärer Probleme - vom Eis. So kam der Nürnberger Treutle zu seinen ersten Einsatzminuten beim Turnier 2019 (30.).

Das deutsche Team spielte nun weiter mit Tempo und Zug zum Tor nach vorne - etwas, dass die Deutschen vor allem gegen Großbritannien, aber auch über längere Phasen gegen die Dänen hatten vermissen lassen. Der Lohn folgte nach mehreren weiteren Chance in der 34. Minute: Matthias Plachta traf mit einem Schuss von der blauen Linie, den Hardy durchrutschen ließ zum 2:1. Wenig später legten die Deutschen mit einer NHL-Koproduktion nach: Kahun wartete hinter dem Tor clever auf den richtigen Moment, um mit einem Flip-Pass Draisaitl vor dem Tor in Szene zu setzen. Der Star der Edmonton Oilers schloss per Direktabnahme eiskalt zum 3:1 ein (38.).

Doppelte Überzahl bleibt ungenutzt - Treutle bleibt ohne Gegentor

Im Schlussabschnitt verstärkten die Franzosen die Offensivbemühungen. Das deutsche Team kam zunächst nur noch selten zu klaren Abschlüssen. Marcel Noebels vergab in der 48. Minute frei vor Hardy mit der Rückhand indes eine mögliche Vorentscheidung. Auf der Gegenseite scheiterten die Franzosen während eines Powerplays mehrfach an Treutle (51., 52.). Während eines 98 sekündigen Fünf-gegen-Drei-Powerplays ließ das DEB-Team anschließend erneut die Chance zu einer vorzeitigen Entscheidung liegen. Auf der Gegenseite nahm Cheftrainer Philippe Bozon (als Spieler mit Mannheim einst dreimal deutscher Meister) Hardy früh während eines weiteren Powerplays für die Franzosen vom Eis. Doch Treutle und die deutschen Verteidiger ließen keinen weiteren Treffer mehr zu. Korbinian Holzer stellte schließlich 58 Sekunden vor Schluss aus der eigenen Zone ins leere Tor den Endstand her.

Im Falle eines Erfolgs bereits am Mittwoch (20.15 Uhr) im Schlüsselspiel gegen Gastgeber Slowakei könnte Deutschland den Viertelfinaleinzug nun bereits so gut wie perfekt machen. Das Ziel direkte Olympia-Qualifikation ist dem DEB-Team indes schon jetzt kaum mehr zu nehmen: Und zwar nur dann, falls die Außenseiter Norwegen oder Lettland ins WM-Finale kämen oder die Slowakei sensationell Weltmeister würde.

"Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Die Reihen finden sich, die Chemie stimmt. Die großen Herausforderungen kommen erst noch", meinte der Münchner Patrick Hager nach der Partie.

Statistik zum Spiel:

Deutschland - Frankreich 4:1 (1:0, 2:1, 1:0)

Deutschland: Grubauer (Colorado Avalanche/NHL/17 Länderspiele), ab 30:10 Treutle (Nürnberg Ice Tigers/15) - Moritz Müller (Kölner Haie/146), Holzer (Anaheim Ducks/NHL/58); Yannic Seidenberg (Red Bull München/165), Seider (Adler Mannheim/4); Jonas Müller (Eisbären Berlin/37), Nowak (Düsseldorfer EG/24); Reul (Adler Mannheim/90) - Ehliz (Red Bull München/72), Hager (Red Bull München/141), Pföderl (Nürnberg Ice Tigers/37); Kahun (Chicago Blackhawks/NHL/57), Draisaitl (Edmonton Oilers/NHL/51), Tiffels (Kölner Haie/36); Plachta (Adler Mannheim/83), Michaelis (Minnesota State University/23), Eisenschmid (Adler Mannheim/16); Noebels (Eisbären Berlin/73), Fauser (Grizzlys Wolfsburg/47), Mauer (Red Bull München/78)
Frankreich: Hardy - Chakiachvili, Thiry; Gallet, Hecquefeuille; Manavian, Dame-Malka; Janil - Valier, Ritz, Perret; Fleury, Claireaux, Tim Bozon; Texier, Treille, Rech; Berthon, Leclerc, Guttig; Bertrand
Tore: 1:0 (17:01) Seider (Fauser, Hager), 1:1 (24:10) Fleury (Bozon, Manavian), 2:1 (33:55) Plachta (Eisenschmid, J. Müller), 3:1 (37:54) Draisaitl (Kahun), 4:1 (59:02) Holzer
Strafminuten: Deutschland 10 - Frankreich 8
Zuschauer: 4013
Schiedsrichter: Romasko (Russland), Sidorenko (Weißrussland)

jom

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