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FC Sion: Balotelli will die Vergangenheit hinter sich lassen

Neue Station ist der FC Sion in der Schweiz

"Sehe mich nicht als Star": Balotelli will Vergangenheit ruhen lassen

Wollte etwas klarstellen über sich: Mario Balotelli.

Wollte etwas klarstellen über sich: Mario Balotelli. IMAGO/LaPresse

Beim türkischen Erstligisten Adana Demirspor schien auf den ersten Blick eigentlich alles gepasst zu haben. Mario Balotelli, erst 2020 nach seinen relativ glücklosen Stationen Brescia und Monza dorthin gewechselt, schoss ganze 18 Tore in 33 Spielen.

Und doch kam zuletzt wieder etwas dazu, das manch einer als "typisch" oder "War ja klar" bezeichnen mag: Balotelli fiel abseits des reinen Sports auf, stritt sich nach dem 1:0-Sieg von Adana gegen Ümraniyespor am erst 4. Spieltag der neuen Saison mit seinem italienischen Trainer Vincenzo Montella, selbst früher Stürmer etwa bei der Roma. Der Coach ging den früheren italienischen Nationalspieler und Deutschland-Schreck dabei auch körperlich an und musste von Funktionären zurückgehalten werden.

"Mir hat gefallen, wie mich Sion kontaktiert hat"

Schnell war daraufhin klar: Balotelli musste sich einmal mehr einen neuen Klub suchen - und kam kurz vor Transferschluss beim Schweizer Erstligisten FC Sion unter. Der Angreifer erhielt beim aktuellen Mittelfeldklub (zwei Siege, zwei Remis, zwei Niederlagen) einen Vertrag bis 2024 - und kostete dem Vernehmen nach zwei Millionen Euro. "Mario Balotelli wird uns offensiv viel bringen. Er ist die Art von Stürmer, den wir brauchten, mit großer Entschlossenheit. Es ist eine Ehre, ihn bei uns zu haben", schwärmt Sions Sportvorstand Barthelemy Constantin in der offiziellen Mitteilung über den neuen Mann.

Nach Inter Mailand, Manchester City, Milan, Liverpool, Nizza, Marseille, Brescia, Monza und eben Adana Demirspor sind die Schweizer die insgesamt zehnte große Vereinsstation in der Karriere von Balotelli.

Und unmittelbar vor seinem vielleicht ersten Saisonauftritt - Heimspiel gegen den FC Basel am Samstag (18 Uhr) - äußerte sich der inzwischen 32-jährige Stürmer nochmals ausführlich im Gespräch mit der "Gazzetta dello Sport". Balotelli sprach dabei etwa grundsätzlich über seine neue Aufgabe - und über sich: "Ich sehe mich nicht als Star. Mir hat gefallen, wie mich Sion kontaktiert hat - und ich freue mich, nun in einer Liga zu spielen, die ich noch nicht kenne und die nahe an meiner Heimat liegt."

Das kommt alles von einigen Fehlern, die ich in meiner Karriere gemacht habe.

Mario Balotelli über seinen teils negativen Ruf

Der 1990 in Palermo geborene Spieler wuchs später bei der Familie Balotelli in Obhut auf - im Norden Italiens in der Provinz Brescia. "Ich war mir sofort zu 98 Prozent sicher, dass ich dorthin wechseln wollte. Die Parteien mussten zwar erst noch alles klären, weil es nie einfach ist, wenn man noch Vertrag hat." Am Ende sei aber alles gut ausgegangen, so der Profi weiter.

"Bad Boy" Balotelli - und die Mourinho-Anekdote

Angesprochen auf seinen teils schlechten Ruf als "Bad Boy" meinte Balotelli, der unter anderem einige unnötige Platzverweise kassiert, sich mal mit Milan-Trikot noch als Inter-Spieler gezeigt oder auch Dartpfeile auf Kinder als City-Profi geworfen hatte, außerdem: "Das kommt alles von einigen Fehlern, die ich in meiner Karriere gemacht habe - und von vielen aufgemachten Geschichten von Leuten, die ich selbst gar nicht kenne."

Mario Balotelli

Denkt ans Gewinnen mit dem FC Sion: Mario Balotelli. IMAGO/NurPhoto

Eine bekannte Anekdote hatte einst sogar sein früherer Inter-Trainer José Mourinho mal ausführlich erläutert: "Ich erinnere mich an ein Spiel in Kasan, als wir dort während der Champions League waren. Bei diesem Spiel waren alle meine Stürmer verletzt. Kein Milito, kein Eto'o - ich war wirklich in Schwierigkeiten. Mario war der einzige Verbliebene - und kriegt in der 42. oder 43. Minute die Gelbe Karte. Als ich in der Pause in die Kabine kam, hab ich - würde ich sagen - 14 der 15 Minuten nur damit verbracht, mit Mario zu reden. 'Mario, ich kann dich nicht auswechseln. Ich habe keinen Stürmer mehr auf der Bank. Fass also bitte niemanden an. Spiel nur mit dem Ball. Wenn wir den Ball verlieren, mach nichts. Wenn dich jemand provoziert, mach nichts. Wenn der Schiedsrichter einen Fehler macht, mach nichts. Mario, bitte!' Dann kam die 46. Minute - und es gab Rot." In Wirklichkeit sah Balotelli in der 20. Minute Gelb, in der 60. Gelb-Rot.

Mit solchen Verfehlungen auf und abseits des Feldes soll aber in Zukunft Schluss sein, so Balotelli, der Vater von zwei Kindern ist. Er hoffe einfach, das alles mal hinter sich lassen zu können und einfach nur den Fußball ins Zentrum zu rücken: "Es ist schon lange her, dass ich etwas gewonnen habe in diesem Sport. Es wäre schön, wenn sich das mit Sion ändert."

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