Bundesliga

Schreck via Videotext: Bayerns mieser Start ins Jahr 2007

Erinnerungen an den turbulenten Winter 2006/07

Schreck via Videotext: Als Bayern letztmals so schlecht in ein Jahr startete

Rückendeckung mit kurzer Haltbarkeit: Uli Hoeneß (li.) und Felix Magath im Dezember 2006.

Rückendeckung mit kurzer Haltbarkeit: Uli Hoeneß (li.) und Felix Magath im Dezember 2006. picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die ersten drei Spiele des Jahres 2007 sollte der FC Bayern nicht gewinnen, doch eigentlich hatte alles mit einem Sieg begonnen. Jan Schlaudraff ("Ich werde nicht den Lehrling spielen"), den die Bundesliga-Kollegen in der kicker-Spielerumfrage gerade vor Diego und Mario Gomez zum "Aufsteiger der Saison" gewählt hatten, gab seine Zusage, im Sommer nach München zu wechseln und nicht nach Bremen.

Manager Uli Hoeneß sprach von einer "Genugtuung" im "Muskelspiel" mit Werder, was damals noch keineswegs albern klang. Die Bremer waren punktgleich mit Schalke als Herbstmeister in die Winterpause gegangen, während der doppelte Double-Titelverteidiger FCB drei Punkte dahinter nur Dritter war. "Meister - warum nicht Schalke?", lautete am 11. Januar die kicker-Schlagzeile, die im Laufe der Rückrunde zusätzliche Substanz erhalten sollte. In München dagegen herrschte Unruhe.

Hoeneß' harte Worte für Schweinsteiger - Magath wettet im kicker

Schon nach der Vorsaison hätte Trainer Felix Magath ob der ständigen Kritik an seiner Arbeit beinahe hingeworfen - um dann, durch Hoeneß vom Weitermachen überzeugt, doch bis 2008 zu verlängern. Doch dem Rekordmeister waren die Abschiede von Michael Ballack und Zé Roberto anzumerken, kurz vor Weihnachten folgte auch noch das DFB-Pokal-Aus bei Schlaudraff in Aachen.

Bayerns Start ins Jahr 2007

"Ich sage nicht, dass wir über Felix Magath diskutieren, wenn wir nicht Meister werden", versuchte sich Hoeneß im Winter ungewohnt umständlich in weiterer Rückendeckung für den Trainer, während die Spieler um Jungprofi Bastian Schweinsteiger ("Ihm wurde Puderzucker in den Hintern geblasen, den puste ich wieder raus") Saures zu hören bekamen.

Sebastian Deislers überraschendes Karriereende mit 27 störte den Versuch, Aufbruchstimmung zu erzeugen, jäh. Trotzdem wettete Magath am 22. Januar im kicker, "dass der FC Bayern wieder deutscher Meister wird" (während VfB-Manager Horst Heldt ärgerlicherweise lieber auf den Pokalsieg wettete). Einen Härtetest gegen den HSV hatte er schließlich mit 2:0 gewonnen, und sogar Schweinsteiger hatte dabei überzeugt.

Der turbulente Tag nach dem Bochum-Spiel: "Meine Familie ist schon aufgebracht"

Doch zum Rückrundenauftakt verloren "alarmierend schlechte Münchner" (kicker) dann nach 2:1-Pausenführung 2:3 beim BVB, der Trainer Jürgen Röber ein Traumdebüt bescherte. Schalke und Bremen zogen auf je sechs Punkte davon. Vier Tage später - die Bundesliga kam wie 2023 mit einer englischen Woche zurück - wollte Magath gegen Bochum eine Mannschaft sehen, die "zeigt, dass sie Meister werden will". Stattdessen zeigte sie Magath die Tür.

Am Tag nach dem schalen 0:0, einem Mittwoch, leitete der Trainer noch die Einheit mit den Reservisten und verabschiedete sich bis zum Abschlusstraining am Donnerstag vor dem Freitagsspiel in Nürnberg. Doch beide Termine fanden ohne ihn statt. Am Nachmittag erfuhr Magath von seinem Aus, immerhin nicht via Videotext, wie es der Frau und den Kindern von Seppo Eichkorn ergangen war. "Meine Familie ist schon aufgebracht", schimpfte Magaths Co-Trainer, der ebenfalls gehen musste.

Rückkehrer Hitzfeld vergisst den VfB und startet desaströs

Magaths Nachfolger war sein Vorgänger: Ottmar Hitzfeld ("Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet") düste aus der Schweiz nach München und begann mit der Arbeit, noch bevor sich Magath von den Spielern verabschieden konnte. "Diese zwei Teams müssen straucheln", sagte Hitzfeld über Bremen und Schalke und vergaß Stuttgart, das sich inzwischen auch vor die Bayern geschoben hatte.

Während Hitzfeld bei seiner Ankunft noch vom Titel sprach, wollten seine Bosse in erster Linie verhindern, dass sich ihr Klub erstmals seit zehn Jahren nicht für die Champions League qualifiziert, wofür mindestens der dritte Platz hermusste. Das war spätestens nach Hitzfelds Debüt ein würdiges Saisonziel: 0:3 in Nürnberg. Der schlechtester Rückrundenstart seit 1974/75 war perfekt.

Und besser wurde es nicht: nicht für die Bayern, die nur Vierter wurden; nicht für Schalke, die im "irren Finale" (kicker) dem VfB die Schale überlassen mussten; und auch nicht für Schlaudraff, der zwar im Sommer nach München kam, Franck Ribery, Miroslav Klose, Luca Toni, Hamit Altintop und Rückkehrer Zé Roberto allerdings auch.

Jörn Petersen

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