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Schön schräg: Mercedes GLC Coupé

Ein Gegner für den BMW X4

Schön schräg: Mercedes GLC Coupé

Mercedes GLC Coupé: Der schräge Schwabe soll den Erfolg des größeren GLE Coupés wiederholen.

Mercedes GLC Coupé: Der schräge Schwabe soll den Erfolg des größeren GLE Coupés wiederholen. Hersteller

Mit X4 und X6 hat BMW einen Erfolg gelandet, der so manchen Skeptiker überrascht hat. SUV ja, schön und gut. Aber ein SUV Coupé: Braucht man das? Offensichtlich ja. Die dicken Dinger mit der sportlich abgeschrägten Karosserie erfreuen sich reger Kundennachfrage, und das lukrativerweise weltweit. Folglich hat Mercedes nachgezogen. Zuerst mit dem GLE Coupé, jetzt mit dem GLC Coupé.

Die Schönheitskonkurrenz entscheidet der Schwabe gegenüber dem Bayern klar für sich. Im Vergleich zum X4 wirkt vor allem die Heckpartie attraktiver, stimmiger und harmonischer. Im Gesicht funkelt serienmäßig der Diamant-Kühlergrill, auch er steht dem schrägen GLC gut. Das 4,73 m lange Coupé hat gegenüber dem SUV um 7,6 cm zugelegt und gleichzeitig 3,8 cm an Höhe eingebüßt. Das sieht gleichermaßen sportlich wie machohaft muskulös aus. Optional unterfüttern massive Trittbretter und breite, außenbündige Räder bis zu 20 Zoll den kraftvollen Auftritt noch zusätzlich. "Vorbau und Boden stammen von der E-Klasse, die Elektrik und die Sitze aus der C-Klasse", umreißt GLC-Chefentwickler Michael Kelz die verwandtschaftlichen Verhältnisse.

Mercedes GLC Coupé

Mercedes GLC Coupé: Der schräge Schwabe soll den Erfolg des größeren GLE Coupés wiederholen. Hersteller

Weniger Kofferraum als im SUV

In praktischer Hinsicht hat das Sportler-Outfit allerdings einen gewissen Preis. 50 l weniger Kofferraum als beim GLC SUV zum Beispiel, bedingt durch die schräge (und wischerlose) Heckscheibe ist der Gepäckraum zudem verhältnismäßig flach - der Berner Sennenhund wird hier besser nicht untergebracht -, und die Ladekante fällt hoch aus. Trotzdem: Auch 500 l sind ein Wort, zumal durch Umklappen der im Verhältnis 40:20:40 teilbaren Rücksitzlehne bis zu 1400 l Stauraum entstehen. Eine elektrische Heckklappe zählt in allen Modellen zur Serienausstattung.

Warum die Kundschaft Nachteile wie die knappere Kopffreiheit im Fond und die praktisch nicht existente Sicht nach hinten (Rückfahrkamera Serie) gern in Kauf nimmt, wird ersichtlich, sobald man fahrtechnische Bekanntschaft mit dem GLC Coupé schließt. Im Vergleich zum SUV rüstet sich der schräge Bruder mit einem serienmäßigen und um 15 mm abgesenkten Sportfahrwerk inklusive "Dynamic Select" mit den fünf Fahrprogrammen Eco, Comfort, Sport, Sport+ und Individual für sportliche Unternehmungen. Außerdem gibt es eine spezielle Lenkung mit besonders direkter Übersetzung. Das zahlt sich aus. Das Coupé lässt sich dezidiert dynamischer und agiler über kurvenreiches Geläuf sporteln als das SUV, im Handling benimmt es deutlich leichtfüßiger, als es die doch recht breitschultrige Karosserie vermuten lässt. Dazu gleicht es Narben im Fahrbahnbelag mit einem Maß an Komfort aus, der nur von den extrafetten 20-Zoll-Rädern torpediert wird.

Allradantrieb serienmäßig

Mercedes GLC Coupé

Allradantrieb serienmäßig: Bis auf das künftige Einstiegsmodell 200d (136 PS) ist die 4Matic obligatorisch. Hersteller

Optional lässt sich die serienmäßige Stahlfederung gegen eine Luftfederung austauschen, auch adaptive Stoßdämpfer sind ein Posten in der langen Liste der Extras. Alle Motorvarianten werden ab Werk mit dem Allradantrieb "4Matic" kombiniert. Eine Ausnahme bildet da nur der eher schwachbrüstige Heckantriebs-Einsteiger GLC 200d mit 136 PS, den Mercedes aber ohnedies erst Ende 2016 nachschiebt.

Plug-in-Hybrid zum Jahresende

In die erste Startreihe rollt das GLC Coupé im September und in den Diesel-Varianten 220d (170 PS) und 250d (204 PS), die beiden Vierzylinder gehören noch der älteren 2,1-l-Generation an, bedienen sich aber moderner Abgasnachbehandlung mit SCR-Kat sowie AdBlue-Einspritzung und sind nach EU6 zertifiziert. Die Benziner-Fraktion wird vorerst mit dem GLC 250 bedient, der 211 PS freisetzt. Später folgen der GLC 350d mit 258 PS starkem V6-Diesel, der Vierzylinder-Benziner GLC 300 mit 245 PS sowie der Beitrag von Haustuner AMG, der das Coupé ab Dezember zum leistungsstarken GLC 43 mit 367-PS-V6-Biturbo aufrüstet. Außerdem folgt zum Jahresende ein Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 320 PS und einer elektrischen Reichweite von 34 km.

Mercedes GLC Coupé Cockpit

Nobel eingerichtet: Das Cockpit lässt sich durch vielerlei Extras wie Leder oder Touchpad aufwändiger gestalten. Hersteller

Klar ist der Dreiliter-V6-Diesel im GLC 350d ein feines Sahnestück, dessen 258 Pferdestärken und 620 Nm Drehmoment ein leistungstechnisch sorgenfreies Vorankommen sicherstellen, bis rauf zu einer Spitze von 238 km/h. Ans Herz gelegt werden darf aber bereits der Vierzylinder-Diesel im GLC 250d, mit 204 PS und 500 Nm Drehmoment, die schon bei 1600 Umdrehungen anliegen. Akustisch ist dieses Triebwerk zwar nicht der ultimative Leisetreter. Doch es verhilft dem GLC Coupé zu einer souverän-relaxten und kraftvollen Vorgehensweise, die sich in einer Spitze von 222 km/h und dem 0-100-Sprint in 7,6 Sekunden manifestiert. Den Normverbrauch von 5,0 l/100 km verfehlten wir auf ersten Testfahrten mit dem 1,8-Tonner erwartungsgemäß, eine Sieben vor dem Komma erscheint aber machbar.

5000 Euro Aufpreis

Coupéfahren ist immer schon ein bisschen teurer gewesen. Das GLC Coupé bildet da keine Ausnahme, es liegt preislich um 5000 Euro über dem GLC SUV. Heißt: Vorerst – bis zum Start des Einstiegsmodells – sind mindestens 49.445 Euro zu investieren. Als Gegenwert gibt es den GLC 250 4Matic, mit Alurädern, Chrompaket, elektrischer Heckklappe, Multimediasystem, Rückfahrkamera und Keyless-Go. Wer sich aus der umfangreichen Aufpreisliste bedient, ist freilich schnell bei 60.000 bis 70.000 Euro angelangt.

Ulla Ellmer

Der Mercedes GLC wird zum Coupé