WM

Schmidt widerspricht Zwanziger - Blatter: "Nie im Leben"

Widersprüchliche Aussagen - Sandrock schießt scharf

Schmidt widerspricht Zwanziger - Blatter: "Nie im Leben"

Ist empört über Theo Zwanziger: Horst R. Schmidt.

Ist empört über Theo Zwanziger: Horst R. Schmidt. picture alliance

Schmidt widersprach der Darstellung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", der unter Berufung auf ein Gedächtnisprotokoll Zwanzigers zu einem Telefonat mit Schmidt den zwielichtigen Katarer Mohammed Bin Hammam als Empfänger einer 2002 vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Namen des OK getätigten Millionen-Überweisung genannt hatte.

"Der Name Bin Hammam ist möglicherweise gefallen. Aber ich werde nicht behaupten, dass er der Empfänger des Geldes ist. Ich weiß es einfach nicht", wird Schmidt zitiert.

Zwanziger hatte in der aktuellen Spiegel-Ausgabe als erster Hochkaräter aus der Riege der mit dem WM-Projekt befassten DFB-Funktionäre öffentlich eine Verbindung der erfolgreichen Bewerbung mit schwarzen Kassen hergestellt. Allerdings ist der 70-Jährige, der 2005 die vermutliche Rückzahlung des Darlehens mit fingierten Gründen auf Umwegen über den Weltverband FIFA angewiesen hatte, einen Beleg für seine Aussage noch schuldig.

Zwanziger: "Zu meiner Amtszeit gab es dazu keine Erkenntnisse"

Neuentwicklung am Samstagabend: Nun will sich Zwanziger den externen Prüfern des DFB stellen. Er sagte gegenüber dem sid, seine Anwälte hätten Kontakt zur Wirtschaftskanzlei Freshfields-Bruckhaus-Deringer aufgenommen, am Montag werde ein Termin für ein Treffen besprochen. Der DFB hatte die Kanzlei mit der Prüfung der Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der WM-Bewerbung und -Planung für 2006 beauftragt. Die aktuellen Vorwürfe der DFB-Führung wies Zwanziger mit Deutlichkeit zurück. Weil er die wahren Hintergründe einer Millionen-Zahlung vor der WM 2006 nicht gekannt habe, habe er während seiner Amtszeit keine Untersuchung eingeleitet, erklärte er der dpa.

"Es ist lediglich zu sagen, dass sich zwischen 2005, dem Datum der Überweisung, und 2012 die Einschätzung zwischen allen Beteiligten, dass es sich um eine Provisionszahlung gehandelt haben soll, nicht geändert hat", betonte Zwanziger. Erst 2012 habe er "aus Informationen der dann geöffneten ISL-Akte, dem dort wiedergegebenen Schmiergeldteppich und einer Information von Günter Netzer neue Aspekte" erfahren, so Zwanziger. "Genau deshalb habe ich 2012 und 2013 gebeten, dass man dies einmal überprüft. Zu meiner Amtszeit gab es dazu keine Erkenntnisse."

Wir hatten unter Zwanziger eine Angst- und Krisenkultur beim DFB.

DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte am vergangenen Donnerstag erklärt, dass Louis-Dreyfus 2002 für das damals angeblich noch mittellose OK gegen einen Schuldschein von WM-Chef Franz Beckenbauer 6,7 Millionen Euro an die FIFA überwiesen hatte. Die Zahlung sollte laut Niersbach der Sicherung eines späteren Zuschusses der FIFA zu den Organisationskomitees in Höhe von 170 Millionen Euro dienen.

"Schreckensherrschaft" unter Zwanziger

Auf der Eröffnungsgala des Deutschen Fußballmuseums gab es am Freitagabend viel Rückendeckung für Niersbach und harte Worte in Richtung Zwanziger. "Wir haben eine Schreckensherrschaft mit Theo Zwanziger im DFB bis vor dreieinhalb Jahren erlebt, die haben wir Gott sei Dank hinter uns. Theo Zwanziger ist für uns, für mich, für die Mitarbeiter, die voll hinter Wolfgang Niersbach stehen, allenfalls noch eine Fußnote in unserer Chronik", sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und fand die deutlichsten Worte: "Wir hatten unter Zwanziger eine Angst- und Krisenkultur beim DFB. Man muss festhalten, dass er die Vorwürfe, die er erhebt, noch in seiner Amtszeit hätte angehen können."

Dr. Koch: Keine Empfehlung zu Niersbach-Rücktritt

Von DFB-Seite dementiert wurden am Samstag Meldungen, wonach die Landesverbände Präsident Niersbach aufgefordert hätten, sein Amt ruhen zu lassen. Dies treffe "definitiv nicht zu", hieß es in einer Erklärung von DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Der für den Amateurbereich zuständige Funktionär fügte hinzu, dies sei "ebenso frei erfunden wie die Behauptung, die Präsidenten der Landesverbände hätten vergangenen Montag bereits über denkbare Nachfolge-Optionen gesprochen".

Blatter widerspricht der Darstellung Niersbachs

Nachdem die FIFA bereits der Darstellung des DFB-Präsidenten, im Jahr 2002 wäre die Summe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband zurückgezahlt worden, widersprochen hatte, äußerte sich nun auch der suspendierte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter zu dem Thema. Er widersprach der Darstellung von Niersbach, die Zahlung sei in einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Franz Beckenbauer und ihm vereinbart worden. In einem Interview mit der Zeitung "Schweiz am Sonntag" sagte Blatter: "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Jamais de la vie. Nie im Leben." Weder von Beckenbauer noch vom DFB habe er Geld gefordert.

sid/dpa/kon