Bundesliga

Schmidt mit Galgenhumor: "Gegner war aggressiver"

Fast-Spielabbruch bei Mainz vs. Lüttich

Schmidt mit Galgenhumor: "Gegner war aggressiver"

Handgemenge zwischen Mainzer und Lütticher Spielern, rechts FSV-Coach Martin Schmidt.

Handgemenge zwischen Mainzer und Lütticher Spielern, rechts FSV-Coach Martin Schmidt. picture alliance

Aus dem Mainzer Trainingslager in Marbella berichtet Benni Hofmann

Das war unnötig. In doppelter Hinsicht. Denn sowohl die Niederlage war aus Mainzer Sicht vermeidbar, ärgerlich zudem die Szenen in der Schlussphase, als nach einem überharten Foul von Corentin Fiore an Christoph Moritz beinahe alle Spieler aufs Feld rannten (81.).

Lüttichs Reginal Goreux, zu diesem Zeitpunkt bereits ausgewechselt, verpasste Henrique Sereno einen Schlag. Danach drohte die Situation zu eskalieren. Erst Jelle van Damme, der Ex-Bremer in Diensten der Belgier, konnte den völlig wildgewordenen Goreux bremsen. Mehrere Minuten dauerte es, bis die Partie fortgesetzt werden konnte. Goreux drohen möglicherweise nachträglich Sanktionen. "Ich denke, dass der Schiedsrichter einen Bericht schreiben wird", sagte FSV-Manager Christian Heidel. Eine direkte Bestrafung gab es zumindest nicht vom Unparteiischen.

Auch Nullfünf-Trainer Martin Schmidt ärgerte sich: "In der letzten halben Stunde ging es nur noch um Zeitspiel und Provokationen." Zum Handgemenge selbst sagte der Schweizer: "Wir haben uns dann zurückgezogen, weil da plötzlich von hinten in den Rücken geschlagen wurde. Der Schiedsrichter sagte, er will es beruhigen und dass er keinen Sinn darin sieht, abzubrechen." Also brachten die beiden Teams das Duell nach den unnötigen Szenen regulär zu Ende.

Bell trifft ins eigene Netz

Zum Spiel selbst: Die Anfangsphase gehörte klar den in der Tat aggressiven Belgiern, die im variablen 4-4-2 mit zwei offensiven Außen im Mittelfeld überraschend hoch pressten. Die Nullfünfer fanden zunächst wenig Zugriff, entsprechend hatte Lüttich die erste gute Gelegenheit der Partie: Halblinks war Benjamin Tetteh durchgebrochen. Alexander Hack klärte für den bereits geschlagenen Torhüter Loris Karius kurz vor der Linie (13.).

Erst nach 20 Minuten fand Mainz 05, das ohne die angeschlagenen Niko Bungert, Maximilian Beister und Suat Serdar sowie Neuzugang Karim Onisiwo (fehlende Spielberechtigung) angetreten war, besser in die Partie. Einen feinen Kopfball von Yoshinori Muto nach Freistoßflanke von Danny Latza lenkte Standard-Schlussmann Guillaume Hubert zur Ecke (22.). Zwei Minuten später wurde Jhon Cordoba nach einer wuchtigen Einzelaktion zu Boden gestoßen. Der Schiedsrichter entschied auf Freistoß, obgleich das Foul wohl im Sechzehner passiert war. Der ruhende Ball Latzas anschließend verfehlte das Tor klar. Mainz kam nun besser über Außen, ließ aber den letzten Zug und Passspiel mit wenigen Kontakten im vorderen Drittel missen. Nach feiner Kombination mit Daniel Brosinski kam Jairo aus elf Metern zum Abschluss, zielte aber zu hoch (31.).

Mitten in diese FSV-Drangphase hinein fuhr die Mannschaft von Trainer Yannick Ferrera einen blitzsauberen Konter. Sträflich frei flankte Jonathan Legear von links. Der Kopfballaufsetzer von Matthieu Dossevi landete an der Latte, doch mit einem missglückten Rettungsversuch ins eigene Tor erzielte Stefan Bell das 1:0 für den Tabellenachten der Jupiler League (39.).

Schmidt und Standard-Trainer Ferrera geraten aneinander

Yannick Ferrera

Wort- und sprachgewandt: Lüttichs Trainer Yannick Ferrera.

Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie fußballerisch überschaubar, doch umkämpft. Schon jetzt gerieten Schmidt und Standard-Trainer Ferrera verbal aneinander. "Er hat auf Spanisch, Französisch und was weiß ich welche Sprachen seine Spieler aggressiv gemacht. Man sieht ja, was dabei rauskommt. Aber insgesamt muss man sagen, dass beide Mannschaften nicht unschuldig waren", erklärte Schmidt, der in der 66. Minute komplett durchwechselte. Das zeigte Wirkung. Nach einem Patzer von Standard-Verteidiger Goreux flankte Pierre Bengtsson auf Christian Clemens. Die Schalker Leihgabe legte ab für Sereno, doch der Schuss des Portugiesen verfehlte das Gehäuse knapp (68.). Clemens versenkte eine Ecke beinahe im gegnerischen Kasten (78.).

Wenige Minuten später drohte der Spielabbruch. Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten traf Ryan Mmaee doppelt (84. und 90.) zum Endstand. Wirklich bewerten lässt sich die Schlussphase nach den aufwühlenden Szenen nicht mehr. "Der Gegner war aggressiver", meinte der sichtlich bediente Schmidt offenbar mit Galgenhumor. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Statistik

Mainz: Karius (66. Huth) – Brosinski (66. Sereno), Bell (66. Balogun), Hack (66. Bussmann), Jara (66. Bengtsson) – Baumgartlinger (66. Moritz), Latza (66. Frei) – Muto (66. Clemens), Malli (66. Klement), Jairo (66. De Blasis) – Cordoba (66. Niederlechner)
Lüttich: Hubert – Goreux (75. Milec), Teixeira (75. Samy Mmaee), Scholz (46. Van Damme), Andrade (46. Fiore) –Dossevi (75. Ryan Mmaee), Yatabare (62. De Sart), Trebel (62. Enoh), Legear (62. Dimata) – Badibanga, Tetteh (75. Gobitaka)
Tore: 0:1 Bell (39., Eigentor), 0:2, 0:3 Ryan Mmaee (84., 90.)