Vier Spiele, drei Niederlagen - Thomas Reis macht überhaupt kein Geheimnis daraus, dass er über das bisherige Auftreten und die Ausbeute "mit Sicherheit nicht begeistert" ist. "Wir haben es sportlich noch nicht so hinbekommen". Die vergangenen beiden Spiele, das 0:1 in Braunschweig und das 0:2 gegen Kiel, sind "nicht unser Anspruch", sagt der Coach. Nur mit einem Sieg bei Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) bekommt der FC Schalke 04 etwas Ruhe rein, wobei der Fehlstart nicht der einzige Punkt ist, der den Klub im Moment aufwühlt.
Die Taktikdiskussion
Reis‘ Philosophie ist es, einer Mannschaft eine offensive Ausrichtung zu verpassen. Das beinhaltet auch, dass die Elf recht hoch steht. Damit fühlt sich sein Team aktuell aber nicht allzu wohl. Die entstehenden Räume machen Schalkes Defensive anfällig, die Spieler wünschen sich mehr Stabilität. Reis deutete am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim SV Wehen Wiesbaden einen Lösungsansatz an, als er betonte, als Trainer zwar eine Philosophie zu verfolgen und stets "aktiv verteidigen" zu wollen, in gewissen Phasen aber vielleicht auch mal "einen Schritt zurückzugehen".
In der Praxis könnte das dazu führen, dass Schalke seinen rotgesperrten Chef-Sechser Ron Schallenberg durch eine Doppelsechs ersetzt, um die Last "auf mehrere Schultern zu verteilen", wie Reis es formulierte. Kandidaten sind Lino Tempelmann und Niklas Tauer. In Frage könnten für die Rolle vor der Abwehr auch Paul Seguin und Danny Latza kommen, die allerdings in dieser Woche nur eingeschränkt trainiert haben.
Der Spielstil
Attraktiv ist anders: "Schönen Fußball können wir im Moment nicht anbieten", sagt Gerald Asamoah. Für den Leiter der Schalker Lizenzspielerabteilung ist das aber zweitrangig: "Wir müssen gegen Wehen Wiesbaden gewinnen und mit diesem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause gehen." Reis sieht das genauso: "Vielleicht können wir derzeit nicht alles spielerisch lösen. Aber wir wollen drei Punkte holen. Für das nächste Spiel ist mir die Art und Weise völlig egal."
Die Verletztenliste
"Die Personalsituation ist weiter angespannt", verrät Reis. Mehrere Spieler stehen erst nach der Länderspielpause zur Verfügung, das betrifft vor allem Kenan Karaman, Dominick Drexler und Bryan Lasme. Alle drei haben muskuläre Verletzungen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, das Training könnte zu hart sein. Dazu hat Reis eine klare Haltung, wie er am Donnerstag betonte: "Ich kann behaupten, dass meine Steuerung sehr gut ist." Über das Training-Thema habe man unter der Woche auch "mit der Mannschaft gesprochen". Reis‘ Eindruck: Es besteht keine Notwendigkeit, die Intensität herunterzuschrauben.
Der Berater-Stress
Gegenüber der Sportbild hatte der Berater von Torhüter Ralf Fährmann, Stefan Backs, unter der Woche den FC Schalke 04 hart attackiert und mit Blick auf den Torhüter-Wechsel davon gesprochen, dass "eine Schalke-Legende" zerstört“ werde - der 34-jährige Fährmann kam vor genau 20 Jahren zu den Königsblauen. Auf Nachfrage stufte Reis die Aussagen des Beraters am Donnerstag als "nicht förderlich" ein und betonte: "Ich kenne diese Person nicht, habe noch nicht einmal mit ihr gesprochen."
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur konterte Müllers Berater Dirk Pietroschinsky die Aussagen von Backs ebenfalls scharf: "Im Endeffekt versucht hier ein Berater, durch Druck in der Öffentlichkeit Unruhe in den Verein zu bringen, um seine eigenen Interessen über die des Vereins zu stellen." Zusätzlichen Druck für Müller sieht Reis vor dem Spiel beim SV Wehen Wiesbaden nicht: "Er ist sehr stabil, bringt gute Leistungen und wird auch diese Situation meistern."