Champions League

"Schalke ist nicht besser als wir"

Interview mit Marko Pantelic

"Schalke ist nicht besser als wir"

Teilzeitkraft: Marko Pantelic bei seinem einzigen Champions-League-Einsatz gegen Arsenals Carl Jenkinson.

Teilzeitkraft: Marko Pantelic bei seinem einzigen Champions-League-Einsatz gegen Arsenals Carl Jenkinson. picture alliance

kicker: Hallo Herr Pantelic, freuen Sie sich wieder in Deutschland zu spielen?

Marko Pantelic (34): Natürlich, ich hatte eine lange und erfolgreiche Zeit in der Bundesliga. Wir haben mit Hertha sogar oft und lange oben mitgespielt. Aber ich bin jetzt in Piräus und versuche mein Bestes für Olympiakos zu geben.

kicker: Piräus hat sein eigentliches Ziel, in der Europa League zu überwintern, fast schon erreicht. Wird es deshalb einfacher morgen "Auf Schalke"?

Pantelic: Für jedes Team ist so eine gute Ausgangslage von Vorteil. Wir können ohne Druck aufspielen. Zudem glaube ich nicht, dass Schalke viel besser ist als wir. Im Hinspiel waren sie deutlich stärker, hatten damals aber mehr Spielpraxis. Wir waren erst kurz vorher in die Liga gestartet und hatten noch keinen richtigen Rhythmus.

kicker: Wie geht das Spiel denn aus?

Pantelic: Für mich ist das Spiel in Gelsenkirchen total offen. Für beide bedeutet ein möglicher Sieg, einen Riesenschritt in Richtung nächste Runde. Bei einem Remis müssen alle in dieser interessanten Gruppe den letzten Spieltag abwarten.

kicker: Im dritten Jahr bei Olympiakos sind Ihre Einsatzzeiten ziemlich kurz. Lediglich drei Kurzauftritte von insgesamt 33 Minuten in der Liga und nur neun Einsatzminuten in London gegen Arsenal (1:3). Kann man da überhaupt zufrieden sein?

Pantelic: In den letzten beiden Jahren hatten wir einen spanischen Trainer (Anm.: Ernesto Valverde), der eine ganz andere Spielphilosophie vertrat. Mein Verhältnis zu ihm war dennoch gut. Er hat mich stets als sehr professionell gelobt und jedes Mal wenn er mich brauchte, war ich da. In der abgelaufenen Saison habe ich in 18 Pflichtspieleinsätzen, manchmal auch nur über ein paar Minuten, wie Sie sagen, immerhin 16 Tore erzielt. Dann hat mich eine Verletzung im Februar bis zum Saisonende gestoppt.

kicker: Auch unter dem neuen Coach Leonardo Jardim aus Portugal sind Sie nur, im 4-2-3-1-System, Stürmer Nummer drei.

Pantelic: Wie ich schon sagte, jeder Trainer hat seinen eigenen Ideen und Vorstellungen. Ich kann als Spieler nicht die Gedanken und Philosophie eines Trainers verändern. Zusammen müssen wir alle das Beste für Olympiakos geben und dem Verein weiterhelfen. Ich bin da, muss die Entscheidungen vom Coach respektieren und bin jederzeit bereit meine Leistung zu bringen.

kicker: Wie kommt es dennoch zur großen Sympathie der Olympiakos-Fans?

Pantelic: Jeder kennt mich und was ich alles noch leisten kann. Schon am Anfang kam es schnell zum engen Kontakt zwischen mir und den Fans. Eines habe sicher in meiner Karriere gelernt: Zeitungen schreiben Berichte, TV-Sendungen loben Spieler und Teams, aber die Fans haben meist das richtige Gespür. Denen kannst du nichts vormachen. Wenn es raus auf den Platz geht, kannst du nichts beschönigen, die sehen aus 40, 50 oder 100 Metern, alles was man für ihre Lieblingsmannschaft leistet. Dazu kommt wahrscheinlich die große Fanfreundschaft zu meiner ersten, großen Liebe Roter Stern Belgrad. Beide Fanlager gehören mit zu den treuesten in Europa.

kicker: Sie verfolgen sicher auch den Fußball in Deutschland. Haben Sie noch Kontakte nach Berlin und zur Hertha?

Pantelic: Ja, mit dem einen oder anderen habe ich in Berlin noch Kontakt. Natürlich verfolge ich auch die Entwicklung bei der Hertha und freue mich dass sie wieder auf Aufstiegskurs sind. Ich hoffe auf den sofortigen Wiederaufstieg und dass sie dann für die nächsten hundert Jahre nicht mehr absteigen (lacht). Nein, im Ernst: Hertha und Berlin gehören definitiv auch langfristig in die Bundesliga.

kicker: Hertha in die Bundesliga. Dann auch vielleicht wieder mit Stürmer Marko Pantelic?

Pantelic: Daran habe ich noch nicht gedacht. Ich bin jetzt bei Olympiakos und habe im Sommer bewusst für ein weiteres Jahr verlängert, weil ich den 40. Meistertitel miterleben will. Wir sind auf sehr gutem Weg, diesen Traum zu verwirklichen. Dann rede ich mit dem Verein hier, um erneut zu verlängern und erst danach will ich mich nach anderen Angeboten umsehen.

kicker: Ist eigentlich Ihre Nationalmannschaftskarriere vorbei? Sie wurden zuletzt nicht mehr berufen.

Pantelic: Es stimmt, bis zur letzten Qualifikation (EM 2012) habe ich noch mitgespielt. Der neue Coach Sinisa Mihajlovic holt nun auch jüngere Akteure und versucht logischerweise etwas Neues aufzubauen. Aber wenn mich das Nationalteam braucht, stehe ich weiterhin zur Verfügung und werde wie auch in den letzten sechs, sieben Jahren wieder alles geben.

kicker: Griechenland durchlebt in den letzten Jahren, in denen Sie dort sind, eine große Krise. Wie ist das Leben dort wirklich?

Pantelic: Ich halte mich raus aus der Politik und bin hier um Fußball zu spielen. Aber eines kann ich sicher sagen: Griechenland bleibt weiterhin ein tolles Land und die Leute hier sind gut und sehr herzlich.

Interview: Georgios Vavritsas