Bundesliga

"Schalke gegen Dortmund ist Kleinkram dagegen"

Hannover/Braunschweig: Offener Brief der 96-Profis

"Schalke gegen Dortmund ist Kleinkram dagegen"

Unmissverständliche Botschaft: Nicht nur der 96-Anhang fiebert dem Freitagabend entgegen.

Unmissverständliche Botschaft: Nicht nur der 96-Anhang fiebert dem Freitagabend entgegen. imago

Die Stadionkapazität? Gesenkt. Das Bier? Alkoholfrei. Die Ordnungskräfte? Aufgestockt. Im Vorfeld des brisanten Lokalvergleichs zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig wird nichts unversucht gelassen, um befürchtete Ausschreitungen im Keim zu ersticken.

Trainer und Vereinsbosse appellieren seit Tagen an die Fans, sich friedlich zu verhalten und von Gewalttätern zu distanzieren, jetzt setzten die Hannoveraner Profis ein weiteres Zeichen der Deeskalation: Am Dienstag verlas Kapitän Lars Stindl einen offenen Brief an den 96-Anhang.

"Eure Rufe haben wir genau verstanden: 'Wir wollen den Derbysieg!' Und Ihr könnt sicher sein: Auch wir als Mannschaft wollen den Derbysieg. Wir geben auf dem Rasen Gas für drei Punkte. Und das mit fantastischen, lautstarken 96-Fans an unserer Seite", heißt es dort. Und weiter: "Gleichzeitig appellieren wir an Euch, fair und friedlich zu bleiben. Im Derby ist kein Platz für Anfeindungen, Gewalt und Pyro-Technik."

Warnung vor "Randale-Tourismus"

Dennoch befinden sich die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft vor dem "Hochrisiko-Spiel", wie es 96-Präsident Martin Kind nennt. Guido von Cyrson, der Einsatzleiter der Polizei in Hannover, befürchtet eine "erkleckliche Mobilisierung von Problem-Fans", Eintracht-Präsident Sebastian Ebel warnt gar vor "Randale-Tourismus". "Richtig ist", bestätigt von Cyrson, "dass sich gewaltbereite Anhänger Unterstützung holen."

Klar scheint, dass das Derby an die Ordnungshüter Anforderungen stellt, "die den bisherigen Rahmen deutlich sprengen", so der Einsatzleiter. Fan-Forschern zufolge "sei ein Derby zwischen Schalke und Dortmund Kleinkram dagegen". Das jüngste Revierduell ist wegen des massiven Pyro-Einsatzes einiger BVB-Anhänger bereits in negativer Erinnerung geblieben.

Ich will niemandem die Hoffnung auf ein friedliches Derby nehmen, aber...

Guido von Cyrson, der Einsatzleiter der Polizei in Hannover

Strengere Kontrollen wie Nacktscanner kommen am Freitagabend dennoch nicht zur Anwendung. "Wir machen unsere ganz normalen Personenkontrollen", stellt 96-Stadionchef Thorsten Meier gegenüber dem SID klar. "Wir werden keine zusätzlichen Detektoren oder Zelte aufbauen. Wichtig ist, dass wir das klare Signal senden, dass auch Familien am Freitagabend ins Stadion kommen können."

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Unter den Hinweisen, mit denen die Polizei derzeit täglich "überschüttet" werde, sei allerdings "einiges, was uns Sorge bereitet", räumt von Cyrson ein, entsprechend pessimistisch schätzt er die Lage insgesamt ein: "Ich will niemandem die Hoffnung auf ein friedliches Derby nehmen, aber es besteht ein besonderes Risiko."

Die Fußballwelt, so viel ist auch klar, wird sich nach dem Freitag weiterdrehen. Zumindest für die Spieler - nicht unbedingt für jeden Fan (siehe Foto) - ist ein Sieg gegen den Erzrivalen schließlich nicht das einzige Saisonziel. 96 will die aktuelle Talfahrt beenden und wieder nach oben schielen dürfen, die Eintracht aus dem Keller kommen. Oder wie sagte Braunschweigs Stammkraft Mirko Boland am Dienstag: "Wir wollen nicht nur Niedersachsenmeister werden."