Champions League

Rummenigges denkwürdige Bankettrede im Wortlaut: "Wir sind beschissen worden, im wahrsten Sinne des Wortes"

"Wir sind beschissen worden, im wahrsten Sinne des Wortes"

Rummenigges denkwürdige Bankettrede im Wortlaut

Bediente Bosse: Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß am Dienstag in Madrid.

Bediente Bosse: Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß am Dienstag in Madrid. imago

"Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Spieler, lieber Carlo, lieber Trainer-Staff, ich darf Sie sehr herzlich hier heute Abend in diesem schönen Saal hier in Madrid willkommen heißen. Ich glaube, wir waren heute Abend alle Zeugen eines dramatischen, eines emotionalen und, ich denke, auch fantastischen Fußballspiels. (Applaus) Und ich möchte der Mannschaft... (Mikrofon fällt aus) ... scheint ein ungarisches Mikrofon zu sein... Geht's? Gut, ich spreche laut.

Wir waren heute alle Zeugen eines, ich denke, unglaublichen Fußballspiels. Nach 90 Minuten haben wir in Madrid 2:1 gewonnen, und ich denke, wenn man das ganze Spiel Revue passieren lässt, was in den 120 Minuten passiert ist, dann kann ich nur den Hut, den ich zwar jetzt nicht aufhabe, vor dieser Mannschaft ziehen. (Applaus)

Das fing mit der Verletzung von Robert gegen Dortmund an - ein Foul vom Torwart.

Wenn man sich die letzten zehn Tage anschaut, dann war das ganze Drehbuch natürlich nicht unbedingt zu unseren Gunsten. Das fing an mit der Verletzung von Robert (Lewandowski, d.Red.) beim Spiel gegen Borussia Dortmund - ein Foul vom Torwart. Dann die Schulterverletzung, die ihn dann dazu zwang, dass er das Spiel in München nicht bestreiten konnte. Am nächsten Tag Mats Hummels beim Training verletzt. Jerome Boateng nach dem Spiel verletzt.

Und ich muss eins sagen: Es gibt so Spiele, die schreiben Geschichte. Und ich glaube, heute Abend waren alle Zeugen eines Spiels, das Geschichte geschrieben hat. Uli Hoeneß und ich haben viele Schlachten erlebt, kann ich Ihnen sagen. Und die, die mir so in Erinnerung geblieben sind, waren die Spiele Barcelona 1999 - leider eine Niederlage, die uns auch sehr wehgetan hat. Ich glaube, um weniger als 120 Sekunden haben wir den Champions-League-Sieg damals verpasst. 2012, nach Verlängerung, nach Elfmeterschießen gegen Chelsea. Und dies heute Abend war auch so ein Spiel.

Ich habe heute zum ersten Mal so etwas wie wahnsinnige Wut in mir. Wut, weil wir beschissen worden sind. Wir sind beschissen worden heute Abend, im wahrsten Sinne des Wortes!

Wenn man das ganze Spiel sich heute anschaut, dann frage ich mich ein bisschen: Was machen eigentlich diese Verbände? Wir haben da sechs Schiedsrichter auf dem Platz, sechs Schiedsrichter! Wir haben eine Gelb-Rote Karte, die nicht mal ein Foul war. Wir haben zwei Tore zum 2:2, 3:2, die im Abseits waren und zwar im klaren Abseits. Wir haben einen Abseitspfiff von Robert Lewandowski, der allein aufs Tor zuläuft.

Und ich muss sagen, ich habe heute zum ersten Mal so etwas wie wahnsinnige Wut in mir. Wut, weil wir beschissen worden sind. Wir sind beschissen worden heute Abend , im wahrsten Sinne des Wortes! (langer Applaus) Nichtsdestotrotz möchte ich der Mannschaft danken. Wenn ich mir überlege, welche Probleme wir vor dem Spiel hatten, mit Mats, mit Jerome, mit Robert, auch mit Manuel Neuer, der sich zu Ihrer Information heute Abend schwer verletzt hat, acht Wochen ausfallen wird , der sich nämlich den Fuß beim 3:2 gebrochen hat, das dann im Abseits war - dann muss ich offen und ehrlich sagen, dann kann ich (Mikrofon geht wieder, Applaus), dann kann ich nur eins sagen: Wir haben eine tolle Mannschaft. Wir haben eine tolle Mannschaft mit einem tollen Charakter. (langer Applaus)

Heldentum sieht man nicht im Erringen oder im Sieg von großen Schlachten, sondern im Ertragen von unglücklichen Niederlagen.

Die Niederlage war bitter. Aber ich glaube, aus Niederlagen, und dafür ist der FC Bayern auch bekannt, haben wir oft Kraft gezogen. Und ich glaube, es ist wieder der Moment, wo wir aus der Niederlage Kraft ziehen müssen. Kraft ziehen jetzt für die letzten Spiele der Saison - wir haben noch fünf Spiele, am Samstag mit Mainz. Wir müssen die Meisterschaft noch klarmachen, wir haben einen guten Vorsprung, aber, wie gesagt, versucht es, so schnell wie möglich zu machen. Und wir haben am nächsten Mittwoch wieder ein wichtiges Spiel gegen Borussia Dortmund, Halbfinale DFB-Pokal.

Und lasst uns alles noch mal geben, dass diese Saison dann dementsprechend auch positiv verläuft. Heute ist es bitter gelaufen, aber es ist kein Grund, jetzt zu viel Trauer zu haben. Man hat ein bisschen Wut, ein bisschen Trauer auch. Ein guter Freund von mir hat mir einen Spruch von - ich glaube - Hugo von Hofmannsthal gesprochen, der gesagt hat: Heldentum sieht man nicht im Erringen oder im Sieg von großen Schlachten, sondern im Ertragen von unglücklichen Niederlagen (der Spruch wird eigentlich David Lloyd George zugeschrieben, d.Red.).

Ich glaube, mehr braucht man heute Abend nicht zu sagen. Das war eine unglückliche, eine unverdiente, eine bittere Niederlage, aber es ist kein Grund, dass wir heute Abend traurig sind. Ich hätte gerne mit Ihnen hier heute Abend die Nacht zum Tage gemacht, nachdem wir da auf dem Platz ein Spektakel, ein Feuerwerk von unserer Mannschaft gesehen haben, das sollte nicht sein, aber kein Grund dazu. Ich danke Ihnen. (Applaus) Ich wünsche Ihnen trotzdem einen schönen Abend, genießen Sie den Abend. Und ich darf Ihnen zum Schluss einen guten Appetit wünschen und damit auch das Buffet eröffnen. Danke sehr."

jpe