2. Bundesliga

Gute Erinnerungen: Petr Rumans Reise in die Vergangenheit

Fürths Co-Trainer hat gute Erinnerungen an den HSV

Rumans Reise in die Vergangenheit

19 Jahre zwischen beiden Fotos: Fürths Petr Ruman im Jahr 1999 (l.) und 2018 (r.).

19 Jahre zwischen beiden Fotos: Fürths Petr Ruman im Jahr 1999 (l.) und 2018 (r.). imago

Der VIP-Raum im Stadion am Böllenfalltor ist in einer Sporthalle direkt hinter der Haupttribüne. Petr Ruman, seinerzeit Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim SV Darmstadt 98, schaute aus dem Fenster hinunter auf die Menschen, die auf dem Weg auf die besten Plätze waren. In dem Gewimmel von Köpfen erkannte er das Gesicht von Damir Buric, Fürths Trainer war zu einer Spielbeobachtung nach Südhessen gereist. Und weil Ruman ja selbst mal ein Fürther war, dachte sich der Tscheche, es sei bestimmt eine gute Idee, dem kroatischen Coach auf die Tribüne zu folgen und sich vorzustellen. "Ich glaube nicht, dass dieses Gespräch ausschlaggebend dafür war, dass ich kurz darauf nach Fürth zurückkehrte", erzählt Ruman, "aber jedenfalls war es mein erster Kontakt mit Damir."

Zurück zu den Wurzeln

Der Kontakt zu Rachid Azzouzi hingegen war niemals ganz abgerissen, seit der ehemalige Stürmer 1999 zur Spielvereinigung gekommen war - und sechs Jahre lang blieb. "Irgendwie kam meine Rückkehr nach Fürth für mich nicht ganz unerwartet", sagt Ruman, "ich hatte immer das Gefühl, dass die Wege sich wieder kreuzen werden." Bei einer Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Freundes hat der Nachwuchstrainer lange mit seinem ehemaligen Mitspieler und späteren Fürther Manager gesprochen. Und als die Mittelfranken kurze Zeit später eine Mitarbeit im Trainerstab anboten, musste der Mann aus Mähren nicht zweimal überlegen: "Der Verein hat sich in den letzten Jahren großartig entwickelt. Und wie die Posten im Funktionsteam besetzt worden sind, finde ich klasse", schwärmt der 41-Jährige und zählt auf: "Lauter Leute, die kompetent, zuverlässig und menschlich top sind. Da dachte ich mir: Das kann eine gute Geschichte werden."

SpVgg Greuther Fürth - Vereinsdaten
SpVgg Greuther Fürth

Gründungsdatum

23.09.1903

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Trainersteckbrief Ruman
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Ich hatte immer das Gefühl, dass die Wege sich wieder kreuzen werden.

Petr Ruman

Nun ist Ruman Burics zweiter Assistent nach Oliver Barth und Cheftrainer der Fürther U 23, die in der Regionalliga spielt. "Das ist prima, weil ich es liebe, verantwortlich zu sein, die Richtung vorzugeben, an der Linie zu stehen und Entscheidungen zu treffen", erzählt Ruman und strahlt dabei. "Für mich ist diese Position erfüllend. Es ist wirklich alles gut."

Die ersten Worte und ein geplatzter Traum

Vor 19 Jahren, 1999 nämlich, war der damals 22 Jahre junge Ruman - zuvor Torjäger des tschechischen Erstligisten Banik Ostrau - zum ersten Mal nach Fürth gekommen. "Ich fand es reizvoll, es hier zu schaffen, die Schwierigkeiten im Ausland zu bewältigen." Weil er noch aus der Generation stammt, denen in osteuropäischen Schulen an Fremdsprachen lediglich Russisch gelehrt wurde, sprach er kein Wort Deutsch und auch kein Englisch. "Ich habe die Sprache am schnellsten in der Kabine und auf dem Platz gelernt", erinnert er sich und lacht. "Mein erstes Wort war 'Autobahn' und mein erstes Schimpfwort 'Blindfisch'."

Mein erstes Wort war 'Autobahn' und mein erstes Schimpfwort 'Blindfisch'.

Petr Ruman

Bis 2005 erlebte er erfolgreiche Zeiten. "Erfolgreich?", fragt Ruman und antwortet gleich selbst: "Das sehe ich nicht ganz so. Wir haben immer gut gespielt, aber ich hätte damals gerne mit der Spielvereinigung den Aufstieg gepackt, das wurde immer mehr und mehr zu meinem Traum." Erst 2012 schafften es die Fürther in die Bundesliga, "und ich wäre gerne dabei gewesen".

Erstes Bundesliga-Tor für Mainz gegen den HSV

Ruman schaffte es auch in die Bundesliga - in Mainz. 2005 ließen ihn die Fürther gehen, "weil die Klubführung gemerkt hat, dass ich immer Vollgas gegeben hatte, nun aber den nächsten Schritt machen wollte." Sein erstes Bundesliga-Tor schoss er gegen - den HSV, Fürths Gegner an diesem Donnerstag also. "Das ist ein riesen Name", sagt Ruman, "und eine gute Mannschaft. Das Stadion wird voll sein, es wird ein interessanter und spannender Abend."

Für mich ein Moment für die Ewigkeit.

Petr Ruman

Am 10. September 2005 war Ruman gegen die Hamburger in der 61. Minute eingewechselt worden, acht Minuten später traf er zum 1:2. "Ich hatte noch zwei Chancen zum 2:2." Am Ende hieß es 1:3, und doch war es "für mich ein Moment für die Ewigkeit". Meilensteine einer Fußballkarriere, die man eben abspeichert. "Ich weiß auch noch mein erstes Profi-Tor, für Ostrau gegen Sparta Prag, das ging auch 1:3 aus", erzählt der Tscheche und die Augen leuchten. "Da war ich 17 Jahre und fünf Tage alt."

In Fürth zu Hause

Nach einem halben Jahr bei Mainz 05 erlitt Ruman im Alter von 29 Jahren einen Bandscheibenvorfall, von dem er sich nie mehr richtig erholte. Über eine Hospitanz im Mainzer NLZ kam er in den Trainerjob, er coachte Nachwuchsmannschaften in Mainz, beim FSV Frankfurt und bei Kickers Offenbach, 2015 kam er nach Darmstadt. In der Zwischenzeit hatte er beim tschechischen Verband seinen Trainerschein gemacht, die UEFA-Profi-Lizenz, die in ganz Europa anerkannt wird. 121 Bewerber gab es für 19 Ausbildungsplätze - Ruman war im Lehrgang dabei. "Da bin ich schon stolz drauf."

Ich weiß, dass ich jetzt da bin, wo ich sein sollte.

Petr Ruman

Und so ist es ein bisschen so, als sei Ruman nach Hause gekommen. "Ja, ich fühle mich hier zu Hause", stimmt er zu. "Hier gibt es viele bekannte Gesichter, die man seit 15, 20 Jahren kennt, und alte Freunde. Ich wusste, wo der Supermarkt ist, wo das Freizeitbad und wo man eine Küche kaufen kann." Vor sechs Wochen wurde er zum zweiten Mal Papa, im Dezember wird endlich die neue Wohnung bezogen. Und so ist Ruman im Moment ein glücklicher Mensch. "Ich weiß, dass ich jetzt da bin, wo ich sein sollte", sagt er. "Ich fühle mich wohl, ausgelastet und nützlich."

Peter Nickel