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Ruinierter eSport: LoL-Konkurrent brachte Blizzard zu wenig Umsatz

Die turbulente Geschichte um Heroes of the Storm

Ruinierter eSport: LoL-Konkurrent brachte Blizzard zu wenig Umsatz

Blizzards MOBA Heroes of the Storm wurde von Blizzard falsch behandelt und fallengelassen, sagen Fans und Experten.

Blizzards MOBA Heroes of the Storm wurde von Blizzard falsch behandelt und fallengelassen, sagen Fans und Experten. Activision Blizzard

Als der legendäre Spieleentwickler Activision Blizzard, bekannt für Spiele wie Starcraft, Warcraft und World of Warcraft, ein MOBA namens Heroes of the Storm (HOTS) angekündigt hatte, war die Aufregung unter Fans groß. Einer der Pioniere des Strategiegenres entwickelt endlich ein MOBA á la Dota 2 oder League of Legends, die Erwartungen waren groß. Im Endeffekt stellte sich HOTS als ein Misserfolg heraus, der von den Entwicklern irgendwann kaum mehr beachtet und unterstützt wurde. Dabei traf es die eSport-Szene besonders schwer.

Erfolg nach schwierigem Start

HOTS stand unter schweren Vorzeichen; nachdem es im Oktober 2010 angekündigt wurde, erschien das Spiel nach vielen Problemen erst im Juni 2015. Und das, auch unter Blizzard-Fans, mit erstmal nur milder Resonanz. Trotzdem konnte das Spiel Freunde von Blizzards anderen Spielen anlocken, die mit dem Genre zuvor wenig anfangen konnten. Das lag vor allem an zwei wichtigen Faktoren, wie der erfahrene Blizzard-Streamer Marco 'megamagge' Dittrich im kicker eTalk erklärte: "Ich glaube Blizzard hat da einfach einen Nerv getroffen. Einerseits mit dem Nostalgiewert, andererseits mit der Einfachheit des Spiels." So konnte sich HOTS irgendwann einer dedizierten Fangemeinde erfreuen.

Ohne Vorwarnung den eSport gestrichen

Blizzard wollte das Spiel auch im eSport etablieren und hat schnell große Turniere mit bis zu eine Millionen Dollar Preisgeld organisiert. Im Jahr 2018 traf die Fanbasis des MOBA jedoch ein schwerer Schlag: Blizzard zog Entwickler von HOTS ab und strich den kompletten eSport-Bereich des Spiels. Und das ohne jegliche Vorankündigung und Erklärung.

Es war eine Art Trauergefühl zu dem Zeitpunkt. Das war ein kollektives arbeitslos werden."-

Marco 'megamagge' Dittrich

Dies war ein schwarzer Tag für alle HOTS-Streamer und eSportler, wie Dittrich erzählt: "Es war wirklich eine Art Trauergefühl zu dem Zeitpunkt, wo wir gesagt haben: 'Was machen wir denn jetzt alle?' Das war ein kollektives arbeitslos werden." Activision Blizzard hat seinen eSport fallengelassen und dadurch die gesamte Spielerschaft negativ beeinträchtigt und verärgert. Dittrich sieht hierin auch den Todesstoß für HOTS im Allgemeinen: "Dass das weg ist, das hat auch das Aus für das Spiel bedeutet. Weil es einfach keine Aufmerksamkeit mehr bekommt."

Sieht Activision Blizzard keine Zukunft für eSport?

Merkwürdigerweise wurde nur der eSport-Bereich gestrichen, das Spiel läuft aber bis heute weiter. Wenn auch nur mit sporadischen Updates. Trotzdem hat das Spiel immer noch eine Spielerschaft, wie Christian Gürnth, Moderator des kicker eSport Talk, aufschlüsselt: "Wenn HOTS erwähnt wurde, hieß es immer 'Das lebt noch?' Das ist ein ganz komischer Aspekt, weil eigentlich nur der eSport-Bereich fehlt. Spiele findest du binnen 5 Sekunden." Das spricht dafür, dass die dedizierte Fanbasis immer noch da ist und aktiv spielt. Warum wurde dann der eSport sang und klanglos fallengelassen?

Ein Argument das Gürnth und Dittrich als Ursache ausmachten, war unter anderem, dass sich das Spiel weder im MOBA- noch im eSport-Markt durchsetzen konnte. Dafür kam das Spiel zum einen mehrere Jahre zu spät, nachdem DOTA und LoL schon stark etabliert waren. Des Weiteren war die Reichweite und auch die Langzeitmotivation zu gering: "Ich glaube, dass du mehr als die Blizzard-Bubble nicht mehr abholen kannst. Dann ist die Herausforderung im Spiel so niedrig, dass du damit niemanden abholen kannst." Die Herausforderung, das Spiel im eSport-Markt zu etablieren, war daher wohl eine zu große. Da es auch eins der kleineren Spiele in ihrem Portfolio war, wurde das Spiel von Blizzard dann lieber zur Seite geschoben, statt es weiterzuentwickeln.

Ist das das Aus für eSport in Games von Activision Blizzard? Ihr neuester Versuch im eSport-Sektor ist Overwatch. Doch auch hier stehen viele Fragezeichen im Raum, besonders durch die verzögerte Entwicklung von Overwatch 2 und der verwirrenden Kommunikation, ob der Shooter auf eSport- oder Singleplayer-Inhalte fokussiert sein soll. Auch in diesem Bereich hat die Konkurrenz um Valorant und Co. den Videospiel-Titanen längst überholt.

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Faris Delalic