Bundesliga

1. FC Union Berlin, Manager Oliver Ruhnert und der Fall Neven Subotic

Union Berlins Manager spricht über die Personalplanung

Ruhnert: "Nicht so, dass wir Subotic hier nicht mehr sehen wollen"

Union Berlins Manager Oliver Ruhnert kann sich Neven Subotic auch in der kommenden Saison im Union-Dress vorstellen.

Union Berlins Manager Oliver Ruhnert kann sich Neven Subotic auch in der kommenden Saison im Union-Dress vorstellen. imago images

Oliver Ruhnert hatte einiges zu tun. Auch am Donnerstagvormittag beteiligte sich der Manager des 1. FC Union an der Pflege der Trainingsplätze im Vorbereitungscamp im Allgäu. Weil die Rasenplätze auf der Anlage in Bad Wörishofen zu weich sind - Mittelfeldspieler Grischa Prömel sprach davon, dass es teilweise so sei, "als würden wir auf Sand trainieren - fliegen hin und wieder größere Rasenstücke heraus. Deshalb ist auch Ruhnert bisweilen als Greenkeeper im Einsatz.

Keine Lücken hat der Manager der Eisernen dafür derzeit bei der Kaderplanung zu stopfen. Mit den acht Neuzugängen Andreas Luthe, Robin Knoche, Nico Schlotterbeck, Sebastian Griesbeck, Niko Gießelmann, Keita Endo, Cedric Teuchert und Max Kruse haben die Berliner ihre Transferaktivitäten bereits weit vorangetrieben.

Spielersteckbrief Subotic
Subotic

Subotic Neven

Spielersteckbrief Andersson
Andersson

Andersson Sebastian

Sie sind trotz der Folgen der Corona-Krise schon recht weit mit der Kaderplanung, viele andere Klubs haben sich hingegen bisher sehr zurückgehalten auf dem Transfermarkt. Was unterscheidet den 1. FC Union, der erst in seine zweite Bundesligasaison geht, von seinen Rivalen, Herr Ruhnert?

Das kann ich gar nicht genau beantworten. Vielleicht hatten andere Klubs nicht so viele auslaufende Verträge wie wir. Vielleicht waren deren Kader auch schon so gut, dass sie gesagt haben, die Spieler behalten wir. Sicherlich ist es zudem der Situation mit Corona geschuldet, dass es momentan auf dem Transfermarkt läuft, wie es eben läuft. Wir haben bis auf Marius Bülter, bei dem wir die Kaufoption noch in der vergangenen Saison gezogen haben (im Mai, d. Red.), und bei Keita Endo, für den wir eine Leihgebühr zahlen, ausschließlich ablösefreie Spieler verpflichtet und hatten eine sehr, sehr klare Sichtweise auf die Dinge, weil Union sehr auf die finanziellen Dinge achten muss. Wir haben sehr wirtschaftlich gearbeitet, auch in dieser Transferperiode.

Wenn man Zugänge wie Max Kruse in diesem Sommer oder Christian Gentner und Neven Subotic im vergangenen Jahr nimmt, wie lassen sich solch prominente und erfahrene Verstärkungen mit der von Ihnen angesprochenen Wirtschaftlichkeit vereinbaren?

Die Spieler wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie zu Union kommen.

Oliver Ruhnert

Das ist für uns kein Problem, solche Spieler können ja am Ende des Tages auch absagen. Wir können nicht mehr tun, als mit ihnen zu sprechen und ihnen unser Angebot zu machen. Die Spieler wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie zu Union kommen.

Oder ist Union gar nicht der finanzielle Underdog, als welcher der Klub gerne gesehen wird?

Wenn man sich die Verteilung des TV-Geldes anschaut, da sind wir so weit weg vom Drittletzten in diesem Ranking, dass sich die Frage fast erübrigt. Im Vergleich mit 16 anderen Bundesligisten sind wir deutlich begrenzter in unseren Möglichkeiten.

Sie wollen den Kader noch verkleinern. Sebastian Andersson ist ein Wechselkandidat. Wie sehr hängt die weitere Kaderplanung von seinem Verbleib ab?

Gar nicht. Ich sage ja immer, dass der ganze Kader bis zum Ende der Transferperiode fragil ist. Wann immer gewisse wirtschaftliche Möglichkeiten für Spieler bestehen, sind wir als Verein in der Situation, dass wir überlegen müssen, wie mir damit umgehen.

Sie sagen auch immer, dass jeder Spieler bei Union Berlin bei einem entsprechenden Angebot gehen kann. Wenn der Spieler das möchte, dann ist das so, ja. Haben Sie den Eindruck, dass Andersson gehen will?

Ruhnert: Keine Probleme zwischen Union und Andersson

Nein, überhaupt nicht. Im Verhältnis zwischen Sebastian Andersson und Union Berlin gibt es auch überhaupt keine Probleme. Ganz im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass Sebastian, wenn er nach seiner Magen-Darm-Erkrankung wieder zu 100 Prozent fit ist, hier spielt.

Zu Beginn der Vorbereitung sagten Sie im Kurztrainingslager in Bad Saarow, dass Sie mit Andersson planen, wenn er die Ausstiegsklausel nicht zieht. Da das nicht geschehen ist, ist die Tür für einen Wechsel bei ihm jetzt zu?

Nein, wie gesagt, die Tür ist für keinen Spieler zu. Wir planen erst mal mit dem Kader, den wir haben. Wir sind ja mit unserer Kaderplanung relativ weit, und dann gucken wir mal, was sich in den nächsten zwei, drei Wochen noch ergibt.

Etwas klarer als bei Andersson ist die Situation bei Neven Subotic. Er ist nicht mit ins Trainingslager gereist, um sich einen neuen Verein zu suchen. Warum passt es nach einem Jahr nicht mehr zwischen ihm und Union?

An der Stelle muss ich erst mal erwähnen, dass wir, als Neven damals zu uns kam, gesagt haben, dass wir uns nach der ersten Saison zusammensetzen und die Dinge besprechen. Er hat immer gesagt, dass er gucken muss, ob Union was für ihn ist und wir was für ihn sind. Neven hat uns vor allem natürlich mit seinem Auftreten in der Hinrunde unglaublich stabilisiert und geholfen. Dass wir dann nach der Saison gemeinsam zu der Einschätzung gekommen sind, dass der Spieler noch mal etwas Anderes machen möchte, ist aus meiner Sicht eine Geschichte, die von Anfang an im Bereich des Möglichen war. Dass er sich jetzt umschaut, geschieht mit unserem Einverständnis - und es passiert auf Wunsch von Neven. Das ist eine Frage der Einhaltung von Zusagen. Mit Christian Gentner haben wir es übrigens genauso gemacht.

Das heißt konkret?

Wir haben mit ihm vor einem Jahr das Gleiche besprochen wie mit Neven - mit einem Unterschied. Gentner hatte auf eigenen Wunsch nur einen Einjahresvertrag. Bei Subotic war das anders.

Ruhnert über Subotic: "Es gehören immer zwei Seiten dazu"

Ist das denn nicht ein Widerspruch, wenn man mit Subotic einen Zweijahresvertrag schließt, aber sagt, wir gucken nach einem Jahr, ob es noch Sinn macht?

Bei Subotic, der auch ein anderes Alter als Gentner hat (Subotic war damals 30, Gentner 34, d. Red.) haben wir eben ein anderes Modell gewählt. Das hängt auch immer mit den Wünschen der Spieler zusammen. Vielleicht haben wir damals auch schon vereinbart, dass Neven trotz eines weiterlaufenden Vertrags nicht ablösepflichtig ist.

Kann er jetzt also ablösefrei gehen?

Vielleicht. Eines möchte ich an der Stelle aber auch noch mal klar sagen: Wenn Neven nicht wechselt, wechselt Neven nicht. Es ist nicht so, dass wir sagen, wir wollen ihn hier nicht mehr sehen.

Wenn Sie ihn für sportlich unverzichtbar hielten, hätten Sie dann nicht versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen?

Natürlich ist die Einschätzung immer eine, die auch beim Spieler eine sportliche Erwartungshaltung betrifft. Aber diese sportliche Erwartungshaltung ist keineswegs so, dass wir einen Spieler wie Neven Subotic nicht mehr brauchen könnten. Aber, noch einmal, es gehören immer zwei Seiten dazu.

Der zweite Teil des Interviews mit Oliver Ruhnert erscheint am Freitag. Darin äußert sich der Manager des 1. FC Union zum Umgang mit Max Kruse und den Planungen auf der Torhüter-Position nach dem Abgang von Rafal Gikiewicz und der Verpflichtung von Andreas Luthe.

Interview: Jan Reinold

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