Bundesliga

Ricken: "Verstehe unter Führung, alle stark zu machen"

Der neue Geschäftsführer Sport des BVB skizziert seinen Führungsstil und seine Herausforderungen

Ricken: "Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen"

Wurde am Mittwoch offiziell als neuer Geschäftsführer des BVB der Öffentlichkeit präsentiert: Lars Ricken.

Wurde am Mittwoch offiziell als neuer Geschäftsführer des BVB der Öffentlichkeit präsentiert: Lars Ricken. IMAGO/RHR-Foto

Lars Ricken steht an seinem großen Tag im Presseraum des Signal Iduna Park und wartet darauf, dass es losgeht. Der neue Geschäftsführer Sport von Borussia Dortmund, der an diesem Mittwochmittag offiziell der Öffentlichkeit präsentiert wird, ist bereits seit 15 Tagen im Amt. Doch an seinem Auftreten hat sich nichts geändert: Ricken, der seit 1991 für den Klub aktiv ist - erst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und Direktor des Nachwuchsleistungszentrums -, ist nahbar. Er schüttelt Hände, hält Smalltalk, ist guter Dinge.

Rickens Dank an die NLZ-Mitarbeiter

Als es dann losgeht und die Eröffnungsworte von BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gesprochen sind, startet der 47-Jährige mit einem Statement, in dem viele Gründe dafür stecken, warum ihn Watzke als Idealbesetzung für die neue Stelle auserkoren hat: Ricken bedankt sich bei den Mitarbeitern des NLZ, mit denen er seit einem Jahrzehnt regelmäßig nationale Titel gewann, in der Youth League Erfolge feierte und unzählige Talente zu Profis entwickelte.

"Sie haben großen Einfluss darauf, dass ich jetzt hier sitze", sagt Ricken und blickte dann aufs bevorstehende Champions-League-Finale gegen Real Madrid am 1. Juni voraus: "1997 stand ich als Torschütze im Blickpunkt, 2013 dann ein bisschen unfreiwillig. In den London soll der Raum gehören, die ein Jahr für diesen Erfolg gekämpft haben." Trainer Edin Terzic, seine Assistenten, Watzke - und Sebastian Kehl, Dortmunds Sportdirektor, der selbst eine Beförderung auf die Position als Geschäftsführer Sport gehofft hatte.

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Die neue Personalstruktur - neben ihm selbst nahm am 1. Mai auch der neue Kaderplaner Sven Mislintat seine Arbeit auf - zu moderieren, das zählt zu den größten Herausforderungen, die Ricken in den ersten Monaten seiner Amtszeit bewältigen muss.

Mit Kehl hat er direkt den Austausch gesucht, nachdem klar war, dass er Geschäftsführer Sport wird. "Wir haben uns zusammengesetzt und ein klärendes Gespräch geführt. Wir sind zusammen Deutscher Meister geworden, haben jahrelang eng zusammengearbeitet", sagt Ricken und wählt dann einen Vergleich aus der Vergangenheit, den auch Kehl bereits wählte: "Sebastian ist weiter Sportdirektor. Michael Zorc hat auf dieser Position bewiesen, dass du die Geschicke des Klubs wunderbar mitgestalten kannst."

Man sei sich einig, deshalb gehe er auch optimistisch in die nächsten Monate. "Sebastian, Sven und ich haben die große Chance, gemeinsam, konstruktiv und vertrauensvoll den Bereich Sport weiterzuentwickeln."

Theoretisch sind wir gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es unter Beweis stellen.

Hans-Joachim Watzke

Auch Watzke, der sich für Ricken entschied, ergreift das Wort. Es sei gut, "wenn der Verein aus sich heraus die eine oder andere Alternative hat". Am Ende aber müssen man sich entscheiden.

"Das heißt aber nicht, dass der andere weniger qualifiziert gewesen wäre." Er wisse aber auch, schränkt Watzke ein, dass jeder Akteur neben seiner Qualität auch ein Ego mitbringe. "Wenn die drei es hinkriegen, zusammenzuarbeiten, dann ist das eine große Chance," sagt auch der Klubboss, der noch bis Herbst 2025 in der Geschäftsführung sitzt. "Theoretisch sind wir sehr gut aufgestellt. Praktisch müssen wir es noch unter Beweis stellen."

15.05.2024, Fussball, Saison 2023 2024, Bundesliga, Pressekonferenz zur Vorstellung von Lars Ricken, Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund), Dortmund Signal Iduna Park NRW Deutschland xRHR-FOTO DEx *** 15 05 2024, Football, 2023 2024 season, Bundesliga, Press conference to introduce Lars Ricken, Chairman of the Supervisory Board Hans Joachim Watzke Borussia Dortmund , Dortmund Signal Iduna Park NRW Germany xRHR PHOTO ENx Copyright: DennisxEwert RHR-FOTOx RHR-FOTO DE

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Ricken macht keinen Hehl daraus, dass er seine jahrelang erprobte Personalstrategie aus dem NLZ auch bei den Profis anwenden möchte. "Ich freue mich auf Gespräche auf Augenhöhe", sagt der gebürtige Dortmunder. "Ich verstehe unter moderner Führung, alle stark zu machen. Ich muss die Bedingungen dafür schaffen, dass jeder in seinem Bereich optimal arbeiten kann. Ich habe die größte Abteilung des Klubs geleitet, zwei Dinge waren dabei wichtig: Kommunikation und Vertrauen."

Zwei-Säulen-Konzept in der Kaderplanung

Mit seinem Konzept, dass er den Entscheidern von Borussia Dortmund präsentierte, habe er "den Präsidialausschuss gerockt", sagt Lunow gleich zu Beginn der 45-minütigen Runde. Einen Einblick in seine Pläne gewährt Ricken auch in diesem öffentlichen Rahmen: Der BVB sei immer dann am erfolgreichsten gewesen, wenn er seine Strategie auf zwei Säulen aufgebaut habe: Auf der einen Seite "junge, hungrige Spieler mit sportlichem Wert und Marktwertpotenzial, aus dem eigenen Nachwuchs oder als internationale Toptalente", auf der anderen "ein Gerüst aus Spieler mit Erfahrung, Mentalität und Qualität, bei denen sich die Jungen anlehnen und sich entwickeln können".

Die Arbeit am neuen Kader hat längst begonnen, ungeachtet des Finaleinzugs in der Champions League. "Ich kenne das Budget, das uns zur Verfügung steht", sagt Ricken und formuliert den Anspruch, "in der Strategie, die ich dargelegt habe, den bestmöglichen Kader zusammenzustellen."

Ricken besitzt weiterhin ein dickes Fell

Neben diesem internen Teil seiner Arbeit wird auch ein öffentlicher anfallen. Anders als in seiner Zeit als Direktor des NLZ steht Ricken künftig wieder Woche für Woche im Blickpunkt des Interesses.

Er kennt das, seit er als Jungprofi zum Objekt der Begierde der damaligen Medienlandschaft wurde - und dabei nicht nur gute Erfahrung sammelte. Das dicke Fell, das er sich damals aneignete, hat er noch heute - wie er erst kürzlich feststellte. "An meinem ersten Tag hat sich ein früherer Bundesliga-Spieler über mich geäußert", sagt er, ohne den Namen zu nennen. "Das hat absolut nichts mit mir gemacht."

Hoeneß hat sich noch nicht gemeldet

Konflikte scheute Ricken in der Vergangenheit ohnehin nie, wenn er das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. Daran will er auch künftig festhalten. "Ich bin gebürtiger Dortmunder. Das ist mein Verein", sagt er. "Ich vertrete diese Farben, mit allem, was ich habe. Wenn wir angegangen werden, von wem auch immer, dann werde ich die Farben auch laut und deutlich vertreten."

Watzke, der die Abteilung des BVB 19 Jahre lang anführte, lieferte sich in der Vergangenheit etliche verbale Scharmützel mit der Konkurrenz - unter anderem mit Bayerns Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß.

Am Mittwoch wird Ricken gefragt, ob sich Hoeneß schon bei ihm gemeldet habe. Ricken verneint. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Legt man die Souveränität zugrunde, mit der Dortmunds neuer Geschäftsführer Sport seine öffentliche Präsentation absolviert, scheint er auch dafür gewappnet zu sein.

Matthias Dersch

15.05.2024, Fussball, Saison 2023/2024, Bundesliga, Pressekonferenz zur Vorstellung von Lars Ricken, Präsident Reinhold Lunow (Borussia Dortmund), 

Foto: Dennis Ewert/RHR-FOTO

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