"Das ist Irrsinn", sagt auch Reschke, der zuletzt Technischer Direktor beim FC Bayern München war und am Montag beim VfB vorgestellt wurde, zu Transfersummen jenseits der 100 Millionen Euro. "Dass das ein riesiges Medienthema ist und für Unverständnis sorgt, ist klar", versteht er die Aufregung, warnt aber auch: "Wir sollten alle nicht den Fehler machen, den Untergang des Fußballs zu befürchten, weil es Auswüchse gibt, die sehr, sehr schwer verständlich sind." Die Basis in der Bundesliga stimme.
Und als Beispiel führt er den FC Bayern München an, auch wenn der mit Corentin Tolisso (41,5 Millionen Euro Ablöse) einen neuen Rekordtransfer getätigt hat. "Rudy, Süle, James, Gnabry - das ist doch bodenständig", führt er aus. "Das sollten wir in den Vordergrund stellen, dass wir in der Bundesliga seriös arbeiten und diesen Weg auch beibehalten werden." Und da sieht er die Liga auf breiter Front gut aufgestellt. "Das Bundesligageschäft ist total sauber und planerisch durchdacht." Und genau deswegen sieht er auch für seinen neuen Verein VfB Stuttgart viel Arbeit im Kampf um den Klassenerhalt, weil die Konkurrenz genauso seriös und kompetent arbeite.
Dembelé hat sich ganz bewusst für Dortmund entschieden
Im Fall von Dembelé lobt er die Verantwortlichen von Borussia Dortmund ausdrücklich, versetzt sich aber auch in die Lage des Spielers und zeigt hier durchaus Verständnis. Er könne sich sehr gut in die Situation von Dembelé hineinfühlen, "weil wir aus Münchner Sicht auch interessiert waren. Letztes Jahr war eine Situation, dass auch der FC Barcelona und Bayern München den Spieler verpflichten wollten", blickt Reschke nochmal in den Sommer 2016 zurück. "Barcelona war schon damals sein Lieblingsverein. Er hat sich aber ganz bewusst zu diesem Weg Borussia Dortmund entschieden, weil er auch uns erklärt hat: 'Ich fühle mich im Moment noch nicht so weit, bei einem der Topklubs zu spielen, sondern ich will diesen Zwischenschritt BVB'".
Aktuell würden so viele unterschiedliche Dinge auf den 20-Jährigen einprasseln, "was ihn verwirrt und antreibt. Das ist für ihn schwer zu händeln. Für den Jungen selber ist es nicht so leicht", sieht Reschke auch die Seite des Spielers. "Dass man dann schon mal verwirrt sein kann, wenn man mit solchen Zahlen und Visionen konfrontiert wird, wenn man Neymar-Nachfolger bei Barcelona werden kann und dass das einen beschäftigt: Ein gewisses Verständnis habe ich sogar dafür."