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Rehmers Tor lässt hoffen

Testspiel in Zagreb: Kroatien - Deutschland 1:1 (0:1)

Rehmers Tor lässt hoffen

Eingewechselt : 46. Tomas 24/7 (Dinamo Zagreb) für Simic, 64. Saric 27/15 (Dinamo Zagreb) für Zivkovic, 83. Rapaic 26/12 (AC Perugia) für Stanic - 46. Ramelow 26/7 (Bayer Leverkusen) für Rehmer, 83. Rink 27/5 (Bayer Leverkusen) für Kirsten, 88. Beinlich 28/4 (Bayer Leverkusen) für Ziege - Reservebank: Pavlovic 29/2 (LASK Linz)/Tor, Djolonga 23/0 (Hrvatski Dragovoljac Zagreb), Cvitanovic 24/6 (Dinamo Zagreb), Jurcic 30/18 (Turin Calcio), Vugrinec 25/7 Trabzonspor), Bule 24/1 (Dinamo Zagreb), Agic 25/3 (NK Rijeka) - Lehmann 30/10 (Bor. Dortmund)/(Tor), Wörns 27/32 (Bor. Dortmund), Neuville 26/ 16 (Bayer Leverkusen).

Tore : 0:1 Rehmer (12. Kopfball, Vorarbeit Hamann), 1:1 N. Kovac (70., Suker). SR : Michel (Slowakei - Assistenten: Balko, Bartos), Note 3, hatte bei den schwierigen Verhältnissen kein leichtes Amt, insgesamt ohne gravierende Fehlentscheidungen Zuschauer : 8000 Gelbe Karten : Suker, N. Kovac, R. Kovac - Bierhoff Chancen : 4:5 Ecken : 5:9. Spieler des Spiels : Darius Wosz Spielnote : 3

Anmerkung: Die erste Zahl hinter dem Spielernamen bedeutet das Alter, die zweite die Anzahl der A-Länderspiele, die Zahl in Klammern die Anzahl der Auswahlspiele für die DDR.


Analyse

Schnell wurden Erinnerungen wach an die WM 1974, als Deutschland in der denkwürdigen Regenschlacht von Frankfurt die technisch starken Polen durch ein Tor von Gerd Müller mit 1:0 schlug. Auf der Seenplatte des Maksimir- Stadions fand sich die Mannschaft von Erich Ribbeck besser zurecht und präsentierte sich kämpferisch stärker und defensiv besser organisiert. Im Gegensatz zum Start ins EM-Jahr, der mit einem schmeichelhaften 1:2 gegen die turmhoch überlegenen Holländer zu Ende gegangen war, ging Deutschland im zweiten Test nicht baden.


Einzelkritik von Rainer Franzke

Stimmen zum Spiel

Ballack und Wosz nutzten ihre Chance

Der Spielfilm: Kovacs Kopfball passte

Matthäus zeigte es allen

Einwurf von Bernd Schuster: Nach der EURO muss für Ribbeck Schluss sein


Die Revanche für das Ausscheiden bei der WM 1998 in Frankreich, als das 0:3 gegen Kroatien im Viertelfinale das Aus bedeutete, gelang vom Ergebnis her nicht. Doch der Europameister machte gegen den Dritten der Weltmeisterschaft einen Schritt nach vorne.

Dariusz Wosz war meist die Anspielstation Deutschland begann bei sintflutartigen Regenfällen im Maksimir- Stadions in Zagreb, das zurzeit umgebaut wird, mit fünf personellen Veränderungen gegenüber dem 1:2 von Amsterdam im Februar. Für Babbel, Sebescen, Jeremies, Neuville und Scholl begannen Nowotny, Rehmer, Ballack, Kirsten und Wosz. Auch Hamann, der wegen der vielen Absagen kurzfristig nachnominiert worden war, stand beim Anpfiff auf dem Rasen. Dies dokumentierte die taktische Ausrichtung. Nach der Lehrstunde gegen die Holländer hieß die Devise dieses Mal: Sicherheit zuerst. Die Kroaten mussten in ihrem 76. Länderspiel auf den Stuttgarter Soldo verzichten. Dennoch standen drei Bundesliga-Legionäre im Team, neben Zivkovic erstmals gemeinsam die Kovac-Brüder Niko und Robert.

Die Deutschen kamen mit den widrigen Bodenverhältnissen, der Ball blieb immer wieder in einer Wasserlache stecken oder sprang sehr schnell wieder vom Boden weg, in der Anfangsphase wesentlich besser zurecht als der Gegner. Aus der kompakten Abwehr und dem massierten Mittelfeld heraus wurde häufig der Vorwärtsgang eingeschaltet. Besonders Wosz zeichnete sich als läuferisch starke Anspielstation aus. Die Mannschaft wühlte sich in ihre Aufgabe hinein, demonstrierte Kampfkraft und Einsatzwillen. Sechs Eckbälle nach nur 30 Minuten sind nummerischer Ausdruck der Überlegenheit. Eine Ecke von Wosz legte auch den Grundstein zur Führung. Der Ball kam über Hamann zu Rehmer, der per Kopf in seinem achten Länderspiel seinen ersten Treffer im Nationaltrikot erzielte. Der Berliner wurde bei seinem Comeback nach über einem Jahr Pause leicht verletzt ausgewechselt.

Die kroatischen Techniker zeigten sich lange beeindruckt von dem schwer bespielbaren Rasen, der ihr schnelles Direktspiel weitgehend verhinderte. Erst nach 36 Minuten kamen sie zu ihrer ersten Chance, ebenfalls nach einem Eckball. Aber der Leverkusener Zivkovic konnte Kahn nicht überwinden.

Aber die Deutschen setzten ihr Spiel weiterhin durch und kam nach der Pause, als der Untergrund etwas besser wurde, auch zu herausgespielten Chancen. Wosz war weiterhin die emsige und kreative Schaltzentrale. Doch die beiden Angreifer zeigten noch Defizite und suchten zu selten energisch die Situation eins gegen eins. Bierhoffs Problem am Boden wurden bei seinem Ballverlust deutlich, der über Umwege zum Ausgleich führte.

Deutliche Steigerung gegenüber Holland Dennoch konnte Erich Ribbeck trotz des Unentschiedens in der Baustelle des Maksimir-Stadions Richtfest feiern. Auf die Leistung von Zagreb kann der Teamchef bauen. Die Mannschaft zeigte nach dem desolaten Holland-Spiel solides Handwerk, basierend auf großer Kampfkraft, gut organisierter Defensivarbeit, erheblich verbesserter Raumaufteilung und einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Wosz zeigte, dass er bei der EM der Architekt des deutschen Aufbaus sein kann. Im Angriff muss Ribbeck jedoch noch Hand anlegen. Doch das 1:1 nach Rehmers Tor lässt insgesamt hoffen.

Wolfgang Tobien