José Mourinho schonte beim 2:1 im Stadtderby gegen Atletico gleich reihenweise seine Stars, nur Essien, di Maria und Keeper Diego Lopez überstanden die Rotation. Khedira saß nur auf der Bank, der offensivere Modric bekam den Vorzug.
Auch beim BVB stand alles im Fokus des Halbfinals in Madrid. Jürgen Klopp sah seine B-Elf mit 2:1 bei Fortuna Düsseldorf gewinnen. Nur Innenverteidiger Hummels spielte dort die 90 Minuten durch und stand auch im Bernabeu in der ersten Elf.
"Remontada"! – Aufholjagd! Reals Motto für das Rückspiel stand bereits kurz nach dem triumphalen 4:1 des BVB im Hinspiel fest. Die spanische Sportpresse, die Fans der Königlichen, die Spieler selbst, der Glaube an das Wunder im Bernabeu war allenthalben am Leben. Stürmer Higuain meldete kurz vor Spielbeginn: "Wir werden unser Leben auf dem Platz lassen". Und genau so begann Madrid auch die Partie. Stürmisch, druckvoll, angetrieben von einem fanatischem, euphorischem Publikum. Prompt stand Dortmunds Torwart Weidenfeller im Mittelpunkt des Geschehens. Higuain tauchte nach vier Minuten alleine vor ihm auf, ließ zwar nicht sein Leben, aber dennoch eine Riesenchance aus. Weidenfeller parierte bravurös. Di Maria probierte es aus der Distanz (5.), eine Ecke nach der anderen rauschte in den Sechzehner der Schwarz-Gelben. Ronaldo drosch die Kugel über den Balken (8.), köpfte aus Abseitsposition links vorbei (11.).
Reals Sturm und Drang verpufft - BVB glättet die Wogen
Und der BVB? Der stand gehörig unter Druck, schlingerte und hatte kaum Zeit, sich zu finden. Lewandowski zumindest hatte eine erste ernsthafte Chance, zog gegen Diego Lopez den Kürzeren (13.). Jürgen Klopp musste dann früh umdisponieren. Götze hatte sich eine Zerrung im linken Oberschenkel zugezogen, Großkreutz kam (14.). Und Reals Sturmlauf ging unvermindert weiter. Weidenfeller zeigte eine erneute Glanzparade gegen Ronaldo (13.), Özil stand frei vor dem Tor, schoss knapp rechts vorbei (15.). Real ging ein enormes, mörderisches Tempo. Und musste nach knapp 20 Minuten etwas drosseln. Dortmund verschob sich im Block nach vorne, stellte sich nun enger an den Gegenspieler, ließ deutlich weniger zu. Di Marias Schuss, geblockt von Hummels, war Reals letztes Warnzeichen für lange Zeit.
Hochbetrieb im Strafraum des BVB: Higuain kommt per Kopf zum Abschluss. Getty Images
Gegen Ende der ersten Hälfte zückte Referee Howard Webb vermehrt den Gelben Karton. Der englische Schiedsrichter ließ sehr vieles durchgehen, gab sich lange großzügig, stattete dann aber Higuain, Gündogan und Bender mit Verwarnungen aus. Als Ronaldo schließlich einen letzten Freistoß aus knapp 25 Metern auf die Tribüne wuchtete, hatte Dortmund die ersten 45 Minuten unbeschadet überstanden.
Dortmund macht den Sack nicht zu - BVB im Abschlusspech
Wie im ersten Durchgang startete Real forsch, nahm noch einmal Anlauf. Doch der BVB verteidigte nun kompakt wie geschickt und ließ kaum einen Schuss in Richtung Weidenfeller durch. Der BVB-Keeper musste kaum mehr eingreifen musste. Und jetzt stimmten auch die eigenen Wege bei Kontern, die Versuche vor der Pause waren allesamt zahnlos geblieben. Lewandowski, Reals Schreckgespenst, hatte seine Momente. Er vergab nach Zuspiel Blaszczykowski (49.), knallte den Ball dann an die Unterkante der Latte (50.). Dortmund war nah dran am Führungstor, zumal Madrid nun endgültig alles nach vorne warf. Benzema und Kaka ersetzten Coentrao und Higuain (57.). Reals Risikospiel ging aber kaum wirklich auf. Vorne wirkungslos gegen Hummels & Co., hinten nun mit großen Lücken. Gündogan verzögerte die Entscheidung, schoss aus sieben Metern Diego Lopez quasi an (62.).
Im ehrwürdigen Stadion und vor den Augen des spanischen Königs Juan Carlos sangen die mitgereisten Dortmunder Anhänger siegesgewiss, sahen sich dem Finale von Wembley immer näher. Und das mit Fug und Recht. Die Mourinho-Elf stürmte zwar mit Mann und Maus, ein strammer Ronaldo-Schuss (70.) und ein vergebliches Nachsetzten di Marias auf Kopfballvorlage des Portugiesen machten der Gäste-Defensive kein Kopfzerbrechen. Eher gerieten schon die westfälischen Angreifer ins Grübeln, spätestens dann, als Lewandowski einen weiteren Konter aus bester Position nicht zum 1:0 im Madrider Tor unterbrachte (76.). Die mangelnde Chancenverwertung sollte Schwarz-Gelb noch einmal zittern lassen.
Dortmund muss zittern - Real kommt am Ende dem Endspiel richtig nahe
Eng am Mann: Lewandowski und Ramos lieferten sich harte Zweikämpfe. Getty Images
Erst spät im Spiel ging es noch einmal rund. Madrid bewies Moral, kam nach einer schönen Kombination über Kaka und Özil zum Führungstor durch Benzema (82.). Das Bernabeu war wieder zum Leben erwacht, die Hausherren rannten noch einmal an. Der BVB stand nur noch tief, wollte die Partie über die Zeit bringen, das rächte sich beinahe. Zwar parierte Weidenfeller noch einmal stark gegen Ronaldo (88.), dann hatte Ramos sich mit nach vorne geschlichen, schoss mit links wuchtig unter die Latte (88.). 2:0 - nur noch ein Tor trennte Real jetzt vom Finale.
Letztlich blieb das 2:0 aber nicht mehr als Makulatur. Die Aufholjagd der Spanier glückte nicht in Gänze. Dortmund zehrte vom 4:1 aus dem Hinspiel, zitterte sich durch die lange Nachspielzeit und zog ins Endspiel von Wembley ein. Dort wartet die Klopp-Elf auf den Gewinner der Paarung Barcelona gegen Bayern München.
Real muss sich nach dem internationalen Aus nun in der Liga wieder beweisen. Am Samstag, 20.00 Uhr, spielt Valladolid im Bernabeu vor. Für den BVB steht gleich das nächste Highlight an. Am Samstag Nachmittag stehen die Bayern um 18.30 Uhr im Signal Iduna-Park auf dem Rasen.