Natürlich gibt es gute Gründe für die Entlassung von Manuel Baum, der beim FC Augsburg erst im Nachwuchs und dann bei den Profis lange Zeit erstaunlich gute Arbeit geleistet hat.
Seit über einem Jahr waren die sportliche Entwicklung und die Punktausbeute jedoch äußerst unbefriedigend. Die Leistungen schwankten in dieser Saison extrem, zuletzt häuften sich erschreckende Debakel wie jüngst das 0:4 gegen Hoffenheim, die tabellarische Situation ist mit mageren 25 Punkten aus 28 Spielen brisant. Nur weil die Konkurrenz im Keller noch schlechter ist, steht der FCA als Fünfzehnter aktuell vier Punkte vor dem Relegationsplatz.
Mangel an Autorität
Der entscheidende Grund für Baums Aus ist aber, dass der Trainer bei allem taktischen und methodischen Fachwissen den Rückhalt innerhalb der Mannschaft verloren hatte. Jeffrey Gouweleeuws Kritik an Baums Umstellungen beim 0:4 gegen Hoffenheim machte das einmal mehr deutlich. Zuvor hatten bereits die Fälle Caiuby und Hinteregger offengelegt, dass es dem Trainer an Autorität mangelt. Der ungewöhnliche Versuch, dieses Problem durch die Installation des erfahrenen und prominenten Ex-Nationaltorwarts Jens Lehmann als Co-Trainer zu lösen, ist gescheitert. Lehmann muss nach nur etwas mehr als zwei Monaten wieder gehen.
Klare Widersprüche
So weit, so nachvollziehbar. Die Begründungen, die Manager Stefan Reuter und Präsident Klaus Hofmann am Dienstag für die radikalen Einschnitte beim FCA abgegeben haben, stecken dennoch voller Widersprüche. Schwarz hatte sich intern bereits rund um den Jahreswechsel gegen Baum positioniert und die defensive Anfälligkeit der Mannschaft moniert. Der Technische Direktor wurde deshalb im Zuge der Lehmann-Verpflichtung aus dem Umfeld der Mannschaft und von der Trainerbank verbannt. Es ist mindestens kurios, dass der langjährige Weggefährte von Reuter nun gemeinsam mit Baum gehen muss.
Die Trennung von Schwarz, der als Fachmann für Scouting und Kaderplanung gilt, begründet Reuter mit zuletzt nicht mehr so glücklichen Transfers. Zugleich begründet Präsident Hofmann die Vertragsverlängerung mit Reuter bis 2023 damit, dass der FCA seit Jahren mit wenig Geld gute Arbeit mache. Viel widersprüchlicher kann man sich seine Sicht der Dinge nicht zurechtzimmern.
kicker-Redakteur David Bernreuther kicker
Auch Reuters Darstellung, er habe erst am Montag Kontakt zu Martin Schmidt aufgenommen, entspricht wohl nicht der Wahrheit. Nach kicker-Informationen wurde Schmidt bereits vor einiger Zeit erstmals kontaktiert. Nun muss der Schweizer eine Mannschaft auf Kurs bringen, der es zuletzt an Disziplin, Einstellung und Charakterstärke mangelte. Eine Aufgabe, an der Baum scheiterte.