Basketball

Pustet Stephenson erneut? - Schröders Herkulesaufgabe

Vorschau: NBA-Play-offs, Eastern Conference

Pustet Stephenson erneut? - Schröders Herkulesaufgabe

Topscorer und Crunchtime-Messias der Celtics: Isaiah Thomas gegen All-Star-Kollege Jimmy Butler (re.).

Topscorer und Crunchtime-Messias der Celtics: Isaiah Thomas gegen All-Star-Kollege Jimmy Butler (re.). Getty Images

Boston (1., 53:29) - Chicago (8., 41:41)

Nicht der amtierende Meister Cleveland, sondern die Boston Celtics (53:29) stehen im Play-off-Baum der Eastern Conference ganz oben. Der Rekordmeister verdankt dies in erster Linie Isaiah Thomas, mit durchschnittlich fast 29 Punkten pro Spiel drittbester Scorer der Liga. Der nur 1,75 Meter große Spielmacher ist schier dauerhaft im Attack-Mode und gerade um den Ring herum nur schwer zu stoppen. Doch auch in Boston ist Basketball keine One-Man-Show! Die von Brad Stevens trainierten Kelten traten seit dem All-Star-Break auch mit einer starken Defense auf. Als bester Verteidiger sei dabei Avery Bradley genannt. "Keine Frage: Sie sind ein taffes Team. Aber wir haben in dieser Saison gerade gegen die großen Teams mit viel Selbstbewusstsein gespielt", erklärte Bulls-Guard Dwyane Wade nach dem Regular-Season-Finale gegen Brooklyn.
Chicago (41:41) ist also bereit für einen Schlagabtausch mit dem Ost-Primus; nach sieben Siegen aus den letzten neun Spielen und dem damit verbundenen Erreichen der K.-o.-Runde auch kein Wunder. Mit Jimmy Butler, Wade und Rajon Rondo hat der sechsmalige Champion auch einiges an Star-Power zu bieten. Für Spielmacher Rondo geht es in der Best-of-Seven-Serie gegen seinen Ex-Klub (2006-14), mit dem er 2008 Champion geworden war.
kicker-Tipp: Zwar endete der Hauptrundenvergleich 2:2, in der Postseason aber wird sich der Favorit durchsetzen. Hinter Wade, Butler und Rondo fehlen Bulls-Coach Fred Hoiberg verlässliche und erfahrene Optionen. Boston gewinnt 4:2.

Cleveland (2., 51:31) - Indiana (7., 42:40)

LeBron James gegen Salomon Hill (li.)

Der King weiß, dass es besser werden muss: LeBron James im Duell mit Salomon Hill (re.) von den Pacers. Getty Images

Nach der Trade-Deadline gewannen die Cleveland Cavaliers (51:31) nur noch elf von 26 Partien und verspielten somit nach einem 40:16-Start in die Saison noch die Spitzenposition in der Eastern Conference. Allerdings schien dem amtierenden Champion Platz 1 auch nicht übermäßig wichtig, wurde beispielsweise LeBron James in den letzten Tagen der Regular Season für die Play-offs geschont. Gerade in der Defensive war es eine holprige Spielzeit für die Cavaliers, die dazu mit vier Niederlagen am Stück endete. Damit wäre man auch gleich bei der entscheidenden Frage angekommen: Alles nur Taktik? Zeigen die Cavs gleich zu Beginn der Postseason wieder ihr wahres Gesicht?

Vorschau, Western Conference

Ähnlich wie die Chicago Bulls haben sich auch die Indiana Pacers (42:40) erst durch einen siegreichen Schlussspurt das Play-off-Ticket gesichert. Ob es trotz Paul Georges bislang bester Scoring-Season (23,7 Punkte) zur Überraschung reicht, ist eher unrealistisch, auch weil Indiana bei weitem nicht mehr so defensivstark wie noch vor einigen Jahren ist. Zwar haben die Pacers schon einige Play-off-Schlachten gegen James geschlagen, zumeist aber hieß der Gewinner LBJ. Selbst mit der Rückkehr von Lance Stephenson wird sich dies wohl nur kaum ändern. Aber immerhin könnte der extrovertierte Flügelspieler für ein paar Highlights in der Serie sorgen. Wer erinnert sich nicht an das Pusten in LeBrons Ohr?
kicker-Tipp: "Ich kenne die Antwort und weiß, warum wir eine großartige Chance haben." LBJ gibt sich vor dem Duell mit den Pacers selbstbewusst - und wird seinen Worten aller Voraussicht nach Taten folgen lassen. Cavaliers in vier.

Toronto (3., 51:31) - Milwaukee (6., 42:40)

Giannis Antetokounmpo gegen Toronto

Mr. Vielseitig: Bucks-Greek-Freak Giannis Antetokounmpo gegen Jonas Valanciunas (li.), DeMarre Carroll und Cory Joseph. picture-alliance

Die Toronto Raptors (51:31) beendeten zum zweiten Mal in Folge die Hauptrunde mit mehr als 50 Siegen. Dementsprechend genießen die Kanadier auch in dieser Spielzeit wieder Heimrecht in Runde 1. Auch wenn die Raptors fünf W’s weniger als im Vorjahr einfuhren, hat sich die Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison keineswegs verschlechtert. DeMar DeRozan unterstrich mit 27,3 Punkten pro Spiel seine All-Star-Nominierung und sprang zugleich in die Bresche, als Backcourt-Kollege Kyle Lowry wegen einer Handgelenk-OP mehrere Wochen pausieren musste. Dazu hob General Manager Masai Ujiri den Kader während der Spielzeit auf ein (speziell defensiv) höheres Level durch die Verpflichtungen von Serge Ibaka und den ehemaligen Bamberger P.J. Tucker.
Verletzungen waren eines der Hauptthemen während der Regular Season der Milwaukee Bucks (42:20). Obwohl sich Jabari Parker erneut schwer am Knie verletzte und Khris Middleton über 50 Partien verpasste, schaffte es das Team aus Wisconsin als Sechster des Ostens in die K.-o.-Runde. "Man stelle sich nur vor, wie gut wir gewesen wären, hätten uns beide über das gesamte Jahr zur Verfügung gestanden", orakelte Center Greg Monroe, der erstmals an den Play-offs teilnehmen wird. Dabei wird "Moose" neben Giannis Antetokounmpo eine wichtige Rolle einnehmen. Der "Greek Freak" ist die Allzweckwaffe der Bucks, beendete er die Hauptrunde in den Kategorien Punkte, Rebounds, Assists, Steals und Blocks pro Spiel schließlich in den Top-20 - nie zuvor wurde dies von einem Spieler erreicht.
kicker-Tipp: Erfahrung vs. Talent - am Ende werden sich die etablierten Kräfte aus Toronto durchsetzen. Die Raptors wissen spätestens seit dem Conference-Finale im Vorjahr, wie man in den Play-offs spielen muss. Das muss Milwaukee erst noch lernen. Raptors 4, Bucks 2.

Washington (4., 49:33) - Atlanta (5., 43:39)

Kräftemessen im Back-Court: John Wall und Dennis Schröder (li.).

Kräftemessen im Back-Court: John Wall und Dennis Schröder (li.). Getty Images

Mit der Verpflichtung von Scott Brooks als neuem Cheftrainer waren die Hoffnungen bei den Washington Wizards (49:33) vor Saisonbeginn sehr hoch gewesen. Doch nach einem Katastrophenstart kehrte schnell Ernüchterung in die US-Hauptstadt ein. Am Ende war, auch nach einer zwischenzeitlichen 17-Siege-Serie zu Hause, (fast) alles wieder gut in "the Nation’s Capital": Erstmals seit 38 Jahren gewannen die Wizards wieder ihre Division. Einer der Schlüssel zum Sieg in Runde eins der Play-offs dürfte im Backcourt liegen. Dort sorgen John Wall und Bradley Beal für mächtig Wirbel: Über 45 Punkte legt das Duo pro Partie auf.
Und damit sind wir automatisch bei den Atlanta Hawks (43:39) und Dennis Schröder angelangt. Denn der Braunschweiger wird es häufig mit dem pfeilschnellen Wall zu tun bekommen. Ist der ebenfalls quirlige 23-Jährige dieser Mammutaufgabe gewachsen? Doch auch die Hawks haben gefährliche Spieler in ihren Reihen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei wohl auf Paul Millsap, der über ein feines Händchen von der Dreierlinie verfügt. Direkt unter den Körben wird es zum Aufeinandertreffen zwischen Meister und Lehrling kommen: Hawks-Center Dwight Howard hat gegen seinen Back-up aus der gemeinsamen Zeit in Orlando, Marcin Gortat, mit Sicherheit Vorteile in puncto Athletik und Scoring.
kicker-Tipp: Traditionell ist das Duell zwischen #4 und #5 das wohl engste. Auch diesmal dürfte eine Serie über die komplette Distanz niemanden verwundern. Letztlich könnte also der Heimvorteil das Zünglein an der Waage sein. Die Wizards schicken Schröder mit 4:3 in die vorzeitige Sommerpause.

Sandro Schüssler

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