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"Projekt Langbogen": Noch mehr Vorwürfe gegen ManCity

Spaniens Liga fordert Bestrafung für Citizens und PSG

"Projekt Langbogen": Noch mehr Vorwürfe gegen ManCity

Steht Manchester City bald Kopf? Der englische Meister muss sich mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen.

Steht Manchester City bald Kopf? Der englische Meister muss sich mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen. imago

Laut den vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und dem Recherchenetzwerk EIC geteilten Dokumenten hat der Scheich über Jahre verschleierte Zahlungen an seinen Klub geleistet, was gegen die Richtlinien des Financial Fair Play (FFP) verstoßen würde. Abgewickelt worden sei der Betrug mit Sponsoren, die viel weniger bezahlt haben sollen, als im Vertrag festgeschrieben war. Die Differenz sei dann aus dem Privatvermögen des Scheichs geflossen.

So soll zum Beispiel die Fluglinie Etihad lediglich sieben Millionen Euro überwiesen haben, die restlichen 52 Millionen habe die Abu Dhabi United Group (ADUG) bezahlt. Eine Holding, über die Scheich Mansour der Klub gehört. So soll auch mit anderen Partnern vorgegangen worden sein. Als Beweise sollen vermeintlich von Klubmitarbeitern geschriebene Mails dienen, in denen auch die Rede ist von "alternativen Quellen", die von "Seiner Hoheit zur Verfügung" gestellt worden seien. Zudem sollen Sponsorenverträge auf Zuruf zurückdatiert worden sein. Offiziell haben der Scheich und seine Partner in den vergangenen zehn Jahren rund 1,46 Milliarden Euro in den Klub gesteckt.

Manchester City - Vereinsdaten
Manchester City

Gründungsdatum

01.01.1880

Vereinsfarben

Hellblau-Weiß

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"Projekt Langbogen"

Auch in einem weiteren Bereich sollen die Citizens getrickst haben, um das FFP zu umgehen. Der Klub soll Millionen in der Bilanz gespart haben, indem er eine geheime Strohfirma einrichtete, um Spieler für ihre Bildrechte zu bezahlen. Durch dieses Vorgehen sei es ManCity laut dem "Spiegel" möglich gewesen, 30 Millionen Euro bei den Marketing-Ausgaben einzusparen. Innerhalb des Vereins soll die Maßnahme unter dem Decknamen "Project Longbow" (Langbogen) gelaufen sein. Klub-Funktionär Simon Cliff erklärte den Namen in einer E-Mail. Der Langbogen sei die Waffe gewesen, mit der die Engländer einst die Franzosen in den Schlachten von Crecy und Azincourt besiegt hätten. Der Vergleich soll auf den damaligen UEFA-Präsident und Franzosen Michel Platini, Vater des Financial Fair Play, abzielen, der "besiegt" werden müsse.

UEFA wartet ab - ManCitys dünne Stellungnahme

Die UEFA teilte am Dienstag auf SID-Anfrage mit, "einzelne Fälle aufgrund von vertraulichen Verpflichtungen, die die UEFA respektieren muss, nicht kommentieren" zu können. Der Dachverband scheint abzuwarten, aus welcher Quelle die Football Leaks geschöpft haben. Illegal beschaffte Daten wären als Beweise kaum nutzbar. Die Citizens antworteten auf die Vorwürfe bislang nur mit einer dünnen Stellungnahme. Es sei "ein klarer Versuch, der Reputation des Klubs zu schaden", hieß es, als es um vermeintliche und verbotene "Geheimgespräche" mit dem damaligen UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino ging. Ziel damals: eine möglichst geringe Strafe nach Verstößen gegen das FFP. Im Jahr 2014 war City mit einer Geldstrafe in Höhe von zunächst 60 Millionen Euro belegt worden und so um den Ausschluss aus der Champions League herumgekommen. Laut FFP-Regularien darf ein Eigentümer Fehlbeträge nur bis zu einem sehr geringen Maße aus dem Privatvermögen ausgleichen.

Natürlich wollen sie den Regeln folgen, sie tun, was sie tun müssen. Ich bin ganz ehrlich. Ich weiß nicht, was da genau los war.

ManCity-Coach Pep Guardiola

Für das augenscheinliche Verschieben von Millionenbeträgen zwischen Abu Dhabi und Manchester fehlen bislang die unumstößlichen Beweise - ähnlich wie bei Paris St. Germain und Katar. Der Deal mit der UEFA vor vier Jahren dürfte auch deshalb zustande gekommen sein, weil die superreichen Investoren dem Dachverband für den Fall des Ausschlusses aus der Champions League mit einer Klagewelle gedroht haben sollen.

Spaniens Liga fordert UEFA zum Handeln auf

Die spanische Fußball-Liga hat die UEFA nun aufgefordert, gegen den englischen Meister und auch gegen PSG vorzugehen. "Die UEFA sollte jetzt einschreiten, die existierenden Regeln umsetzen und alle notwendigen Sanktionen einleiten", sagte La-Liga-Sprecher Joris Evers der britischen Zeitung "The Times". "Die UEFA sollte ihren Job machen und das FFP durchsetzen." La-Liga-Präsident Javier Tebas hat nach "Times"-Informationen schon vor einem Jahr an die UEFA geschrieben und gefordert, dass Manchester City und auch Paris Saint-Germain für ihr Verhalten bestraft werden.

sid/las