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Portugal entlässt Carlos Queiroz

Nationaltrainer stolpert über Fehlverhalten

Portugal entlässt Carlos Queiroz

Verkündete die Entlassung von Carlos Queiroz als Nationaltrainer: FPF-Präsident Gilberto Madail.

Verkündete die Entlassung von Carlos Queiroz als Nationaltrainer: FPF-Präsident Gilberto Madail. picture-alliance

Queiroz war vor zehn Tagen von der portugiesischen Anti-Doping-Agentur (ADoP) für sechs Monate gesperrt worden, weil er im Trainingslager vor der WM in Südafrika eine Doping-Kontrolle der ADoP behindert haben soll. Dabei soll er die Kontrolleure, darunter auch ADoP-Präsident Luís Horta, mit obszönen Worten wüst beschimpft haben. Queiroz verteidigte sich mit der Aussage, er habe im Trainingslager in Covilha lediglich die Privatsphäre seiner Spieler schützen wollen.

Am 19. August hatte der portugiesische Fußballverband FPF den 57-jährigen zunächst nur milde bestaft. Queiroz erhielt eine Sperre von 30 Tagen und eine Geldstrafe über 1000 Euro, weil der Verband es als nicht erwiesen ansah, dass der Coach die Kontrolleure über seine Beschimpfungen hinaus tatsächlich bei den Doping-Kontrollen behinderte.

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Beim FPF lief gegen Queiroz aber ein weiteres, am vorvergangenen Wochenende eingeleitetes Verfahren. Denn der Coach hatte im Interview der Wochenzeitung "Expresso" behauptet, FPF-Vizepräsident Amandio de Carvalho stehe an der Spitze einer Verschwörung, die es auf eine Entlassung des Nationaltrainers abgesehen habe.

Sportliche Leistungen zusätzlicher Makel

Zu allen Querelen kamen zuletzt auch noch mäßige Leistungen der Nationalmannschaft hinzu, die aus den ersten beiden Partien der EM-Qualifikation unter Co-Trainer Agostinho de Oliveira in Norwegen (0:1) und zu Hause gegen Zypern (4:4) nur einen Punkt holte. Aber bereits nach dem WM-Aus im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Spanien (0:1) gährte es im Verband.

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Die defensive Spielweise der "Lusos" soll nicht nur die Fans und die Medien, sondern auch die Nationalspieler um Weltstar Cristiano Ronaldo und viele FPF-Funktionäre verärgert haben. FPF-Präsident Madail ließ durchblicken, dass die Leistung der "Selecção" bei der WM eine Rolle beim Rausschmiss gespielt haben dürfte. "In Südafrika wurden nicht alle Ziele erfüllt", betonte er.

Bereits nach der WM hieß es in den portugiesischen Medien, Queiroz sei nur deshalb nicht sofort nach dem Aus gefeuert worden, weil der FPF die finanziellen Konsequenzen gefürchtet habe. Eine Kündigung des bis 2012 laufenden Vertrages hätte den Verband damals fünf Millionen Euro gekostet. Die Sperre durch die Doping-Agentur habe nun eine fristlose Kündigung möglich gemacht, heißt es jetzt in Lissabon.