Aus Abidjan berichtet Michael Bächle
Ändern, das steht fest, wird sich ja sowieso nichts. Zumindest wenn man den Menschen in Abidjan glaubt. Das katastrophale 0:4 zum Gruppen-Abschluss gegen Äquatorialguinea hat die Euphorie im Gastgeberland deutlich gedämpft. Und der Trainerwechsel, mitten im Turnier vollzogen, hat die Stimmung auch nicht steigen lassen. Vielleicht auch, weil Emerse Faé, nach der Entlassung von Jean-Louis Gasset plötzlich vor dem Duell gegen Titelverteidiger Senegal (Montag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) Interimstrainer - gar nicht die erste Wahl des Verbands war.
In einer spektakulären Aktion hatten die Oberen im ivorischen Fußball versucht, Hervé Renard, den Trainer der französischen Frauen-Nationalmannschaft bis Turnierende "auszuleihen", um das bislang so enttäuschend verlaufende Heimturnier noch irgendwie zu retten. Renard hatte die Elfenbeinküste 2015 zur letzten Trophäe beim Afrika-Cup geführt, davor bereits 2012 sensationell mit Sambia triumphiert. Und: Als Kenner des afrikanischen Fußballs weilt Renard derzeit ohnehin in der Elfenbeinküste. Genug Argumente, um einen Trainer ohne jegliche Vorbereitung mitten ins Turnier zu werfen. Oder zumindest besser, als mit Gasset weiterzumachen.
Sogar der ivorische Premierminister Robert Beugré Mambé soll Renard gebeten haben, den Job zu übernehmen, so der Coach in einem "L'Equipe"-Interview. "Ich hatte nicht das Recht, dazu Nein zu sagen, unmöglich", so der 55 Jahre alte Coach, der bei der WM 2022 mit Saudi-Arabien den späteren Weltmeister Argentinien geschlagen hatte. Wer dieses Recht aber hatte: der französische Fußballverband. Der hatte für so viel Nostalgie nichts übrig und verweigerte die Freigabe.
Trainersorgen bei Marokko und Tansania
Es ist nicht die erste kuriose Trainer-Kapriole während dieses Turniers. Nein, die Elfenbeinküste ist nicht mal die erste Mannschaft, die ein Spiel ohne ihren eigentlichen Chefcoach bestreiten wird. Bereits nach dem ersten Spiel war Tansanias algerischer Trainer Adel Amrouche für acht Spiele gesperrt worden, nachdem er behauptet hatte, Tansanias Auftaktgegner Marokko übe großen Einfluss auf den afrikanischen Verband CAF aus und könne unter anderem die Schiedsrichter für die eigenen Spiele auswählen.
Marokko wiederum hatte zuletzt seine eigenen Trainersorgen zu bewältigen. Erfolgscoach Walid Regragui, der die Nordafrikaner bei der WM in Katar sensationell ins Halbfinale geführt hatte, geriet nach Abpfiff der zweiten Partie gegen die DR Kongo mit dem gegnerischen Abwehrmann Chancel Mbemba noch auf dem Feld so heftig aneinander, dass er für zwei Spiele gesperrt wurde - unter anderem also für das Achtelfinale gegen Südafrika am Dienstag. Nach einer erneuten Anhörung hob der CAF die Sperre aber auf. Amrouche dürfte sich bestätigt fühlen.
Und dann war da auf einmal der Name Zinedine Zidane. Nach dem blamablen Gruppen-Aus steht bei Algerien, Sieger von 2019, das Aus von Coach Djamel Belmadi an - und im Zuge dessen hatte der Verband bei Zidane angefragt. Der Franzose algerischer Abstammung sagte aber direkt ab. Offenbar, so Berichte aus Frankreich, schielt der ehemalige Coach von Real Madrid, der seit zweieinhalb Jahren keinen Job mehr angenommen hat, weiter auf den Job des französischen Nationaltrainers, wenn der Vertrag von Didier Deschamps 2026 ausläuft. Aber bis zu dessen Vertragsende gibt es ja nochmal einen Afrika-Cup ...