DEL

Platz zehn fest im Blick: Vier wollen nach oben schauen

DEL-Vorschau: Die Außenseiter

Platz zehn fest im Blick: Vier wollen nach oben schauen

Wollen mit ihren Teams in die Play-offs: Thomas Popiesch, Constantin Braun, Ville Lajunen und Kevin Clark (v.li.). 

Wollen mit ihren Teams in die Play-offs: Thomas Popiesch, Constantin Braun, Ville Lajunen und Kevin Clark (v.li.). 

Fischtown Pinguins

Ausgangslage: Mit erstaunlicher Konstanz tummelten sich die Bremerhavener in den letzten Jahren unter den besten Acht der DEL. Konstanz ist das Zauberwort, zumal die Norddeutschen seit dem Einstieg in die DEL 2016 noch nie schlechter als Platz 10 abschnitten. Und Konstanz herrscht bei den Pinguins auch beim Personal, beginnend bei Coach Thomas Popiesch, der die Pinguins schon aus der DEL2 in die DEL geführt hatte und der dienstälteste Coach der Liga ist.  

Kader: Auch auf der Spielerseite gelingt es Bremerhaven immer wieder, selbst Topspieler länger zu binden. Insgesamt kamen so auch im Sommer 2023 nur acht Neuzugänge. Der schwedische Routinier Anders Grönlund (34) soll dabei den schmerzlichsten Abgang, den von Abwehrchef Philip Samuelsson nach Straubing, vergessen machen. Sein Profi-Debüt in Deutschland feiert zudem Lukas Kälble (25), der nach sieben Jahren in Nordamerika erstmals in der DEL auflaufen wird. Im Tor kehrte der Lette Kristers Gudlevskis (31) an die Nordsee zurück und soll mit Shootingstar und WM-Teilnehmer Maximilian Franzreb eines der besten Goalie-Duos der DEL bilden. 

Stärken & Schwächen: Die Pinguins stehen für defensive Kompaktheit, Physis, gute Torhüter, aber auch zumindest zwei gefährliche Sturmreihen. Mit immerhin zwölf Spielern über 30 ist das Team zudem sehr erfahren, kann aus diesem Grund aber gegen schnelle und spielstarke Teams Probleme bekommen. Erst recht, wenn diese auch noch tief besetzt sind. 

Ausblick: Die letzten Jahre haben gelehrt, dass man Popiesch und sein Team nicht unterschätzen oder gar abschreiben darf. Bleibt der nicht allzu tief besetzte Kader von größeren Verletzungen verschont, dürfte Bremerhaven erneut unter den besten Zehn, vielleicht sogar wieder den besten Acht landen. 

Nürnberg Ice Tigers

Ausgangslage: Für die Ice Tigers ist es Jahr eins nach der Ära von DEL-Rekordscorer- und Torschütze Patrick Reimer, der im Alter von 40 Jahren zurücktrat. Nun geht es ohne den langjährigen Kapitän weiter. Trotz begrenzter finanzieller Mittel schnitt Nürnberg seit der Übernahme von Ex-NHL-Coach und -Funktionär Tom Rowe vor knapp zwei Jahren - mit Platz acht und neun - zuletzt zweimal besser ab als von vielen erwartet. 

DEL - Saison 2023/24

Kader: Die Franken verpflichteten mit nur sieben Neuen die wenigsten aller 14 Klubs. Die beiden prominentesten Akteure kamen in der Abwehr mit dem Schweden Ludwig Byström und dem ehemaligen Berliner Meisterspieler Constantin Braun, der zuletzt Kapitän bei Absteiger Bietigheim Steelers gewesen war. Im Sturm holte Sportdirektor Stefan Ustorf nach den Abgängen von Topscorer Gregor MacLeod (Köln) und Tyler Sheehy (Straubing) in Evan Barratt und Charlie Gerard (beide aus der ECHL) erneut hierzulande kaum bekannte Akteure, die in der Vorbereitung allerdings - an der Seite von Ustorfs Sohn Jake - bereits nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnten.  

Stärken & Schwächen: Das Spiel der Ice Tigers ist schnell und offensiv, wobei als Kehrseite die Defensive in der vergangenen Spielzeit mit 186 Gegentoren das große Manko gewesen war. Während einige direkte Konkurrenten sehr erfahren aufgestellt sind, setzt Nürnberg auf die Jugend, belegt durch einen Altersschnitt von im Schnitt unter 26 Jahren. Dem Kader fehlt gerade im Angriff insgesamt etwas Tiefe. 

Ausblick: Ungeachtet des Karriereendes von Reimer, dessen Trikot am Freitag kommender Woche bei einer Zeremonie unter das Hallendach der Nürnberger Arena gehängt werden wird, sowie Abgängen weiterer wichtiger Spieler haben die Ice Tigers sich qualitativ nicht unbedingt verschlechtert. Ein Platz zwischen acht und zehn ist wieder drin. 

Viele neue Gesichter: Die Trainer der DEL-Saison 2023/24

Löwen Frankfurt

Ausgangslage: Als Aufsteiger starteten die Löwen in der vergangenen Saison stark und schafften am Ende immerhin noch Platz zehn. Mit einem erhöhten Etat hofft man in der hessischen Metropole nun auf den nächsten Schritt. Allerdings ohne Coach Gerry Fleming, der in die lukrativere Schweiz zum EHC Kloten wechselte. Sein Nachfolger ist mit Matti Tiilikainen ein Rückkehrer, denn der Finne war bereits zwischen 2018 und 2020 für Frankfurt in der DEL2 verantwortlich gewesen. 

Kader: Mit Ex-NHL-Akteur Carter Rowney und dem deutschen Torjäger Dominik Bokk hatte Frankfurt 2022/23 zwei DEL-Topspieler in den eigenen Reihen. Nun wurde der Etat erhöht, um weitere Qualität zu holen. Aus Schwenningen kam in Ville Lajunen einer der besten Offensivverteidiger der Liga, dazu mit Maksim Matushkin, Ben Blood sowie den Stürmern Cody Kunyk und Cam Brace gleich vier Spieler aus Finnland. Joseph Cramarossa, zuvor für kurze Zeit in Mannheim, verfügt über NHL-Verfahrung.   

Stärken & Schwächen: Schon im vergangenen Jahr verfügte Frankfurt nicht zuletzt dank Rowney und Bokk über zwei absolute Torgaranten. Jetzt ist das Team auch noch ein wenig tiefer geworden, zumal mit Kevin Bicker, Markus Schweiger oder Lua Niehus auch deutsche U-Nationalspieler für das erforderliche U-23-Kontigent gewonnen werden konnten. Ein Fragezeichen besteht im Tor, wo Joe Cannata (33) erst noch beweisen muss, dass er den nach Berlin abgewanderten Jake Hildebrand ersetzen kann. Der noch immer recht hohe Altersschnitt (über 28 Jahre) könnte sich im Saisonverlauf in Sachen Dynamik und Spritzigkeit negativ bemerkbar machen.  

Ausblick: Die Löwen sind nach der soliden ersten Saison nach der DEL-Rückkehr im Angriffsmodus und streben nach höherem. Jenseits von Bokk fehlt allerdings ein wenig Qualität bei den deutschen Spielern, sodass ein erneuter Platz zwischen 8 und 10 ein realistisches Szenario ist. 

Großes Aufrüsten in Mannheim und Berlin

Düsseldorfer EG

Ausgangslage: Eigentlich wollten die Düsseldorfer nach der knapp verpassten direkten Play-off-Qualifikation im Frühjahr Platz sechs ins Visier nehmen, doch nach mehreren verletzungsbedingten Ausfällen schraubten die Rheinländer kurz vor dem DEL-Start ihren eigenen Erwartungen selbst erst einmal herunter. Auf der Trainerbank gab es auch bei der DEG eine Veränderung: Thomas Dolak - zuvor schon als Co-Trainer dabei - löste den Schweden Roger Hansson als Chef ab und steht vor seiner ersten DEL-Saison als Cheftrainer eines Profi-Teams. 

Kader: Mit Verteidiger Kyle Cumiskey und Stürmer Brendan O'Donnell werden zwei Schlüsselspieler zumindest in den ersten Saisonwochen erneut nicht zur Verfügung stehen. Obendrein riss sich mit Stephen MacAulay ein weiterer wichtiger Stürmer wenige Tage vor dem Start das Kreuzband und verpasst so womöglich die komplette Saison. Die wichtigsten Verpflichtungen im Sommer waren - neben dem NHL- und KHL-erfahrenen Phil Varone - die der Ex-Berliner Stürmer Kevin Clark (35) und Bennet Roßmy (20) sowie der Abwehrspieler Sinan Akdag (kam aus Mannheim), Oliver Mebus (Nürnberg) und Moritz Wirth (Bremerhaven). Nun soll noch einmal nachgelegt werden. 

Stärken & Schwächen: Der norwegische Nationalkeeper Henrik Haukeland ist der vielleicht beste Keeper der Liga und war Hauptgarant dafür, dass die DEG 2022/23 mit nur 137 Gegentoren über die drittbeste Defensive der DEL verfügte. Die Abgänge der beiden deutschen Schlüsselspieler Daniel Fischbuch (Mannheim) und Tobias Eder (Berlin) schmerzen - neben den Verletzungen - allerdings sehr. Hinter der Offensive steht so ein großes Fragezeichen. 

Ausblick: Können DEL-Novize Dolak und sein Team den schwierigen Startverhältnissen trotzen? Falls ja, ist die DEG ein sicherer Top-10-Kandidat. Bei fortschreitenden personellen Problemen droht aber sogar das Abrutschen in den Keller.   

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jom