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Juve-Legende Alessandro del Piero: "Pirlo braucht Unterstützung"

Bianconeri tun sich in dieser Saison weiterhin schwer

"Pirlo braucht Unterstützung": Juve-Legende del Piero erkennt alarmierende Anzeichen

Kennen sich bestens aus gemeinsamen Juve- und Squadra-Azzurra-Tagen: Alessandro del Piero (links) und Andrea Pirlo.

Kennen sich bestens aus gemeinsamen Juve- und Squadra-Azzurra-Tagen: Alessandro del Piero (links) und Andrea Pirlo. imago images

Hatte die italienische Presse nach dem überraschenden Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Porto vor allem Aushängeschild Cristiano Ronaldo als Schuldigen auserkoren und von dessen "Versagen" gesprochen, wurde an diesem Sonntag klar, dass das sicherlich nicht der alleinige Grund für die Turiner Saison voller Stolpersteine, Straucheleien sowie negativer Erlebnisse ist.

Schließlich war CR7 beim peinlichen 0:1 im Heimspiel gegen Aufsteiger Benevento am Sonntag noch der einzige Aktivposten. Ziemlich viele Abschlüsse verzeichnete der Portugiese, der erst eine Woche zuvor beim 3:1 in Cagliari einen Dreierpack geschnürt hatte und überhaupt schon wieder bei 23 Saisontoren in 24 Partien steht. Allein kein Schuss landete im Kasten des krassen Außenseiters, der wohl selbst nur in den kühnsten Träumen von einem Auswärtssieg im Allianz Stadium geträumt hatte.

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"Pirlo, Flop und Fehler!"

In jedem Fall sorgte diese Pleite für den nächsten Rückschlag in einer ohnehin bislang für Juve-Maßstäbe verkorksten Saison, diese vierte Serie-A-Niederlage in 27 Partien hielt den Rückstand auf Tabellenführer Inter Mailand bei zehn Zählern.

Und für die italienische Presse war die Sache klar. "Pirlo, Flop und Fehler! Juventus hat wohl die letzte realistische Chance auf den Meistertitel verspielt", schrieb etwa die "Gazzetta dello Sport" und bezog sich dabei auch auf den katastrophalen Fehlpass von Arthur vor dem 0:1. "Juve, ciao Scudetto! In zehn Tagen hat die Alte Dame die zwei wichtigsten Saisonziele verspielt. Juves Pirlo kommt nicht in Schwung", ergänzte passend dazu der "Corriere dello Sport" und fügte an, dass Ronaldo bereits resigniert habe "in einem Team, das ihn kaum unterstützt. Es scheint, als würde er in der Wüste predigen". "Tuttosport" kommentierte obendrein: "Eklatante Niederlage: Jetzt wackelt Pirlos Trainerstuhl wirklich."

Doch tut er das wirklich? Kann am Ende des Tages ein im Sommer installierter unerfahrener Trainer, der wegen Corona verspätete Neuzugänge und keine saubere Vorbereitung zur Verfügung bekommen hatte, für all das allein verantwortlich gemacht werden? Der frühere Weltklassespieler und Weltmeister von 2006 meinte schließlich nach der neuesten Niederlage nicht zu Unrecht: "Der Trainer kann wenig tun, wenn es zu individuellen Fehlern der Spieler kommt."

Rückendeckung erhielt der 42-jährige Pirlo ("Wir müssen weiterhin an unsere Meisterchance glauben") zunächst von Sportdirektor Fabio Paratici: "Wir haben weiterhin Vertrauen in Pirlo. Wir machen mit ihm weiter."

Del Pieros Rezept: "Ein Mix aus allem"

Und auch Pirlos früherer Juve-Teamkollege sowie Nationalmannschaftskumpane bei der erfolgreichen WM 2006 sprach sich gegenüber "ESPN" klar für den Trainerneuling aus. Die Turiner Vereinslegende (zwischen 1993 und 2012 höchst erfolgreich für die Bianconeri aktiv) machte vielmehr mangelndes Teamverständnis aus: "Da läuft vieles schief ... Die fehlende Konzentration der Spieler oder das allgemeine Fehlen von klarem Verstand, was meine Aufgaben auf dem Feld sind, stimmt einen nachdenklich. Schließlich braucht man, um ein erfolgreiches Team zu formen, mehr als nur die Summe aller Einzelspieler - ein Mix aus allem, verschiedene Begebenheiten, Spieler, Klub, Trainer, Talent. Erst damit schaffst du eine Einheit."

Andrea Pirlo

Das "Projekt Pirlo" hat bei Juventus noch nicht so recht gezündet, es soll aber weitergeführt werden. imago images

"Doch was bei Juve gerade zu sehen ist", so del Piero weiter, "ist einfach nur Konfusion. Wenn man das Team spielen sieht, dann sieht man nicht, dass alle am selben Strang ziehen. Und so ein Spiel wie gegen Benevento, das darf man einfach nicht verlieren. Benevento hat seit drei Monaten nicht mehr gewonnen - und bislang überhaupt nicht ein einziges Mal auswärts." Dafür nun Coach Pirlo die alleinige Schuld anzulasten, sei laut del Piero der falsche Weg: "Er braucht natürlich viel Unterstützung. Und Juve hat gesagt, dass sie mit Pirlo weitermachen wollen, um ein Projekt entstehen zu lassen. Sie unterstützen ihn - und warum auch nicht? Schließlich haben sie ihn im vergangenen Sommer quasi direkt von 0 auf 100 zum Cheftrainer gemacht. Und sind wir ehrlich, wir haben schon oft gesehen, dass Projekte erfolgreich waren nach einem weniger erfolgreichen Start."

Am Ende des Tages sei Pirlos Schicksal allerdings auch eng verknüpft mit der Champions League, sollte Juventus die Qualifikation dafür verpassen, wäre das fatal.

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