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Overwatch League: Mehr Geld für alle?

Blizzards Turniersystem im Fokus

Overwatch League: Mehr Geld für alle?

Die neue Overwatch League im Fokus.

Die neue Overwatch League im Fokus. ESL

Auf der BlizzCon enthüllte Blizzard das große Geheimnis um Overwatch. Schon länger diskutierte die Community über eine mögliche Liga und bekam mit der Overwatch League nun die Bestätigung. Das US-amerikanische Unternehmen setzt dabei auf unkonventionelle Ideen – zumindest was den eSport betrifft. Die Liga ähnelt dem amerikanischen Franchising-System. Dies bedeutet, dass nur eine gewisse Anzahl an Teams bei der Overwatch League teilnehmen. Die bekommen dann aber einen festen Vertrag, sodass es weder Auf- noch Absteiger gibt. Der Fokus liegt außerdem auf regionalen Mannschaften, was im eSport noch nicht allzu verbreitet ist. Beim amerikanischen Franchising-System, wie bei der NHL oder der NFL, sind die Teams außerdem Lizenzinhaber der Liga, was ihnen einen Teil der Einnahmen der Liga verspricht. Ob die Organisationen bei der Overwatch League ebenfalls Lizenzinhaber sind, ist noch nicht klar. Infolge der Regionalisierung steht eins jedoch fest: Die Liga wird in verschiedene Regionen unterteilt. Spieler treten in Amerika, Europa, China, Korea und Asien-Pazifik gegeneinander an. Aber was genau ist daran so besonders?

Die Probleme der LCS

Um die Besonderheit der Overwatch League zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die League of Legends Championship Series (LCS). Hier haben die Teams und der Veranstalter Riot Games schon länger mit einigen Problemen zu kämpfen. In den vergangenen Monaten fingen Größen wie Rick Fox und Shaquille O'Neal an, in den eSport zu investieren. Alle können größere Mengen Geld in ihre Teams pumpen und haben somit auch bessere Möglichkeiten, die eigenen Spieler zu bezahlen. Infolgedessen stiegen die Gehälter der Profis in letzter Zeit extrem an, wie uns auch Ex-LoL-Profi Marcel 'dexter' Feldkamp berichtete. (http://esport.kicker.de/esport/lol/info/662831/artikel_dexter_lol-gehalt-in-amerika-deutlich-hoeher.html)

Der Overwatch Atlantic Showdown war eines der ersten großen Overwatch-Turniere.

Der Overwatch Atlantic Showdown war eines der ersten großen Overwatch-Turniere. kicker eSport

Daraus resultiert jedoch auch ein Ungleichgewicht, denn einige traditionelle eSport-Vereine können sich die eigenen Spieler nicht mehr leisten. Teams suchen daher händeringend nach Investoren und fordern nun unter anderem ein Franchising-System in der LCS. Dies würde bedeuten, dass man weder auf- noch absteigen kann. Den Organisationen wird so eine gewisse Sicherheit geboten, die neue Sponsoren anlocken könnte. Immerhin sind eSport-Enthusiasten im Durchschnitt männlich und zwischen 21-34 Jahre alt, wie eine Studie der Seite Newzoo bekannt gab. (http://www.esports-conference.com/wp-content/uploads/2016/05/NEWZOO_Free_2016_Esports_Market_Report.pdf) Der Knackpunkt ist aber, dass klassische Sportvereine genau dieses Publikum nicht erreichen und daher eine komplett neue Zielgruppe erschließen könnten. Der Einstieg von Sportklubs wäre also nicht nur für die Vereine selbst profitabel, sondern auch für den eSport.

Von Sicherheit und Stabilität

Infolgedessen macht Blizzard genau das, was LoL-Teams momentan fordern. Und es scheint zu funktionieren: Denn das finnische Eishockey-Team IFK Helsinki sieht Potenzial in dem Shooter und kaufte sich Anfang November ein Overwatch-Team, welches momentan an kleineren Turnieren teilnimmt. Laut des LoL- und Overwatch-Casters Christopher 'MonteCristo' Mykles bekunden noch mehr Sportvereine ihr Interesse. Zum Overwatch Worldcup auf der BlizzCon soll Blizzard mehrere Manager von unter anderem Basketball- und Eishockeyklubs eingeladen haben, um ihnen den eSport näher zu bringen. Vor allem die Regionalität spielt für die Vereine eine große Rolle. Diese erlaubt außerdem zusätzliche Einnahmen durch Ticketverkäufe. Schon der FC Schalke 04 liebäugelte vor einigen Monaten mit der Austragung der LCS in der eigenen Veltins Arena. „Lokale Teams sind uns extrem wichtig. Wir wollen einfach sicherstellen, dass die Teams stabil sind. Wir wollen etwas kreieren, auf das sich Spieler verlassen können“, erzählte uns Overwatch-Lead Designer Geoff Goodman im Interview.

Sollten dank des Systems der Overwatch League also mehr traditionelle Sportvereine in den eSport einsteigen, könnte dies vor allem zu einem professionelleren Umfeld für die Profis führen. Die Klubs konnten immerhin ihre eigenen Strukturen über mehrere Jahrzehnte hinweg aufbauen und perfektionieren. Diese könnten dann auch auf den eSport angewendet werden. Ob Blizzards Konzept letztlich so aufgeht, wie es der Entwickler geplant hat, wird sich in Zukunft zeigen. Offizielle Informationen zum Start der Liga gibt es bisher noch keine. Die Community muss sich also noch gedulden.

kon